Stadtratswahl Quedlinburg Der Pfarrer und die Rechtsextremisten: Martin Michaelis will Mandat für AfD annehmen
Der umstrittene Pfarrer Martin Michaelis will sein Amt für die AfD im Stadtrat von Quedlinburg annehmen. Um seine Bewerbung für ein Stadtratsmandat auf der AfD-Liste hatte es zuvor große Diskussionen gegeben.
Quedlinburg. - Der umstrittene evangelische Pfarrer Martin Michaelis will sein Amt für die AfD im Stadtrat von Quedlinburg antreten. Das berichtet die mitteldeutsche Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" aus Weimar.
Michaelis war als Parteiloser für die AfD am Sonntag in das Kommunalparlament gewählt worden. Laut Kirchenzeitung erhielt er von allen Bewerbern mit 1.269 Stimmen das drittbeste Ergebnis.
Um die Bewerbung des Pfarrers für ein Stadtratsmandat auf einer AfD-Liste hatte es zuvor große Diskussionen gegeben. Nach Bekanntgabe seiner Kandidatur wurde Michaelis im März die Beauftragung für den Pfarrdienst in Gatersleben (Salzlandkreis) vom Kreiskirchenrat Egeln entzogen.
Der umstrittener Pfarrer Martin Michaelis will Mandat für AfD annehmen
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat gegen den früheren Vorsitzenden des Pfarrvereins im April ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Mit der Eröffnung des Verfahrens wurde ihm die öffentliche Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung, beispielsweise Tauf- oder Abendmahlsfeiern, für die Dauer des Verfahrens untersagt.
Zur Begründung hieß es, mit der Kandidatur für die AfD, deren Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Thüringen vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft würden, unterstütze Michaelis mutmaßlich deren Programmatik.
Er vermittele den Anschein, als sei rechtsextremes Gedankengut, das sich gegen die Menschenwürde, gegen das Demokratie- und gegen das Rechtsstaatsprinzip richte, vereinbar mit christlicher Theologie und Haltung sei. Michaelis selbst weist die Anschuldigungen zurück.
Kommunalwahlen 2024: So hat Quedlinburg bei der Stadtratswahl gewählt
Am Sonntag, 9. Juni, fand in Quedlinburg die Stadtratswahl statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,35 Prozent. Im Vergleich zu den Kommunalwahlen 2019 konnte die erwiesen rechtsextreme AfD ihre Stimmen in Quedlinburg mehr als verdoppeln.
Bei der Sitzverteilung zieht sie damit beinahe mit der CDU gleich: Die CDU hat zehn Sitze im Stadtrat, die AfD neun. Die Linke, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und die Unabhängige Wählergemeinschaft "Bürger für Gernrode" müssen Sitze einbüßen.