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Neues Projekt an Grundschule Teuchern Wie aus kleinen Streithähnen Diplomaten werden sollen

Die Grundschule Teuchern besitzt seit kurzem eine sogenannte Friedensbrücke. Was es mit dem neuartigen Projekt des CJD auf sich hat und warum es künftig in Serie gehen könnte.

Von Meike Ruppe-Schmidt 15.12.2024, 17:35
Andreas Demuth übergab die Friedensbrücke  an  Schulsozialarbeiterin  Elfrun Burkhard und die Schüler der Reinhard-Keiser-Grundschule Teuchern.
Andreas Demuth übergab die Friedensbrücke an Schulsozialarbeiterin Elfrun Burkhard und die Schüler der Reinhard-Keiser-Grundschule Teuchern. Foto: CJD

Teuchern - Sie ist knapp 2,50 Meter lang, wiegt 44 Kilo und wurde aus Fichtenholz angefertigt: die sogenannte Friedensbrücke des Christlichen Jugenddorfwerks Sachsen-Anhalt (CJD). Seit wenigen Tagen steht das hölzerne Bauwerk in der Reinhard-Keiser-Grundschule in Teuchern. Was es damit auf sich hat: „Die Friedensbrücke ist ein Instrument zur Streitschlichtung“, erklärt Schulsozialarbeiterin Elfrun Burkhard vom CJD.

Hintergrund: „Konflikte gehören zur Lebenswelt von Kindern dazu“, sagt Burkhard. „Sie können und sollen nicht vermieden werden. Aber es ist unsere Aufgabe, Kindern zu lernen, ihre Konflikte nicht durch Raufereien auf dem Schulhof zu lösen.“ Die Friedensbrücke solle stattdessen einen diplomatischen Weg aufzeigen, mit Auseinandersetzungen umzugehen. „Sie fördert die Dialog- und Kooperationsfähigkeit der Kinder.“

Vier Stufen der diplomatischen Lösung

Und das funktioniert durch die vier Stufen der Treppe, durch die die Kinder Schritt für Schritt aufeinander zugehen. „Beim Betreten der ersten Stufe erzählen die Kinder, was aus ihrer Sicht passiert ist.“ Dafür stehe symbolisch der Mund. „Auf der zweiten Stufe schildern sie, wie sie sich bei dem Konflikt gefühlt haben.“ Symbolisch dafür steht das Herz. „Auf der dritten Stufe machen die Kinder ihre Vorschläge für eine Streit-Lösung.“ Dafür steht das Symbol Glühbirne. „Auf der obersten Stufe vereinbaren die Kinder dann eine Lösung und besiegeln diese mit Handschlag, um den Streit beizulegen.“

Vorteil dieser Methode: „Sie ist fair, gewaltfrei und hat keinen Verlierer“, so Burkhard. Und: „Die Kinder erleben, dass ein Konflikt immer zwei Seiten hat und erfahren, wie man damit konstruktiv umgeht.“ Zudem lernen sie, ihre eigenen Gefühle verständlich auszudrücken, einander aktiv zuzuhören und empathisch zu reagieren.

Instrument zur Streitschlichtung

Entdeckt hatte Burkhard die Idee der Brücke im Internet - und war sofort begeistert. Darum wandte sie sich an ihren Arbeitgeber und stieß auf offene Ohren bei Andreas Demuth, Gesamtleiter des Sozialunternehmens CJD Sachsen-Anhalt. „Gerade mit Blick auf die derzeit instabile Weltlage, in der es immer mehr kriegerische Auseinandersetzungen gibt, kann man nicht früh genug damit ansetzen, Kindern Instrumente zur Streitschlichtung zur Verfügung zu stellen“, sagt Demuth. „Denn Streithähne gibt es an jeder Schule und das wurde früher wie heute durch Raufereien ausgetragen.

Das Problem ist aber, dass die Streithähne von heute irgendwann die Großen der Zukunft sein werden, die an den roten Knöpfen der Welt sitzen.“ Demuths Überzeugung: „Wenn Kinder also von Klein auf lernen, emphatisch zu sein und Perspektivwechsel einzunehmen, dann besteht die Hoffnung, das sie Konflikte auch später auf friedlichem Weg lösen werden.“

Nutzung in Kitas und Grundschulen vorgesehen

Der Prototyp der Brücke wurde übrigens in der „CJD Südharz-Werkstätten“ in Sangerhausen gefertigt. „Als Christliches Jugenddorfwerk sehen wir in der Präventionsarbeit, die dieses Instrument bietet, einen klaren Auftrag“, so Demuth. Es gehe darum, die Begriffe Gerechtigkeit, Vielfalt und Menschenwürde erlebbar zu machen. „Das sind keine leeren Schlagwörter sondern die Basis für unsere Demokratie und unser Rechtsstaatsverständnis.“ Eine Voraussetzung für den Erfolg dieser Arbeit seien aber auch die Schulsozialarbeiter selbst. „Ihre Arbeit sollte in Sachsen-Anhalt fest an Schulen implementiert werden“, sagt Demuth. Nur so könne eine Wissensvermittlung wie beispielsweise das Projekt Friedensbrücke langfristig angelegt werden.

An der Grundschule Teuchern soll die Friedensbrücke übrigens nach den Weihnachtsferien zum Einsatz kommen. Demuth: „Sollte sich das Instrument bewähren, können wir uns vorstellen, die Friedensbrücke in Serie anzufertigen - ganz speziell für die Nutzung in Schulen und Kitas.“ Damit die Welt von morgen vielleicht ein kleines Stück friedlicher wird.