Promi-Geburtstag vom 8. August 2016: Jan Josef Liefers
Er gibt dem Münster-Tatort eine ganz eigene Note. Zusammen mit seinem Kollegen Axel Prahl hat es Jan Josef Liefers längst zu den beliebtesten TV-Ermittlern Deutschlands gebracht. Heute wird er 52.

Berlin (dpa) - Aus Jan Josef Liefers, dem Gerichtsmediziner im Münster-Tatort, hätte vielleicht auch ein Herr Doktor werden können. Ich wäre ein passabler Arzt geworden, sagte Liefers jüngst in einem Interview der Frauenzeitschrift Emotion.
Im Tatort Münster geht er seit 2002 als schnöseliger Professor Boerne auf Verbrecherjagd und fährt gemeinsam mit seinem Schauspieler-Kollegen Axel Prahl alias Kommissar Thiel regelmäßig Traumquoten ein. Das Duo bleibt auch dieses Jahr unter den Tatort-Ermittlern beim deutschen TV-Publikum mit Abstand die Nummer eins - und das nicht nur nach Einschaltquoten. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) bezeichnete in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov das Gespann als sein Tatort-Lieblings-Team.
Der gebürtige Dresdner Liefers ist aber auch in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen präsent und steht regelmäßig als Musiker auf der Bühne. Heute feiert Liefers seinen 52. Geburtstag.
In seiner Tatort-Rolle als Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne tritt der Schauspieler mit viel Sinn für Witz und Situationskomik als arroganter Rechthaber auf, der allenfalls durch die Überzeichnung liebenswerte Seiten gewinnt.
Hier kann man Geschichten machen, die schrulliger und vielleicht auch ein bisschen popeliger sind als in Berlin oder New York, die aber dafür auch viel mehr berühren, sagte Liefers einmal. Absichtlich hat er seinem Wagner-liebenden Professor Bart und Brille verpasst. Boerne sollte anders aussehen als ich, damit ich problemlos andere Rollen spielen kann.
Und davon hat Liefers reichlich. Zu den Highlights gehörte etwa die Hauptrolle als Chirurg Richard Hoffmann in der vielgelobten Bestsellerverfilmung von Uwe Tellkamps Wenderoman Der Turm (2012). Für den SAT.1-Quotenhit Das Wunder von Lengede erhielt er 2004 den Adolf-Grimme-Preis. Und seinen Durchbruch schaffte er 1997 mit gleich zwei Kassenschlagern - mit Helmut Dietls Gesellschaftssatire Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief und dem Roadmovie Knockin' on Heaven's Door.
In die Schauspielerei wurde Liefers, wie er sagt, reingeboren. Seine Eltern arbeiteten in Dresden am Theater, auch sein Großvater war Schauspieler, er wuchs sozusagen im Theater auf. Weil er als Künstlerkind im Arbeiter- und Bauernstaat kein Abitur machen durfte, lernte er zunächst Tischler an der Semperoper in Dresden und absolvierte dann die renommierte Schauspielschule Ernst Busch in Berlin.
Mit gerade mal 25 Jahren trat er am 4. November 1989 - kurz vor dem Fall der Mauer - als Redner bei der legendären Alexanderplatz-Demonstration auf, bei der Hunderttausende gegen Gewalt und Unterdrückung im Stasi-System protestierten. Ich habe keine wehmütigen Gefühle, wenn ich an die DDR denke. Ich war kein Fan dieses Staates und weine ihm keine Träne nach, sagte er einmal dem Magazin Stern, betonte aber auch: Du wirst nicht plötzlich Wessi, nur weil die Grenze offen ist.
Seine Frau Anna Loos, Schauspielerin aus Brandenburg und seit 2006 Frontfrau der Rock-Band Silly, hat Liefers bei den Dreharbeiten zum Roadmovie Halt mich fest kennengelernt. Das Paar ist seit 2004 verheiratet und lebt mit zwei Töchtern im bürgerlichen Berliner Stadtteil Steglitz. Zudem hat Liefers zwei Kinder aus früheren Beziehungen. Mit Loos war er mehrfach auch gemeinsam auf dem Bildschirm zu sehen - etwa 2013 in dem ARD-Film Nacht über Berlin als Liebespaar in der beginnenden NS-Zeit.
Trotz seiner Popularität als Schauspieler wollte sich Liefers nie allein darauf festlegen lassen - er arbeitet auch als Regisseur, Drehbuchautor und Filmkomponist. 2002 veröffentlichte er sein Popmusik-Debüt J.J.@Oblivion, das an intelligente Pop-Bands wie Blur oder die Flaming Lips erinnerte. Ich benutze Musik wie Möbel, sagte Liefers dem Magazin Emotion. Beides muss kuschelig sein, bequem, nicht zu hart.
Für sein soziales Engagement, unter anderem für ein Kinderhospiz, erhielt er 2011 den deutschen Verdienstorden.