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Energie Finanzinvestor steigt bei Getec ein

Die Risikokapitalgesellschaft EQT übernimmt die Mehrheit an den Ertragsperlen des Magdeburger Energiedienstleisters.

07.12.2016, 10:36

Magdeburg l Der Magdeburger Energiedienstleister Getec verkauft die Mehrheit seines Geschäfts. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, übernimmt der skandinavische Finanzinvestor EQT 60 Prozent der Anteile an drei umsatzstarken Tochtergesellschaften. Getec-Gründer Karl Gerhold begründete den Schritt vor allem mit besseren Wachstumsperspektiven im Ausland. „EQT ist ein starker Partner, der sein Geld in die Weiterentwicklung seiner Beteiligungen investiert", sagte der 65-Jährige der Volksstimme. Über den Kaufpreis wurde zunächst nichts bekannt.

In der neuen Dachgesellschaft werden die Getec-Teilkonzerne Heat & Power, Wärme & Effizienz sowie Media zusammengefasst. Die Holding werde den Name „G&E" tragen und ihren Sitz in Magdeburg haben. Die Mehrheit an der neuen Gesellschaft wird künftig EQT halten. 60 Prozent der Anteile gehen an die Investoren aus Stockholm, die restlichen hält Gerhold selbst. „Als Gesellschafter wechsele ich vom Kapitäns-Platz auf den Copiloten-Platz", sagte Gerhold, der auch sein Alter als Grund für diesen Schritt anführte. „Ich werde bald 66 Jahre alt. Es ist an der Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen und sicherzustellen, dass sich das Unternehmen auch losgelöst von meinem persönlichen Schicksal weiterentwickeln kann", so Gerhold weiter.

EQT ist seit mehr als 20 Jahren im Beteiligungs-Geschäft aktiv. Die Skandinavier besitzen Portfoliounternehmen in Europa, Asien und den USA mit einem Gesamtumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro und ungefähr 100.000 Mitarbeitern. EQT ist in Deutschland unter anderem auch  am Discount Bäcker Backwerk, dem Bekleidungskonzern CBR, dem Online-Händler Kfz-Teile24 und dem Flugzeug-Kabineninnenausstattung E.I.S. beteiligt. Zuletzt erwarb der Investor die profitable Sparte für Bau- und Gebäudedienstleistungen des deutschen Baukonzerns Bilfinger.

Auch bei den Magdeburgern sichert sich EQT nun die Ertragsperlen. Die drei Teilkonzerne sorgten im vergangenen Geschäftsjahr für zwei Drittel des Gewinns, den der Getec-Konzern mit seinen Geschäften einfuhr. Zudem erwirtschafteten die drei Unternehmen fast die Hälfte des Umsatzes. Getec-Gründer Karl Gehold sagte, EQT habe fundierte Erfahrungen im Energiebereich. Nach Volksstimme-Recherchen kaufte EQT im März 2005 den finnischen Energiedienstleister Adven. Nachdem die Investoren Adven im August 2010 wieder veräußerten, konnten die Finnen ihren Umsatz mehr als verdoppeln und den Gewinn verdreifachen.

Karl Gerhold schwebt in der neuen Partnerschaft ähnliches vor. Die  Gesellschaft soll vor allem in ausländischen Märkten wachsen. EQT-Partner Matthias Fackler, sagte, effiziente und dezentral geführte Energieversorgungsanlagen seien ein wichtiger Bestandteil der modernen Energiewirtschaft und würden künftig weiter an Bedeutung gewinnen. „Getec sehen wir in diesem Markt aufgrund der starken Marktposition und herausragenden technischen Aufstellung bestens positioniert, um von diesem Trend zu profitieren", erklärte Fackler.

Getec wurde 1993 von Gerhold in Magdeburg gegründet. Heute ist der Konzern einer der führenden Energiedienstleister in Deutschland. Derzeit betreibt die Gruppe rund 1000 dezentrale Ener-gieerzeugungsanlagen in Deutschland. Der Magdeburger Konzern beschäftigt etwa 1000 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Getec einen Umsatz von 783 Millionen Euro.