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Elena: David Garretts Schwester macht Pop

Auf ihren Nachnamen Bongartz haben sie beide verzichtet: David wählte stattdessen Garrett - den Mädchennamen der Mutter. Auf Elenas Album steht in großen Lettern nur ihr Vorname. Es ist das erste für die kleine Schwester des Stargeigers.

Von Dorit Koch, dpa 16.05.2016, 05:00

Hamburg (dpa) - Einen großen Bruder wie Stargeiger David Garrett zu haben, kann mindestens so von Nutzen wie von Nachteil sein - zumindest, wenn es einen wie Elena Bongartz selbst in die Musikbranche zieht.

Ich fand das angenehm, dass meine Eltern sich nicht so eingemischt haben, weil ich tatsächlich nicht so der Mittelpunkt war. Ich hatte eine ganze andere Kindheit als David, erzählt die 28-jährige Wahl-Hamburgerin. Gerade profitiert sie von der Aufmerksamkeit, die man bekommt, wenn man als Schwester des Stargeigers selbst ein Album veröffentlicht. Doch beinahe wäre es so weit gar nicht gekommen - auch wegen David.

Ich habe natürlich auch mitbekommen, dass mit dem, was mein Bruder geleistet hat, immer extremer Druck verbunden war, sagt die Popsängerin. Was bei mir zu einer gewissen Scheu führte, es selbst als Musiker zu versuchen. Dabei gehörte Musik auch bei ihr schon als Kind immer dazu. Nicht nur wegen des begabten und oft bis in die Nacht hinein Violine spielenden Bruders, dessen Übungszimmer damals zuhause in Aachen direkt unter ihrem Zimmer lag. Elena selbst ging zum Ballett und spielte Klavier. Als eine klassische Traumwelt aus Musik, Ballett und einem hohen Bildungsanspruch beschreibt sie jene Jahre, die in der Schule für sie nicht einfach waren.

Ich komme auch aus einer ungewöhnlichen Familie, alleine durch meinen Bruder, der schon als Kind bekannt war, war ich außen vor. David war in der Stadt extrem bekannt, er war immer die Ausnahme, erzählt die jüngste der drei Geschwister. Sicherlich habe ich mich auch auffällig verhalten und war schon so etwas wie ein Freak, sagt sie. Irgendwann kannte mich die ganze Schule. Am 13. Geburtstag etwa habe sie vergeblich daheim auf Gäste gewartet - keiner der eingeladenen Klassenkameraden sei gekommen. Bruder David hatte in dem Alter bereits seinen ersten Exklusivvertrag in der Tasche.

Unbesiegbar heißt eine ihre Singer-Songwriter-Popnummern. Und wenn es ein annähernd autobiografisches Lied auf ihrer Platte gebe, dann sei es dieses, erklärt die Sängerin, weil es viel aus ihrer Kindheit erzähle. Dieses Bild vom Kind, das im Schulbus in der letzten Reihe sitzt und sein Gesicht an die Scheibe presst, habe ich noch gut von mir vor Augen. Ich war immer sehr Außenseiter. Einer mit besten Schulnoten: Meine Eltern waren nicht gerade begeistert, als ich mit einem Eins-Nuller-Abitur Jazz studieren wollte. Aus ihrer Sicht hätte ich daraus mehr machen können.

Inzwischen kann sie drei Studienabschlüsse vorweisen. Die Begeisterung und die Leidenschaft für Jazz reichten bei mir dann doch nicht aus, sagt sie. Wenn man so eine spezielle Musik machen will, muss es Liebe sein. Letztlich habe ich in sechs Jahren drei Sachen studiert und weiß doch nicht mehr als vorher. Fürs Studium kam sie auch nach Hamburg, danach hielt sie die Liebe in der Stadt, wie sie erzählt. Und sie hält sie immer noch - auch wenn es inzwischen eine andere ist, ergänzt sie lachend.

Über Lieben und Trennungen singt sie auf ihrem Deutschpop-Debüt, gibt in 14 Stücken ihre Sicht auf alltägliche Dinge des Lebens wieder, mal süß, mal frech. Auf ihren Nachnamen Bongartz verzichtete sie auf der Platte, wählte aber nicht wie Bruder David den Mädchennamen der Mutter, sondern nannte sie einfach Elena. Sehr persönlich ist das Album auf jeden Fall, es steht ja auch in dicken Lettern drauf: Das bin ich, betont sie. Autobiografisch sei es deshalb aber nicht.

David habe sie die Songs erst spät vorgespielt. Ich habe das bewusst im Schatten und erst einmal nur für mich gemacht. Sein Urteil? Ich glaube, er war tatsächlich überrascht, er ist ja nicht immer sofort aus dem Häuschen - umso wertvoller ist sein Lob für mich. Dass sie musikalisch mal etwas zusammen machen, sei aber nicht geplant. Davids nächster Satz brachte es nämlich auf den Punkt, als er sagte: 'Das ist überhaupt nicht meine Musik, aber es ist cool.'

Tourdaten: 22.05. Berlin, Auster Club - 25.05. Köln, Studio 672 - 27.05. Frankfurt/M., Speicher - 28.05. Hamburg, Jazz Café

Website Elena