Fußball Tod von FCM-Fan Hannes hat viel verändert
Das Derby am Sonnabend (14 Uhr) zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC ist kein normales Spiel.
Magdeburg l Die Emotionen vor dem Spiel des 1. FC Magdeburg gegen den Halleschen FC in der Dritten Liga kochen hoch. Das liegt an der sportlichen Brisanz, aber auch am Tod des FCM-Fans Hannes. Dieser stürzte im Oktober 2016 aus einem Zug, in dem auch HFC-Fans waren, mit denen er Streit gehabt haben soll. An seinen Verletzungen verstarb er am 12. Oktober 2016. Zum Derby gegen Halle am 26. November 2016 verzichteten viele HFC-Fans auf die Fahrt nach Magdeburg, die meisten FCM-Anhänger blieben anschließend dem Rückspiel und der Landespokalpartie fern.
Aber nicht nur die Fans reagierten auf den Tod von Hannes geschockt, auch die Spieler des FCM waren enorm betroffen. „Nach dem Tod von Hannes hat sich viel verändert. Das Derby wird nie mehr so sein wie davor“, sagt FCM-Kapitän Marius Sowislo, der beim 1:0 vor einem Jahr das entscheidende Tor erzielte, dann aber mit Gelb-Rot vom Platz musste. „Die Stimmung war ganz anders, deutlich zurückhaltender als sonst. Diese Tragödie hat bei allen Spuren hinterlassen.“
Der Spieler mit der Rückennummer 17 erinnert sich noch genau an das erste Auswärtsspiel nach dem Tod von Hannes in Erfurt, als ein Kranz übergeben wurde und es total still war: „Wenn man eine solche Stille auf den Rängen spürt, dann merkt man das als Spieler auf dem Rasen natürlich. Jeder, ob Fan oder Spieler, hat seinen Weg gesucht, mit dem Tod von Hannes umzugehen. Jeder sollte am Sonnabend für den Weg, den er gewählt hat, auch respektiert werden – ob er ruhig ist, ein T-Shirt anzieht oder die Mannschaft anfeuert.“
Auch FCM-Trainer Jens Härtel äußerte sich nach dem Spiel gegen Jena ähnlich nachdenklich wie Sowislo. Der Club versuche jetzt alles, um gegen Halle zu gewinnen. „Das ist unser Weg der Verarbeitung. Wir wollen auch für Hannes gewinnen, er gehört wie die anderen FCM-Fans einfach zu uns“, betont Sowislo, der gespannt ist, wie die Stimmung sein wird. „Es ist schwierig, da eine Prognose abzugeben. Es wird wieder eine Erfahrung sein, die wir sammeln werden. Ich hoffe, dass uns die Fans ähnlich tatkräftig wie sonst unterstützen. Das ist wichtig für uns, das brauchen wir.“
Eine spezielle Aktion sei seitens der Spieler nicht geplant. Am 1. Oktober, dem vom Verein ausgerufenen Gedenktag für Hannes, hatten alle beim Aufwärmen T-Shirts zu Ehren des verstorbenen Fans an. „Wir müssen nicht immer T-Shirts tragen, um etwas nach außen zu zeigen. Viel wichtiger ist, dass man ihn nicht vergisst und wir ihn immer im Herzen tragen“, sagt Sowislo. „Er hätte sich nichts mehr gewünscht, als seinen FCM siegen zu sehen. Das soll jedem bewusst sein und bei uns für eine zusätzliche Motivation sorgen.“
Wie schon Christopher Handke in der Volksstimme sagte, betont auch Sowislo, dass die erfahrenen Spielern den Neuzugängen erklärt haben, was vorgefallen ist. „Wir haben ihnen gesagt, wie wichtig den Fans dieses Spiel mit diesem Hintergrund ist“, sagt der Kapitän.
Vielen Leuten schlägt immer noch auf den Magen, dass die Ermittlungen zum Tod von Hannes eingestellt wurden. Gegen diese Einstellung legte der Anwalt der Familie von Hannes Beschwerde ein. Nach Aussagen von Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg steht eine Entscheidung über die Beschwerde zur Einstellung des Ermittlungsverfahrens noch aus. „Es müssen dazu noch einige Akten und Gutachten gesichtet werden“, sagte er.