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Das erste Dessauer Weihnachtssingen war ein voller Erfolg Was für ein Abend: Hunderte Dessauer singen im Regen auf dem Theatervorplatz

Auch das schlechte Wetter konnte die Stimmung nicht verderben: Die Dessauer kamen und blieben, um gemeinsam Weihnachtslieder anzustimmen.

Aktualisiert: 15.12.2024, 16:47
Theater und Umfeld erstrahlten im Lichterglanz und gaben dem Abend eine besondere Atmosphäre.
Theater und Umfeld erstrahlten im Lichterglanz und gaben dem Abend eine besondere Atmosphäre. Fotos: Thomas Ruttke

Dessau/MZ. - Wie selbstverständlich nimmt Leopoldina den Applaus entgegen. Sie ist ihn gewohnt, die Operndiva, auch wenn man, um der Wahrheit Genüge zu tun, hinzufügen müsste: die einstige Operndiva. Wenn da nur nicht der Freund neben ihr wäre, der ihr brüsk die Illusion nimmt: Nicht ihretwegen seien hunderte Menschen vors Theater gekommen.

Weihnachtssingen vorm Anhaltischen Theater
Weihnachtssingen vorm Anhaltischen Theater
Thomas Ruttke

Leopoldina ist eine Puppe, eine kindsgroße Ratte, gespielt von Kerstin Dathe. Der Maus verleiht Steffen Weltzien Stimme, Mimik und Gestik. Und beide kommentieren auf ihre Art von der Bühne herab am Sonnabend des Weihnachtssingen vor dem Theater. Es ist das erste an diesem Ort.

Vor einem halben Jahr kam das Theater auf Annemarie Eilfeld zu: Ob sie, die Roßlauer Schlagersängerin, sich vorstellen könne, das Weihnachtssingen zu moderieren. „Wow, es ist Sommer, und da soll ich an Weihnachten denken?“

Textsicher dank Spickzettel.
Textsicher dank Spickzettel.
Foto: Thomas Ruttke

Sie sagte zu und steht nun auf der Bühne, stimmt die Lieder an und animiert die Menschen zum Mitsingen. Die Texte gab’s auf der Theater-Website zum Herunterladen, Mitarbeiter vom Besucherservice des Theaters verteilen sie und kleine Kerzen. Das Programm besteht aus den Klassikern: „Oh, Tannenbaum“, „Stille Nacht“, „Süßer die Glocken nie klingen“ und dem unvermeidlichen „Last Christmas“, bei dem es zu nieseln beginnt und zu dem ein Vater mit seinem Kind auf den Schultern tanzt. Auch wenn das Wetter zunehmend ungemütlich wird, „Stadtwerkewetter“ hatte es Dino Höll, Chef der als Sponsor engagierten Stadtwerke, in seiner Begrüßung genannt, es scheint niemand gehen zu wollen.

Der Posaunenchor Dessau  gestaltete das Programm auf der Bühne mit.
Der Posaunenchor Dessau gestaltete das Programm auf der Bühne mit.
Thomas Ruttke

Den Sound zum gemeinschaftlichen Singen liefert eine sehr junge Berliner Jazzband. Ob sie damit nicht unterfordert seien? Nein, sagt Simon Hunger, der Schlagzeuger, der Stilmix mache Spaß und man schaue in viele lächelnde Gesichter. Ob man geprobt habe? Als Band schon, mit Annemarie Eilfeld habe man gesprochen, „da ist viel auf Zuruf“.

Das funktioniert auch, als der „Jahrgang 7 des musikalischen Profils“ vom Philanthropinum „Go, tell it on the mountain“ anstimmt, die jungen Sängerinnen und Sänger zu Hochform auflaufen und die Band es grooven lässt.

Die Bühne, die Theaterfassade und die Staudenbeete links und rechts – alles ist illuminiert. Fast könnte man die querstehenden Lkw, mit denen die Straße blockiert ist, als dezente Sicherheitsmaßnahme übersehen.

Weihnachtsmann und  VIP-Gäste  kamen mit der historischen Straßenahn.
Weihnachtsmann und VIP-Gäste kamen mit der historischen Straßenahn.
Thomas Ruttke

Dazwischen liest Kirchenpräsident a.D. Joachim Liebig die Weihnachtsgeschichte, tritt der Posaunenchor Dessau auf. Angesprochen darauf, ob die kühlen Temperaturen ein Problem seien, öffnet Klaus Schulz die Hand und zeigt das darin verborgene, messingglänzende Mundstück: „Wir können immer.“ Ein Weihnachtsmann, angereist mit der historischen Straßenbahn, verteilt kleine Geschenke und eine Gruppe Mädchen drängt ihn zum Gruppenselfie.

Es beginnt stärker zu regnen, noch immer bleiben die Leute, gewärmt von Glühwein und Punsch, und wollen singen, und Steffen Schwalba, Leiter des Philan-Chors, ruft ins Publikum, man möge sich vorstellen, der Regen sei Schnee.

Gegen Ende haben die Operndiva und ihr mausgrauer Freund noch einen Auftritt, sie erzählen Witze. Und dieser hier ist wirklich lustig: Stehen zwei Schneemänner beieinander. Sagt der eine zum anderen: Findest du nicht auch, dass es hier nach Möhren riecht?