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Geschichte Über 300 Funde aus dem Bauernkrieg in Ausstellungen

Der Bauernkrieg als ein einschneidendes historisches Ereignis hat besonders in Mitteldeutschland getobt. In Sachsen-Anhalt sind archäologische Hinterlassenschaften in mehreren Ausstellungen zu sehen.

Von dpa 29.04.2025, 07:04
Das Fragment eines Konventsiegels aus dem ehemaligen Kloster Kaltenborn wird in der Ausstellung zu sehen sein.
Das Fragment eines Konventsiegels aus dem ehemaligen Kloster Kaltenborn wird in der Ausstellung zu sehen sein. Jan Woitas/dpa

Halle - Die materiellen Spuren des Bauernkriegs vor 500 Jahren stehen im Laufe dieses Jahres in drei korrespondierenden Ausstellungen in Halle, Wernigerode und Sangerhausen mit mehr als 300 archäologischen Funden und Fundkomplexen im Mittelpunkt. „Diese Museumspräsentationen, die dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Landes Sachsen-Anhalt realisiert werden können, geben aktuelle Einblicke in laufende Forschungen“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. „Sie führen anschaulich vor Augen, welch wichtigen Beitrag die Archäologie auch zur Erforschung historischer Zeiten leisten kann.“

Die Artefakte wurden 2023/2024 bei Grabungen in den einstigen Klosteranlagen Kaltenborn bei Emseloh (Landkreis Mansfeld-Südharz), Himmelpforte bei Wernigerode (Landkreis Harz) sowie an der Mallerbacher Wallfahrtskapelle bei Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) entdeckt.

Ab Mittwoch Sonderausstellung in Sangerhausen

Dazu gehören Buchbeschläge, Reste von zerbrochenen Bleiglasfenstern, die Hand einer zerstörten Heiligenfigur, das Fragment einer Chorschranke, zerbrochene Siegelstempel sowie Pilgerzeichen, Gürtelschnallen, Bruchstücke von Ofenkacheln und Münzen. Ebenso kamen bronzene Schreibgriffel für Wachstafeln sowie Pressblechbeschläge von sakralen Textilien, sogenannten Paramenten, zutage. Aber auch landwirtschaftliche Gerätschaften wie Sicheln, Hacken und Äxte wurden geborgen. 

Ein Teil der Funde wird ab Mittwoch in der Sonderausstellung „zerstört. vergessen. ausgegraben. Das Kloster Kaltenborn bei Emseloh“ im Spengler-Museum Sangerhausen präsentiert. „Die Ausstellung zeigt anhand von Dingen aus dieser Zeit die damalige Aggression“, sagte Museumsleiterin Monika Frohriep. „Mit der Schau kommt man ganz nah an diese Zeit heran. Den Besuchern wird eine Vorstellung von der Wucht der damaligen Zerstörung und auch von dieser Wut und Vehemenz vermittelt.“ 

Auf rund 70 Quadratmetern werden Buchbeschläge aus Buntmetall, ein Anhänger, ein Fingerhut, Reste einer Klappwaage mit den zugehörigen Gewichten, ein Teil von einem Messer, Beschläge von einem kostbaren Kästchen und Fingerringe aus einfachem Metall gezeigt. Ebenso sind Tonscherben sowie Fenster- und Ofenkachelscherben zu sehen.

Geschichte wird greifbar - Grabungen im Kloster Kaltenborn

Das Kloster Kaltenborn stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde im Bauernkrieg geplündert und angesteckt, 1538 schließlich aufgegeben. Zum Kloster gehörten unter anderem ein großer Wirtschaftshof, ein Hospital, ein Gästehaus und eine Schule. Die noch im Boden verborgen liegenden Fundamente dieser Bauten wurden geomagnetisch erfasst. Die Grabungen werden im Herbst 2025 fortgesetzt.

Am 30. April oder 1. Mai 1525 wurde das Kloster Himmelpforte durch aufrührerische Bauern und mehrere Bürger der Stadt Wernigerode erstürmt und geplündert. Nach der Aufgabe des Klosters in der Reformationszeit verfielen die Gebäude und wurden später fast restlos abgerissen. 

In der Mallerbacher Wallfahrtskapelle bei Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) aus dem 12./13. Jahrhundert legten Pilger Wachsidole nieder und beteten zur Jungfrau Maria. Der sakrale Bau wurde am 24. März 1524 von Allstedter Bürgern geplündert und niedergebrannt.

Die Ausstellung „Zwischen Himmel und Revolte. Kloster Himmelpforte und der Bauernkrieg“ im Harzmuseum Wernigerode läuft seit dem 13. März. Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) wird die Kabinettsausstellung „Klöster. Geplündert. In den Wirren der Bauernaufstände“ am 28. Juni eröffnet. Sie ist Teil der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“.