Kommunalwahl Börde 2024 Landkreis Börde: So sieht der neue Kreistag aus
Die CDU liegt vorn, die AfD ist zweitstärkste Kraft. Was sagen die einzelnen Parteien und Wählergemeinschaften zum Wahlausgang im Landkreis Börde?
Haldensleben - Im neuen Kreistag des Landkreises Börde zeigen sich ähnliche Trends wie bei der Europawahl: Die CDU ist stärkste Kraft, die AfD liegt auf Platz zwei. Was sagen die Parteien und Wählergemeinschaften dazu?
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CDU in der Börde wird jünger
Die CDU kann im Landkreis Börde genau wie bei der Europawahl gestärkt in die nächste Amtszeit starten. Mit 30,86 Prozent erreicht sie einen höheren Wert als im Jahr 2019 „Als Erstes danke ich den Wählern für ihr Vertrauen in uns“, sagt Frank Nase (CDU). „Uns ist es in der Vergangenheit gut und teils besser als anderen gelungen, die Belange der Bürger zu berücksichtigen und in Realpolitik einzubetten.“ Die Stärke der CDU überrascht ihn nicht. „Die Börde ist seit jeher schwarz und meine Person und andere junge Männer und Frauen haben super Ergebnisse eingefahren. Wir machen Politik aus der Mitte, da sind junge Erwachsene, junge Eltern, die Politik für die Bürger machen und einen Generationenwechsel zur ,Altmänner’ CDU einläuten.“
Doch er weiß auch um die Schwierigkeiten, die vor ihnen liegen werden. „Wir haben ein dickes Brett zu bohren, um vorne zu bleiben. Wir haben einen Vertrauensvorschuss bekommen, den wir zurückzahlen müssen. Ich habe Bauklötze gestaunt über das Wahlergebnis, denn ich bin überzeugt, dass die Region nicht so blau-braun ist, wie es nach den Ergebnissen auf den ersten Blick scheint.“ Er wisse zwar, dass Europa- und Kommunalpolitik verschieden seien, er liest die Wahl dennoch als Vorbote für die Bundestags- und Landtagswahlen. Deswegen müsse die Politik jetzt genau hinsehen, was die Bürger wollen. „Es ist klar, dass die Politik im Bund und in Brüssel abgestraft wurde.“ Die CDU wird im künftigen Kreistag 17 Sitze bekommen.
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AfD ist vom Ergebnis überrascht
Die AfD ist ebenfalls Wahlgewinner. „Da sind wir selbst gar nicht von ausgegangen, dass der Zuwachs so massiv wird“, sagt Mathias Knispel (AfD). „Also dass es mehr wird, das schon. Aber dass es so viel mehr wird, hat uns überrascht. Der Zuwachs zeigt, dass die Bürger die Schnauze voll haben und diejenigen abgestraft und abgewählt haben, die regieren.“ Durch den Sitzzuwachs von neun auf 15 Sitze könnte sich einiges an der Arbeit der Fraktion verändern. „Wir haben eine noch größere Verantwortung aber auch mehr Leute, mehr Manpower. Der Wahlausgang war eindeutig konservativ mit CDU und AfD. Wir hoffen, dass die CDU künftig enger mit uns zusammenarbeitet und die Parteienkriege von Bundes- und Landesebene hier nicht fortgeführt werden.“ Wobei er betont, dass die „Brandmauer“ auf Kreisebene sowieso nicht so stringent war. „Wir haben schon mit den Linken oder den Grünen gestimmt und wir hoffen sehr, dass das so bleibt und wir konstruktiv zusammenarbeiten.“
Ernüchterung bei der Partei „Die Linke“
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Mehr Ernüchterung klingt etwa bei der Partei „Die Linke“ an. „Das Ergebnis war erwartbar und ist nicht zu beschönigen. Selbstverständlich werden wir unserer Arbeit im Kreistag weiter wie gewohnt nachgehen“, sagt Guido Henke (Die Linke). „Ich danke allen unseren Unterstützern und Wählern, dass sie uns ihre Stimme gegeben haben.“ Die Linke wird im Kreistag drei Sitze haben.
FDP sieht Schuld an Wahlergebnis bei Bundespartei
Wenig begeistert schaut die FDP auf den Wahlausgang. „Die Freude hält sich in Grenzen, in der vergangenen Wahlperiode hatten wir vier Sitze, jetzt sind es noch zwei. Das hat nicht an uns gelegen, sondern an der super Bundesregierung“, sagt Franz-Ulrich Keindorff (FDP). Die Arbeit würde deswegen mehr werden. „Die Ausschüsse sind ja trotzdem von uns zu besetzen.“ Er dankt allen Wählern, „die uns im Sinne der Demokratie die Treue gehalten haben.“
Haldenslebens Bürgermeister Bernhard Hieber (SPD) kommt in den Kreistag
Neu im kommenden Kreistag ist Bernhard Hieber (SPD). Als Bürgermeister von Haldensleben hat er klare Vorstellungen, wo sein Fokus künftig liegen wird. „Man sieht bei der Kommunalwahl, dass sich der Bundestrend durchgesetzt hat“, sagt er. „Persönlich bin ich sehr erfreut über das gute Wahlergebnis und sehe es als meine Aufgabe, dass die Stadt durch meine Arbeit im Kreistag profitiert.“ So gäbe es viele im Kreistag zu behandelnde Themen, die Einfluss auf die Stadt Haldensleben haben. Die SPD wird im kommenden Kreistag sieben Sitze haben.
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Grünen verlieren einen Sitz im Kreistag Börde
Die Grünen verlieren im künftigen Kreistag einen ihrer Sitze. „Wer die Wahlprognosen gesehen hat, dürfte von den Wahlergebnissen nicht überrascht sein“, sagt Bodo Zeymer (Bündnis 90/Die Grünen). Dennoch sei das Ergebnis enttäuschend. „Es geht weiter, wir müssen sehen, wie es wird. Wir haben zwei Sitze und das ist ja schon mal was.“ Man müsse schauen, mit wem man künftig zusammenarbeite. „Es sind viele dabei, die man nicht kennt. Aber ich bin optimistisch. Es gibt ja auch noch viele offene Projekte, die wir angehen müssen. Bis jetzt haben wir noch immer eine Lösung gefunden.“
KWG-Börde freut sich über Einzug in Kreistag
Die KWG-Börde blickt positiv auf die Zeit im Kreistag. „Wir sind eine kleine Wählergemeinschaft und unser Fokus liegt auf den Ortschafts- und Stadträten, aber auf Grund unseres Namens wollten wir auch für den Kreistag kandidieren“, sagt Mike Steffens (KWG-Börde). „Wir haben viele Stimmen dazu bekommen und das freut uns enorm. Wir werden schauen, was wir für die Bürger tun können und werden die Verwaltung und den Landrat weiter mit unseren kleinen Anliegen, etwa dem Radweg zwischen Farsleben und Moser, nerven.“ Die KWG-Börde hat einen Sitz und 1,7 Prozent bekommen.
UWG stellt eine der wenigen Frauen
Ebenfalls positiv geht Bogumila Jacksch für die UWG in den Kreistag. „Ich war sehr überrascht über das Ergebnis. Dass ich als Frau mit Migrationshintergrund mit die meisten Stimmen bekommen habe, freut mich sehr. Ich bin unwahrscheinlich glücklich und dankbar“, sagt sie. Traurig mache sie hingegen, dass nur so wenig Frauen im Kreistag sitzen.
Zukunft Börde zieht mit einem Sitz in den Kreistag
Dominik Weitz von Zukunft Börde ist von der Einwahl in den Kreistag positiv überrascht. „Es ist ganz toll, dass ich das geschafft habe. Wir sind ja nicht so bekannt, was es umso schöner macht, auch mit Stimmen etwa aus dem Sülzetal gewählt worden zu sein“, sagt er. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die gewählt haben und auch bei den vielen Wahlhelfern.“
Die Ergebnisse werden am 14. Juni vom Kreiswahlausschuss öffentlich um 11 Uhr bestätigt.
So ist der neue Kreistag besetzt:
CDU: 17 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Torsten Schubert 5704, Gritz Matz 4787, Thomas Schmette 4343, Norbert Eichler 4307, Guido Heuer 3610, Frank Nase 3357, Martin Dippe 3128, Manfred Behrens 2889, Tim Krümmling 2617, Hans-Werner Kraul 2609, Michael Heiligtag 2096, Albrecht von Bodenhausen 1971, Antje Schäfer 1722, Stefan Müller 1588, Hans Walker 1512, Swen Pazina 1497, Urban Jülich 1281
AfD: 15 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Felix Zietmann 6940, Uwe Schubert 5945, Mathias Knispel 5432, Thomas Schmirander 4951, Martin Reichardt 3637, Dirk Lassowski 3563, Diana Lorenz 3546, Jan Wenzel Schmidt 3037, Ralf Miegel 2651, Heinz-Peter Günther 2327, Jörg Geitner 2289, Michaela Kämpfert 2239, Frank Wolfin 2130, Marc Zeidler 2067, Marius Böttcher 1262
SPD: 7 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Bernhard Hieber 3771, Wolfgang Zahn 2761, Fabian Stankewitz 2155, Dirk Kuthe 1452, Christian Wolff 1280, Martin Schindler 1215, Christina Laqua 1202
UWG: 6 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Jörg Methner 4499, Benjamin Kanngießer 3395, Bogumila Jacksch 3183, Jürgen Kebernik 1619, Frank Frenkel 1222, Klaus Mewes 939
Die Linke: 3 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Guido Henke 1921, Volker Lüderitz 1637, Petra Hort 1498
Bündnis90/Die Grünen: 2 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Bea Franke 815, Bodo Zeymer 656
FDP: 2 Sitze; Gewählte Vertreterstimmen: Franz-Ulrich Keindorff 1018, Jens Ackermann 884
KWG: 1 Sitz; Gewählte Vertreterstimmen: Mike Steffens 1301
Zukunft Börde: 1 Sitz; Gewählte Vertreterstimmen: Dominik Weitz 2228