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Einkassierte Räder hebt die Stadt vier Wochen lang auf, bis sie entweder versteigert oder verschrottet werden Polizei und Ordnungsamt "knacken" 24 Fahrradschlösser vorm Bahnhof

17.09.2011, 04:28

Die großen Fahrradparkplätze am Hauptbahnhof verkommen offenbar immer mehr zu einem "Friedhof für Drahtesel". Aus diesem Grund geht das Ordnungsamt rigoros gegen lange Zeit ungenutzt herumstehende Räder vor und setzt nach vier Wochen den Bolzenschneider an. 24 Fahrräder wurden erst gestern wieder am Bahnhofsvorplatz einkassiert. Sie kommen zunächst ins Fundbüro. Dort können eventuelle Besitzer das Rad abholen, was aber so gut wie nie vorkommt.

Magdeburg. Die Taxifahrer vom Stand am Konrad-Adenauer-Platz sehen etwas ungläubig zu den Stadtordnern herüber. Haben die da etwa wirklich einen Bolzenschneider in der Hand, mit dem sie Fahrradschlösser knacken? Tatsächlich, aber die Polizei müssen die Taxifahrer nicht rufen, sie ist schon da.

Denn alles hat seine Rechtmäßigkeit. Gerd Dorn und sein Kollege Sebastian Issler vom Magdeburger Stadtordnungsdienst walten hier lediglich ihres Amtes und stellen alte, seit mindestens vier Wochen unbewegte alte Fahrräder sicher. Sie wurden von den Beamten in regelmäßigen Abständen beobachtet und fotografiert.

"Bei den meisten Rädern ist es auch eindeutig, dass sie herrenlos sind. Da ist keine Luft mehr auf den Reifen, der Rahmen setzt bereits Rost an, oder es fehlt zum Beispiel eines der Räder", erklärt Ordnungsbeamter Sebastian Issler.

An vielen Rädern habe das Schloss sogar mehr Wert als das Fahrrad. Deshalb sind auch Mitarbeiter der AQB angerückt. Sie haben einen Trennschleifer mit dabei und schleifen die Schlösser auf, die die Ordnungsbeamten nicht so einfach mit dem Bolzenschneider öffnen können.

Die Stadtordner werden an diesem Tag auch unterstützt von Polizeiobermeister Harald Stockmann vom Polizeirevier Magdeburg und einem Ermittler der Kripo.

Beide überprüfen die Räder, ob nicht vielleicht Diebesgut darunter ist. Die Wahrscheinlichkeit dürfte in Anbetracht der Zahlen recht hoch sein: Bis zum Juni dieses Jahres wurden in Magdeburg 1203 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres waren es 927 Fälle. Das ist eine Zunahme von fast 30 Prozent. Dennoch: Nicht eines der Räder war als gestohlen gemeldet oder codiert.

Für die Beamten ist es unerklärlich, warum so viele "Wracks" am Bahnhof herumstehen. Bereits im Juli dieses Jahres hatten die Stadtordner 22 Fahrräder auf dem Bahnhofsvorplatz (Volksstimme berichtete) sichergestellt. Die Räder wurden einige Wochen im Ordnungsamt mit Foto öffentlich gezeigt. Aber nicht ein Eigentümer meldete sich, so dass ein Teil der Räder verschrottet wurde.

Noch brauchbare Drahtesel wurden bei einer Auktion des Ordnungsamtes verkauft.

Das gleiche Schicksal droht nun den gestern sichergestellten Fahrrädern.

Magdeburgs Stadtordnungsdienstchef Gerd vom Baur vermutet, dass die Eigentümer das Fahrrad irgendwann aufgegeben haben. Weil dies offenbar häufiger vorkommt, müssen die Kontrollen auch weiterhin alle drei bis vier Monate erfolgen. "Wenn wir das nicht tun würden, wären die Fahrradständer mit ungenutzten Rädern überfüllt", so Gerd vom Baur.