Automobil Autopilot auf vier Rädern
Ein Roboter-Auto ist keine Utopie mehr. Auch die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt kann an der Entwicklung selbstfahrender Autos teilhaben.
Halle l Das Auto der Zukunft fährt selbst und ist vernetzt. Im Straßenverkehr kommunizieren die Fahrzeuge künftig untereinander, mit dem Fahrer oder mit der Werkstatt. Im Inneren der Fahrzeuge arbeiten schon heute viele kleine Helfer, die sogenannten Halbleiter. Diese Chips kontrollieren den Reifendruck, steuern die Klimaanlage oder sorgen bei Unfällen dafür, dass die Airbags auslösen. „Immer mehr Sensoren kommen zum Einsatz. Gerade deshalb ist die Zuverlässigkeit der mikroelektronischen Bauteile besonders wichtig“, sagt Berthold Hellenthal, der bei Audi die Entwicklung von neuen Halbleitern leitet.
Seit Jahren setzt der Autohersteller auch auf die Forscher vom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle, um die Bauteile zu verbessern. Denn das Gebäude auf dem halleschen Weinbergcampus steht für mikroelektronische Kompetenz. 40 Mitarbeiter des Instituts arbeiten weltweit mit mehr als 60 Unternehmen zusammen. Mit dem Chiphersteller Infineon etwa wird an neuer Halbleiter-Technologie getüftelt. Mit Audi arbeiten die Wissenschaftler an Speichern, die mit der Datenflut der zahlreichen Sensoren in modernen Fahrzeugen umgehen können. „Im Hinblick auf das autonome Fahren werden Fragen zu den Themen Sicherheit und Zuverlässigkeit immer wichtiger“, erklärt Matthias Petzold, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts in Halle.
Halbleiter sind für die selbstfahrenden Autos der Zukunft so wichtig wie Gehirnzellen für den Menschen. Doch die Technik entwickelt sich derart rasant, dass viele Fahrzeughersteller an ihre Grenzen geraten. „Früher sind Technologien im Consumer-Bereich drei Jahre ausprobiert worden, bevor sie in Autos angewendet wurden. Diese Komfortzone wird immer kleiner. Wir müssen immer schneller werden und sind getrieben von mobilen Standards“, sagt Berthold Hellenthal.
Audi, sagt Hellenthal, könne die Entwicklungsarbeit nicht alleine stemmen. Ingolstadt setzt auf die deutschen Automobilzulieferer. „Zurzeit sind andere schneller. Was wir brauchen, sind Systemlösungen aus Deutschland heraus“, erklärt der Audi-Ingenieur.
Auch für die rund 260 Zulieferer in Sachsen-Anhalt bieten sich somit Chancen, am selbstfahrenden Auto teilzuhaben. Doch die Branche im Land ist kleinteilig strukturiert. Die Mehrzahl der Firmen beschäftigt nur zwischen 20 und 50 Mitarbeitern. Nur wenige Betriebe haben eine Entwicklungsabteilung. Ein Ausweg könnte die Kooperation der Zulieferer mit den Instituten sein. Fraunhofer-Forscher Matthias Petzold arbeitet daran, dieses Netzwerk zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern.
„Sachsen-Anhalt kann eine wichtige Rolle spielen bei der Entwicklung des autonomen Autos“, sagt Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), der am Mittwoch in Halle bereits in einem selbstfahrenden Gefährt Platz nehmen durfte. Die Limousine fuhr ihn aus einer Parklücke über den Hof der Wissenschaftsakademie Leopoldina und wieder zurück.
„Es ist ungewöhnlich für Außenstehende. Insbesondere mein Fahrer hat völlig entsetzt geguckt, dass ich etwas mitmache, was seinen Arbeitsplatz gefährdet“, so Möllring. Doch der Zorn des Chauffeurs dürfte von kurzer Dauer gewesen sein. Experten rechnen mit vollständig selbstfahrenden Autos auf deutschen Straßen erst in einigen Jahrzehnten.