Feiertag Warum wir am 6. Januar frei haben
Seit 1993 haben die Sachsen-Anhalter am 6. Januar frei - obwohl hier nur wenige Katholiken leben.
Magdeburg l Am Mittwoch feiert Sachsen-Anhalter wieder das Fest der „Heiligen Drei Könige“. Der Tag erinnert an Jesus in der Krippe, also nach christlichem Glauben an das Erscheinen Gottes in der Welt. Dass nach Bayern und Baden-Württemberg seit 1993 ausgerechnet das atheistische Sachsen-Anhalt in den Genuss dieses Feiertages kommt, verdanken die Einwohner „einer merkwürdigen Koalition“ von CDU, SPD, Grünen und PDS, wie es der Bündnisgrüne Hans-Jochen Tschiche später nannte.
Sachsen-Anhalts CDU/FDP-Regierung hatte dem Landtag Ende 1991 einen Entwurf des Feiertagsgesetzes vorgelegt, in dem der 6. Januar nicht enthalten war. Mit dem Reformationstag am 31. Oktober hätte Sachsen-Anhalt aber auch so schon einen Feiertag mehr als das Nachbarland Niedersachsen gehabt.
Nicht genug, meinte seinerzeit zum Beispiel der SPD-Innenexperte und spätere Innenminister Manfred Püchel. „Die katholische Kirche wollte Fronleichnam als Feiertag“ (zweiter Donnerstag nach Pfingsten), erinnert sich der Katholik Püchel. Das sei aber in einem säkularisierten Land mit 80 Prozent Atheisten nicht durchsetzbar gewesen. Einen weiteren Feiertag hielt er aber durchaus für angemessen, denn: „Erstens arbeiten die Menschen hier länger und zweitens haben sie im Westen mehr Urlaub.“
In einem Deal mit dem evangelischen CDU-Innenexperten Curt Becker brachte er den Innenausschuss dazu, den Dreikönigstag ins Feiertagsgesetz zu schreiben, der entgegen allgemeiner Annahme sowohl ein katholischer als auch ein evangelischer Feiertag ist. Grüne und PDS nahmen das Ganze offenbar sportlich. Der Bündnisgrüne Tschiche war dafür, „weil es gar nicht genug Feiertage geben kann“. Und PDS-Frontmann Roland Claus winkte es mit der Bemerkung durch, er habe schon immer ein Faible für Minderheiten gehabt. Nur die FDP lief an jenem 9. April 1992, als das Gesetz nach hitziger Debatte verabschiedet wurde, vergeblich Sturm dagegen. Für falsch hielt die Einführung auch Wolfgang Böhmer (CDU). 1993, damals Finanzminister, rechnete er vor, dass der Feiertag zu Produktionsausfällen in Höhe von 58,7 Millionen Mark führe. 2004 wagte Böhmer, nun Ministerpräsident, einen neuen Anlauf zur Abschaffung des Dreikönigstages, fand aber weder in der eigenen Fraktion noch bei den anderen Parteien eine Mehrheit. In einer Volksstimme-Umfrage stimmte damals nur ein Drittel der Abgeordneten für das Feiertags-Aus.
Die katholische Kirche unterstreicht die Bedeutung des Feiertages – betont allerdings, dass nicht sie es war, die ihn Anfang der 90er Jahre als arbeitsfreien Tag durchgesetzt hat. „Das hat die Politik entschieden, da gab es keinerlei Druck von der Kirche“, sagt Thomas Lazar, Sprecher des Bistums Magdeburg. Als Tag der Ruhe biete der Dreikönigstag Gelegenheit, nach Weihnachten noch einmal innezuhalten. „Man sollte sich deshalb gut überlegen, ob man so einen Feiertag abschafft.“