Gerüste an der Villa Lübecker Straße 8b Sanierung für letztes Überbleibsel der Mundlos-Nähmaschinenfabrik
Das letzte Überbleibsel der Nähmaschinenfabrik von Heinrich Mundlos am gleichnamigen Ring schlummerte Jahre vor sich hin. Doch seit einiger Zeit künden Gerüste von einer bevorstehenden Sanierung.
Neue Neustadt. Volksstimme-Leser Henning Hoffmann war aufgefallen, dass sich an der leer stehenden Villa neben dem Heinrich-Mundlos-Ring etwas regt. "Vor Kurzem wurden Gerüste an dem seit circa drei Jahren ungenutzten Objekt aufgebaut,", schreibt er an die Redaktion. Ihm sei es jedoch bisher nicht gelungen, Auskunft über die Pläne des Eigentümers zu erfahren, erklärt er weiter. Auch die Volksstimme konnte bisher nur den früheren Eigentümer ausfindig machen.
Laut dem Villenführer der Stadt wurde die Villa an der Lübecker Straße 8b, die sich zwischen dem Neubaugebiet am Heinrich-Mundlos-Ring und dem Neustädter Friedhof hinter hohen Bäumen versteckt, 1901 von den Architekten Cornelius und Jaehn entworfen. Bauherr des zweistöckigen durch Erker reich gegliederten Gebäudes war der Magdeburger Fabrikant und Stadtrat Rudolf Arendt. Heinrich Mundlos hatte 1863 mit seinem Partner Hermann Schulz eine Nähmaschinenfabrik gegründet. 1876 trat Rudolf Arendt der Firma bei und wurde sechs Jahre später Teilhaber. Nach mehreren Standorten u.a. an der Peterstraße, Diesdorfer und Leipziger Straße wurde schließlich 1884 die Lübecker Straße 8 die Hausanschrift des Unternehmens.
Das Geschäft florierte, Mundlos glänzte mit zahlreichen Innovationen wie der Schnellnäh-Zickzackmaschine. Zur Jahrhundertwende arbeiteten bis zu 600 Magdeburger in der Fabrik, 40000 Nähmaschinen verließen die Fließbänder jährlich. An deren Export nach Russland, Südamerika, China und Japan hatte Rudolf Arendt maßgeblichen Anteil. Gleich neben die Fabrik ließ sich Arendt die Villa bauen. Während die Fabrik und damit letztendlich auch das Unternehmen Mundlos im Zweiten Weltkrieg durch den Bombenangriffe am 16. Januar 1945 zerstört worden war, blieb die Villa unbeschadet erhalten.
Letzter Nutzer war eine Sicherheits- und Logistikfirma, deren Namensschild noch immer am Eingang hängt. Birgit Schmidt ist als Geschäftsstraßenmanagerin für die Lübecker Straße seit drei Monaten im Einsatz und daher eigentlich ideale Ansprechpartnerin für leer stehende Gebäude.
Doch über die Arendt-Villa hat sie auch keine Informationen. "Seit meinem Amtsantritt habe ich bereits mit vielen Eigentümern gesprochen, aber wem die Villa gehört, ist auch mir nicht bekannt", erklärte sie im Volksstimme-Gespräch. Die Volksstimme wird weiter recherchieren, um den möglichen Retter des letzten Überbleibsels der Nähmaschinenfabrik von Heinrich Mundlos ausfindig zu machen.