Fußball Der FCM kämpft gegen den Krampf
In den vergangenen Tagen hat Claus-Dieter Wollitz, Trainer des 1. FC Magdeburg, an taktischen und personellen Veränderungen gefeilt.
Magdeburg l Claus-Dieter Wollitz macht in diesen Tagen kein Geheimnis aus seiner Gefühlswelt. „Mich treibt es um – das liegt an den Ergebnissen und an der Art, wie wir momentan spielen“, betont er. Der Trainer des Drittligisten 1. FC Magdeburg stand in seiner Laufbahn bisher immer für attraktiven Offensivfußball. „Davon sehe ich bisher bei uns aber zu wenig“, ärgert er sich. In dieser Woche hat er deshalb einige Probleme angepackt. Und sehen will Wollitz am Sonntag (13 Uhr) beim TSV 1860 München erste positive Ergebnisse.
Für Wollitz waren die beiden Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Donnerstag eine Premiere. „Ich habe so etwas noch nie gemacht, nicht mal vor Relegationsspielen“, sagt er. Aber: „Es ging darum, Spielzüge in Ruhe durchzuplanen, laufen zu lassen.“
Der Trainer versuchte dabei, den Spielern auch eine gewisse Gelassenheit zu vermitteln. „Die Mannschaft hat zwar zuletzt gegen Chemnitz gekämpft. Es fehlte mir aber trotzdem der Spielwitz, die intuitiven Aktionen. Das war alles zu mechanisch, die Jungs schleppen einen Rucksack mit sich herum“, hat Wollitz festgestellt.
Besser werden könne es gerade nur, wenn sich die Spieler mehr zutrauen, „wenn sie richtig Lust haben, etwas zu gewinnen“. Momentan sei die Lage aber schwierig, weil die Angst vor dem Verlieren dominiere. Der Trainer ist trotzdem davon überzeugt, diesen Kampf gegen den Krampf zu gewinnen. Denn: „Ich habe einen gewissen Erfahrungsschatz, bin kein Trainer-Novize. Wir müssen die Probleme gemeinsam angehen. Ich habe den Spielern immer gesagt, dass sie dem Verein dienen sollen. Es funktioniert nicht, wenn sich ein Spieler über den Club stellt.“
Der FCM hat Spieler im Kader, die die von Wollitz geforderte Kreativität auf den Platz bringen können. Allen voran ruhen die Hoffnungen auf Spielmacher Mario Kvesic. Für den Coach ist das aber nur die halbe Wahrheit. „Wichtig ist, dass wir unser gesamtes Passspiel und die Laufwege verbessern. Da sehe ich Nachholbedarf. Und diese Grundlagen gehe ich im Training gezielt an.“
Denn nur dann könne ein Spieler wie Kvesic seine Stärken einbringen, die gefährlichen Pässe spielen, die Stürmer einsetzen. Bisher hat der Club gerade im Spielaufbau, der zu langsam ist, und bei den letzten Pässen in den Strafraum große Defizite.
In diesem Bereich hat der FCM Probleme. Nach Ecken und Freistößen ist das Team viel zu harmlos „Da haben wir noch sehr viel Luft nach oben“, kritisiert Wollitz. „Da geht es auch um Laufwege. Das Wichtigste ist aber, dass wir gute Spieler haben, die die Standards treten.“
Mario Kvesic, Timo Perthel, Sören Bertram und Jürgen Gjasula kommen dafür infrage. „Doch stabil ist noch keiner von ihnen“, ärgert sich der Trainer.
Die Lieblingssysteme von Wollitz, 4-1-4-1 und 4-3-3, haben beim FCM bisher nicht gezündet. Ein Fakt, auf den der Trainer jetzt reagiert. „Es gibt mehrere Alternativen, die der Kader hergibt. Qualität haben wir auf jeden Fall“, sagt er.
Eine Möglichkeit ist das 3-5-2 und damit eine Abkehr von der Viererkette. In der Defensive wäre die Verteidigung mit einer Fünferkette stabil, zudem sind die Außenpositionen klar besetzt. Auch ein 4-3-1-2 ist denkbar. In beiden Systemen wäre eine Doppelspitze angesagt. Wollitz gibt aber zu bedenken, dass diese Umstellung keine Erfolgsgarantie sein muss.
„Wir haben die bisher schlechteste Halbzeit im Spiel gegen Meppen mit zwei Stürmern gehabt – mit Sören Bertram und Christian Beck ganz vorne. Das heißt nicht, dass beide nicht zusammen spielen können. Es zeigt nur, dass die Doppelspitze nicht zwingend die Lösung ist.“ Vielmehr geht es um die richtige Balance. „Wir brauchen Jungs, die entschlossen sind, die eine gewisse Selbstsicherheit ausstrahlen. Diese Mischung will ich bereits am Sonntag in München finden und dabei werde ich nicht auf Namen achten“, erklärt Wollitz.
Wollitz gilt als Spieler-Versteher. Beim FCM scheint er allerdings ein recht dickes Brett bohren zu müssen. „Bisher habe ich meine Mannschaften immer für mich gewonnen. Ich bin sehr offen, frage in jeder Sitzung, ob es etwas gibt, das angesprochen werden muss“, betont der Coach. Aber: „Ich dachte, dass ich hier schneller Zugang finde. Es dauert länger, als ich erwartet hatte. Das hat nichts mit der Kaderzusammensetzung zu tun.“
Teamgeist entwickelt sich zwar am besten durch Siege. Die Spieler seien in der sportlich schwierigen Situation aber jetzt besonders gefordert. „Jeder Spieler sollte sich fragen, ob er genug für den Teamgeist tut, wie er sich einbringt“, sagt Wollitz.