Bundestagswahl Rekord: Die Börde schickt vier Bundestagsabgeordnete nach Berlin
Zum ersten Mal werden vier Abgeordnete aus dem Wahlkreis in den Deutschen Bundestag einziehen. Neben dem Gewinner des Direktmandates kommen drei über die Landesliste rein.

Haldensleben. - Für den Landkreis Börde endete die Bundestagswahl am Sonntag mit einem historischen Ergebnis. Zum ersten Mal werden vier Abgeordnete aus dem Wahlkreis in den Deutschen Bundestag einziehen. Denn neben dem Gewinner des Direktmandates, Jan Wenzel Schmidt von der AfD, werden dank ihrer guten Platzierungen auf der Landesliste auch Anna Aeikens (CDU), Franziska Kersten (SPD) und David Schliesing (Die Linke) im neuen Parlament vertreten sein.
Schmidt hatte in allen Wahlbezirken die Nase vorn, lediglich in einigen Briefwahlbezirken konnte er nicht den Sieg erringen. Sein bestes Ergebnis erzielte er im Oschersleber Ortsteil Peseckendorf, wo er auf 69,8 Prozent der Erststimmen kam. „Es ist für mich eine besondere Ehre, dass wir so stark abgeschnitten haben“, sagte der 33-Jährige in Hinblick auf die Mehrheit der Stimmen im Heimatwahlkreis.
Die Zweitplatzierte, Christdemokratin Aeikens, holte in Seggerde ihr prozentual bestes Ergebnis. Dort erhielt sie 34 Prozent der Stimmen. Linken-Politiker David Schliesing holte seinen Spitzenwert mit 24,2 Prozent in Calvörde. Sozialdemokratin Franziska Kersten konnte in Breitenrode auf 21,4 Prozent kommen. Am späten Wahlabend war bei allen drei Bewerbern klar, dass sie ins Parlament einziehen werden. Am wahlfreudigsten waren übrigens die Bülstringer. Hier lag die Wahlbeteiligung bei 87 Prozent. Schlusslicht in der Börde war Oschersleben, wo aber auch immerhin noch 75 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuz gesetzt haben.
Gibt es eine Zusammenarbeit?
„Wir werden einiges vor Ort zu tun haben in der Politik“, sagte Anna Aikens am Tag nach der Wahl. Es sei wichtig, Politik aus Berlin heraus spürbar zu machen. „Ich freue mich auf die Herausforderung und gemeinsam mit einer starken CDU Politik hier vor Ort zu gestalten“, so die 26-Jährige.
Über eine mögliche Zusammenarbeit mit den anderen drei Abgeordneten aus dem Wahlkreis Börde-Salzland habe sich die Christdemokratin bisher keine Gedanken gemacht. „Wie das Mandat vor Ort ausgelebt wird, liegt in der Verantwortung jedes einzelnen“, sagte Anna Aikens gegenüber der Volksstimme. „Grundsätzlich weiß ich, was ich dem Wahlkreis bieten und vor Ort gestalten möchte. Dadurch, dass ich neue Kandidatin bin, müssen wir jetzt eine ganze Menge vorbereiten und auch schauen, wie die Resonanz ist“, fügte sie hinzu.

Erfahrung auf bundespolitischer Ebene hat Franziska Kersten dagegen bereits gesammelt. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte die Sozialdemokratin das Direktmandat für den „alten“ Wahlkreis 67 Börde-Jerichower Land gewonnen. Über die Landesliste zieht die 56-Jährige nun erneut in den Bundestag ein. „Wenn man in der ersten Legislatur anfängt, muss man bestimmte Abläufe lernen, und es wäre für mich schon ein großer Verlust gewesen, wenn ich dieses Wissen nicht in einer zweiten Legislatur hätte einsetzen können“, sagte Franziska Kersten mit Blick auf die Strukturen, Machtverhältnisse und Entscheidungsfindung im Parlament. „Ich habe mich auch als Politikerin etabliert, die sowohl Landwirtschaft und Ernährung als auch Umwelt-Themen zusammenbringt. Und ich denke, dass ich da durch die reduzierte Anzahl an Mandatsträgern, vor allem aus dem Osten, auch eine wichtige Rolle spielen kann“, teilte die SPD-Politikerin weiter mit. Mit Anna Aikens (CDU) und David Schliesing (Die Linke) könne sie sich durchaus auch eine Zusammenarbeit vorstellen.
Kontakt aufgenommen
Das sieht Letzterer auch so. Mit Franziska Kersten habe er am Tag nach der Wahl bereits telefoniert, so Schliesing. Nur eine Zusammenarbeit mit AfD-Abgeordneten schließt er aus. „Alles andere lass ich mal auf mich zukommen“, so der 42-Jährige, der in Angern wohnt. Zwei Themen liegen dem Linken für seine Tätigkeit im Bundestag besonders am Herzen. Als Mensch, der aus Kultur kommt, möchte sich der Theatermann dafür einsetzen, dass Kunst und Kultur im Grundgesetz verankert werden. „Außerdem müssen wir europapolitisch weiter denken, jenseits von nationalstaatlichem Denken“, so Schliesing.