Neubauten Zu wenige Wohnungen in Magdeburg
Die Wohnungsnachfrage in Sachsen-Anhalt steigt. Trotzdem werden zu wenig neue gebaut, moniert die Bauindustrie.
Magdeburg/Leipzig (dpa) l Der Bau neuer Wohnungen in Sachsen-Anhalts Großstädten kommt nach Einschätzung der Bauindustrie dem steigenden Bedarf kaum hinterher. Das gelte besonders für Magdeburg, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands, Robert Momberg, am Montag in Leipzig. Zwar sei die Nachfrage im Wohnungsbau in den drei kreisfreien Städten weiterhin gut, sagte eine Verbandssprecherin. "Wir gehen aber davon aus, dass die Lücke zwischen Bedarf und neuem Angebot nicht geschlossen werden kann." Die Wohnungswirtschaft widersprach der Einschätzung. Es gebe keine Anzeichen für eine Wohnungsnot, sagte der Direktor vom Verband der Wohnungswirtschaft, Jost Riecke.
Wie kommen die unterschiedlichen Einschätzungen zustande? Die Bauindustrie verglich die Entwicklung der Einwohnerzahlen mit dem Neubaugeschehen und berief sich auf Zahlen des Statistischen Landesamts. In Magdeburg wurden nach diesen Angaben im Vorjahr knapp 360 Wohnungen fertiggestellt. Das seien 13,5 Prozent weniger als 2015. Gleichzeitig gebe es 1,5 Prozent mehr Einwohner. "Allein um den steigenden Einwohnerzahlen gerecht zu werden, hätten in Magdeburg 2016 etwa 450 Wohnungen gebaut werden müssen", sagte Momberg.
In Halle sei der Neubau von Wohnungen mit einem Plus von 136 Prozent auf etwa 340 Wohnungen eher im Einklang mit dem Einwohnerplus von 1,9 Prozent. In Dessau-Roßlau wurden 80 Wohnungen neu gebaut bei fast unveränderter Einwohnerzahl (minus 0,2 Prozent). Gerade die kleinste der kreisfreien Städte weise bisher den landesweit schlechtesten Wert bei der Fertigstellung von Wohnungen je 1000 Einwohner auf, so die Bauindustrie. Bund, Länder und Kommunen müssten alle bestehenden Förderprogramme, gerade für neue Wohnungen im günstigen Mietsegment, nutzen, um den Neubau anzukurbeln.
"Im Prinzip brauchen wir öffentlich geförderten Wohnungsneubau in Sachsen-Anhalt nicht", sagte hingegen Jost Riecke, der die kommunale und genossenschaftliche Wohnungswirtschaft im Land vertritt. "Magdeburg und Halle sind zwar gerade unsere Schwarmstädte und haben sich gut entwickelt", sagte er. In zehn oder 15 Jahren werde das Einwohnerplus jedoch nicht mehr so sein.
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"Investoren müssen sehen, dass sich ihre Wohnhäuser langfristig rechnen", sagte Riecke. Das gelte vor allem derzeit, wo die Preise angesichts der brummenden Baukonjunktur besonders hoch seien. "Da wird nur in Gegenden gebaut, wo die Kaltmiete je Quadratmeter bei mindestens 8 bis 12 Euro liegen, etwa in Magdeburg mit Elbblick", so der Verbandsdirektor.
Auch für schmale Geldbeutel werde das Angebot nicht knapp: In der Landeshauptstadt stünden noch etwa zehn Prozent der Wohnungen leer, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Ein Großteil sei sofort beziehbar. In Halle sei die Situation ähnlich.