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Kommunalwahl Zerbster Stadtrat: CDU nicht mehr stärkste Kraft - Christdemokraten landen hinter AfD und FFZ auf Platz 3

Die Christdemokraten können ihr Ergebnis von 2019 verteidigen, landen aber nur noch auf Platz 3. Gewinner der Kommunalwahl sind die Freie Fraktion und die AfD. Sozialdemokraten, Freie Demokraten und Linke verlieren Sitze. Wie kommentieren die Spitzenkandidaten das Ergebnis?

Von Thomas Kirchner Aktualisiert: 11.06.2024, 08:47
Margitta und Klaus-Dieter Zander geben ihre Stimmen für den neuen Zerbster Stadtrat und den Kreistag ab. „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit wählen zu gehen“, betont Klaus-Dieter Zander.
Margitta und Klaus-Dieter Zander geben ihre Stimmen für den neuen Zerbster Stadtrat und den Kreistag ab. „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit wählen zu gehen“, betont Klaus-Dieter Zander. Foto: Thomas Kirchner

Zerbst - Die CDU ist nicht mehr stärkste Kraft im neu gewählten Zerbster Stadtrat. Mit 19,47 Prozent und sieben Sitzen konnten die Christdemokraten ihr Ergebnis aus 2019 zwar verteidigen, landeten aber dennoch nur auf Platz 3. Gewinner der Wahlen sind die Freie Fraktion Zerbst (FFZ) und die AfD, die kräftig zulegen konnten. Die FFZ erreichte 22,33 Prozent, vier Prozentpunkte und einen Sitz mehr als 2019, nämlich acht statt bisher sieben.

CDU

„Wir sind dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen, auch über den erneuten Vertrauensvorschuss der Wähler. Ich gestehe aber auch, dass drittstärkste Kraft nicht unser Anspruch war und ist“, kommentiert Jonas Döhring das Ergebnis der Christdemokraten. Er selbst konnte die meisten Stimmen von den CDU-Kandidaten erringen, immerhin 1.017. Die Fraktion wolle nun, mit einer altersmäßig gemischten Fraktion, mit Sacharbeit und neuen Ideen für die Entwicklung der Einheitsgemeinde punkten.

FFZ

„Wir ziehen als zweitstärkste Kraft in den neuen Stadtrat. Das ist wirklich ein Grund zur Freude und zeigt, dass wir mit unserer bisherigen Arbeit den richtigen Kurs eingeschlagen haben“, sagt Mario Rudolf, der bisherige Fraktionsvorsitzende der FFZ und fügt an: „Wir bleiben nah am Bürger, wie bisher auch und danken allen, die uns unterstützt und uns ihr Vertrauen geschenkt haben.“

AfD

Gewinner der Stadtratswahl ist die Alternative für Deutschland, die mit 28,71 Prozent knapp 14 Prozent zulegen und ihre Anzahl der Sitze von fünf auf zehn verdoppeln konnte. „Wir haben unser Ergebnis und damit auch die Anzahl der Sitze im Stadtrat verdoppeln können, sind stärkste Kraft. Darauf sind wir stolz“, kommentiert der bisherige und sicher auch der künftige Fraktionsvorsitzende der AfD, Dirk Tischmeier, das Wahlergebnis. Der gesunde Menschenverstand der Wähler habe dieses Ergebnis möglich gemacht. „Wir hoffen, dass der Wählerwille in den nächsten fünf Jahren von den Mitbewerbern und auch vom Bürgermeister akzeptiert wird, denn er ist schließlich Bürgermeister aller Wähler“, erklärt Tischmeier.

Grafik Stadtratswahl Zerbst 2024
Grafik Stadtratswahl Zerbst 2024
Screenshot: Thomas Kirchner

FDP

„Das Ergebnis ist für uns und für den Stadtrat sehr ernüchternd. Die meisten Fraktionen konnten ihr Ergebnis der letzten Wahlen nicht halten beziehungsweise verbessern. Das trifft auch uns im Besonderen. Ziel des neuen Stadtrates bleibt, gemeinsam unsere Stadt und Ortschaften auf dem Land voranzubringen“, sagt Lutz Voßfeldt, der als einziger Kandidat der FDP in den Stadtrat einzieht. Die FDP hat zwei Sitze verloren.

SPD

Als eine „Mischung aus Frust und Erleichterung“, bezeichnet Silke Hövelmann das Ergebnis der SPD. „Nachdem es zu Beginn der Auszählung noch schlimmer aussah, konnten wir am Ende mit fünf Sitzen in den Zerbster Stadtrat einziehen. Das werden schwierige Jahre für den neuen Stadtrat. Das herausragende Ergebnis von Andreas Dittmann für den Kreistag bestätigt seine Anerkennung als Bürgermeister. Das macht Mut auch bei schwierigen Mehrheiten im Stadtrat“, sagt Silke Hövelmann, die immerhin 1.155 Stimmen für sich erlangen konnte.

Bündnis 90/Grüne

„Ich bin nicht unzufrieden. Mit 1,75 Prozent Verlust mussten wir nicht zu viele Federn lassen und konnten unsere zwei Mandate verteidigen, auch wenn wir uns gerne ein drittes gewünscht hätten“, sagt Christiane Schmidt, die auch künftig gemeinsam mit Bernd Wesenberg die Grünen im Stadtrat vertreten wird. Sie ist optimistisch, dass auch weiter eine konstruktive Zusammenarbeit gelingen wird.

Die Linke

„Herzlichen Dank an alle Wählerinnen und Wähler, die uns ihre Stimme gegeben haben. Wir werden uns auch weiterhin aktiv in den Stadtrat einbringen, jedoch in verkleinerter Fraktionsstärke“, sagt Alfred Schildt, der die Linke zusammen mit Eve Kienast im Stadtrat vertreten wird. Die Linke hat gegenüber der letzten Wahl 3,7 Prozentpunkte verloren und statt drei nur noch zwei Sitze.

Wählerliste Sport

Günter Benke, der weiterhin für die Wählerliste Sport im Stadtrat sitzen wird, hatte sich ein wenig mehr erhofft. „Zwar konnten wir unser Wahlergebnis im Vergleich zu 2019 mehr als verdreifachen, dennoch kam auch dieses Mal nur ein Sitz dabei heraus – wir hatten auf mindestes zwei gehofft. Nichtsdestotrotz werde ich mich weiterhin für den Sport und Soziales in unserer Einheitsgemeinde einsetzen, denn gerade hier lernen Kinder und Jugendliche soziale Kompetenz und ein respektvolles und demokratisches Miteinander“, betont Günter Benke.

Junge Kandidaten bis 30 Jahre

Die Parteien und Wählerlisten in Zerbst hatten insgesamt nur acht Kandidaten zur Stadtratswahl aufgestellt, die 30 Jahre und jünger sind – von insgesamt 91 Kandidaten, die zur Wahl standen. Bei der Stadtratswahl 2019 waren es acht Kandidaten. Die Grünen hatten immerhin vier auf ihrer Liste, bei SPD und CDU waren es jeweils zwei und bei der Wählerliste Sport eine Kandidatin. Das sind zehn Prozent. Auf den Kandidatenlisten der AfD, der Freien Fraktion (FFZ) und der FDP war kein einziger unter 30-Jähriger zu finden, bei den Linken war ein Kandidat 31 Jahre, der ein Mandant erringen konnte. Zwei von neun haben es in den Stadtrat geschafft. Das entspricht einer Quote von 5,56 Prozent.

Nur ein Drittel Frauen als Kandidatinnen

Bei den Frauen hat sich in diesem Jahr die Zahl auf den Kandidatenlisten (83 insgesamt) von 19 auf immerhin 32 erhöht. Das ist eine Steigerung von 22,89 auf 35,16 Prozent. Spitzenreiter sind Bündnis 90/Grüne und die Wählerliste Sport. Hier sind die Hälfte der Kandidaten Frauen, nämlich 13 von 25 (Grüne) und sechs von zwölf (WLS). Bei der FFZ waren es vier von 13, bei der SPD drei von zehn, bei CDU und AfD jeweils zwei von zehn, bei der Linken eine von vier und bei der FDP eine von sechs. In den Stadtrat gewählt wurden acht Frauen. Das entspricht einer Quote von 22,22 Prozent.

Was sagt Bürgermeister Andreas Dittmann?

„Ich danke erstmal allen, die am Sonntag in den Wahlvorständen und in der Wahlleitung bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet haben, um ohne Verzug die Europa- und Kommunalwahlen auszuwerten. Auch die unmittelbare Bereitstellung der Wahlergebnisse über die Homepage der Stadt hat gut und reibungslos funktioniert“, betont Andreas Dittmann (SPD).

Dittmann: „Für den Stadtrat hoffe ich, dass die Aussagen aus der Veranstaltung der Volksstimme noch immer gelten, dass die konstruktive und an Sachfragen orientierte Politik für die Bürgerinnen und Bürger unseres Stadtgebiets fortgesetzt wird. In diesem Sinne gratuliere ich allen gewählten Mitgliedern des neuen Stadtrates zu ihrer Wahl.“

Zerbster im Anhalt-Bitterfelder Kreistag

Nach Auszählung aller Stimmzettel steht nun fest: Stefan Wallwitz (CDU, 1.903 Stimmen), Dirk Tischmeier (AfD, 3.719 Stimmen), Cornelia Hesse (AfD, 1.800 Stimmen), Andreas Dittmann (SPD, 5.238 Stimmen), Holger Hövelmann (SPD, 898 Stimmen), Lysann Papenroth (GRÜNE, 226 Stimmen) und Mario Rudolf (FFZ, 2.036 Stimmen) ziehen für die Einheitsgemeinde Zerbst in den neu gewählten Kreistag ein.