EQT Investor kauft Getec-Goldstücke
Der Magdeburger Energiedienstleister Getec verkauft wichtige Teile seines Geschäfts an den skandinavischen Finanzinvestor EQT.
Magdeburg l Der Magdeburger Energiedienstleister Getec bekommt einen neuen Mehrheitseigner in einzelnen Geschäftsbereichen. Was dahinter steckt und was das für den Konzern bedeutet:
Welche Konzerne der Getec-Gruppe sind Teil des Geschäfts?
Die Beteiligungsgesellschaft erwirbt die Mehrheit an den Goldstücken der Getec-Gruppe. Die Teilkonzerne Getec Heat & Power, Getec Wärme & Effizienz sowie Getec Media, die im ersten Quartal des kommenden Jahres den Besitzer wechseln sollen, sorgten im vergangenen Jahr für zwei Drittel des Gewinns im Konzern. Zudem steuerten die Bereiche gut die Hälfte des Umsatzes bei. An der neuen Dachgesellschaft „G&E“, die Getec zusammen mit EQT gründet, halten die Skandinavier künftig mit 60 Prozent den Großteil der Anteile. Getec-Boss Karl Gerhold ist mit 40 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt.
Warum verkauft Getec an EQT?
Gerhold begründete den Schritt mit besseren Wachstumsperspektiven, die Getec in der neuen Eigentümerstruktur habe. EQT sei ein Unternehmen mit großer Expertise im Energiebereich. Zudem würden die Skandinavier in die Weiterentwicklung ihrer Unternehmen investieren. „Ich bin froh, dass ich einen solchen Partner gefunden habe“, sagte Gerhold. Der 65-Jährige erklärte, auch sein Alter sei Motivation für den Verkauf gewesen. Gerhold will sicherstellen, dass sich Getec losgelöst von seinem persönlichen Schicksal weiterentwickeln kann.
Was bedeutet der Verkauf für die Entwicklung des Magdeburger Konzerns?
EQT hat die profitabelsten Geschäftsteile übernommen. Mit den finanziellen Mitteln der Schweden im Rücken plant die neue „G&E“-Holding, sowohl im Inland als auch im Ausland zu wachsen. EQT wird deswegen in die junge Gesellschaft zunächst investieren.
In die Getec-Kasse spült der Einstieg des Investors wahrscheinlich einen höheren Millionenbetrag. Gerhold nimmt im Gegenzug in Kauf, dass er über die Zukunft seiner Firmen nicht mehr alleine entscheiden kann. Sein Büro im Magdeburger Hauptsitz des Unternehmens behält er. In der neuen Struktur plant er, den Aufsichtsratsposten der Getec Heat & Power zu übernehmen.
An den übrigen drei Teilkonzernen hatten die Skandinavier offenbar kein Interesse, auch, weil der Markt in dem die Firmen Getec Energie, Getec Green Energy und Getec Net aktiv sind, teilweise durch staatliche Eingriffe reguliert wird. Das Geschäft der drei Teile, die in der alten Getec-Holding verbleiben, will Gerhold weiterentwickeln. Gerhold sagte: „Der Standort Magdeburg wird gestärkt.“ Derzeit spreche er mit der Stadt über den Kauf eines Grundstücks, um den Getec-Standort zu erweitern.
Wer ist EQT?
Die Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Stockholm (Schweden) ist mit ihren Fonds weltweit aktiv. Derzeit gehören zum Portfolio des Investors Unternehmen in Europa, Asien und den USA mit einem Gesamtumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro und ungefähr 100 000 Mitarbeitern. In Deutschland sind die Schweden in unterschiedlichen Branchen aktiv. Unter anderem der Discount-Bäcker Backwerk, das Bekleidungsunternehmen CBR, der Online-Händler Kfz-Teile24 und der Flugzeug-Kabineninnenausstatter E.I.S. gehören hierzulande zum Portfolio. Zuletzt übernahm EQT im Sommer die Sparte für Bau- und Gebäudedienstleistungen des deutschen Baukonzerns Bilfinger. Die Schweden waren auch am Müllverbrennungs-Spezialisten EEW Energy from Waste aus Helmstedt beteiligt. Dort war die Chefetage allerdings froh, als der Investor Anfang des Jahres EEW an Chinesen weiterverkaufte. EQT sei sehr renditeorientiert gewesen, war aus Helmstedt zu hören.
Mit seinen verschiedenen Fonds verfolgt EQT unterschiedliche Investmentstrategien. Bei Getec sind die Skandinavier mit ihrer Gesellschaft EQT-Infrastruktur eingestiegen. Deren Geschäftsmodell soll langfristiger angelegt sein. Das abschließende Ziel unterscheidet sich jedoch nicht wesentlich von anderen EQT-Teilen: Nach einigen Jahren sollen die Anteile gewinnbringend weiterveräußert werden.
Was bedeutet der Einstieg von EQT für Mitarbeiter und die Region?
Die betroffenen Getec-Beschäftigten sind am Mittwochmorgen bei einer Betriebsversammlung über den Investor informiert worden. Die Jobs sind sicher, sagte Gerhold. Die Zeichen stünden auf Wachstum. Auch EQT-Vertreter stellten sich vor. Die Stimmung sei danach unter den Mitarbeitern „nicht so gut“ gewesen, so ein Getec-Angestellter.
Für die Stadt Magdeburg hat der Einstieg von EQT zunächst keine Auswirkungen. Die Landeshauptstadt wird auch Sitz der neuen Dachgesellschaft sein. Steuern würden wie bislang gezahlt, sagte Gerhold. Auch das Sponsoring etwa der Getec-Arena oder der SCM-Handballer würde durch die neue Gesellschafterstruktur nicht verändert, sagte Gerhold.