Gedenkausstellung zeigt im Literaturhaus Druckgrafik und Zeichnungen von Jochen Aue Stille Poesie neben expressiver Kraft
Die Pirckheimer haben im Literaturhaus Magdeburg für ihre Aktivitäten gute Verbündete gefunden. Gegenwärtig wird an das Werk von Jochen Aue erinnert - Maler und Grafiker, aber auch bekannter Paläontologe.
Magdeburg l Für den Magdeburger Künstler Jochen Aue standen Anfang der 1960er Jahre die Zeichen auf Sturm. Nicht etwa weil seine expressiven Bilder wie "Häuser hinter Bäumen" oder "Holzbruch am Darß" so sehr sturmbewegt gewesen wären, sondern weil eine öffentliche Pressekampagne ihn von seinem selbst gewählten künstlerischen Weg abhalten sollte. Aue widerstand und blieb sich treu.
Er malte keine der geforderten bonbonsüßen Brigadebilder, er malte immer wieder seine Landschaften: Die Magdeburger Börde und die Ostsee am Fischland waren seine Modelle zeitlebens. Vor fünf Jahren starb er viel zu früh, jetzt wäre er 75 Jahre alt geworden.
Aus diesem Anlass richteten ihm die Magdeburger Bibliophilen und Grafikfreunde eine Ausstellung im Literaturhaus ein, natürlich, der Druckkunst verpflichtet, mit dem Schwerpunkt Grafik. Zu sehen ist eine gut ausgewählte Versammlung von Holzschnitten, Lithografien und Radierungen, dazu einige Zeichnungen, Gouachen und Aquarelle.
Auch für die Kenner Aue\'scher Kunst gibt es Raritäten zu sehen, denn die Radierungen und Lithographien sind in kleiner Auflage erschienen und wurden sehr selten gezeigt. Leihgeber ist das Sammlerehepaar Dr. Joachim und Rosemarie Bartels. Und - es gibt noch einen kleinen zweiten Teil der Ausstellung, in dem in zwei Vitrinen an den bekannten Paläontologen Jochen Aue erinnert wird. Der Künstler war akribischer und begeisterter Forscher auf dem Gebiet, das sich mit den Lebewesen vergangener Erdperioden beschäftigt. Seine Ergebnisse waren beispielhaft und fanden im Kulturhistorischen Museum Magdeburg ihren Platz.
In einem Text zur Verbindung von bildender Kunst und Paläontologie schreibt er: "Und wenn der Maler ganz nahe an seinem Modell, der Landschaft, ist, offenbaren sich ihm verborgene, uralte Geheimnisse. Unter der Haut einer Landschaft sind es Reste zu Stein gewordenen Lebens, ... die auch heute noch empfindsame Naturen bewegen können."
Seine Kunst trägt ein magisches Leuchten in sich
Wie sehr Aue die Landschaft verinnerlicht hatte, zeigen die atmosphärisch aufgeladenen Landschaften in Holz geschnitten, in die Kupferplatte mit der Radiernadel gegraben oder auf den Lithostein gezeichnet. Die Dramatik in seinen Bildern nahm mit den Jahren ab, sie wurden ruhiger und auch romantisch wie bei seinen verehrten Vorvätern Caspar David Friedrich und William Turner. "Stille Poesie" ist die trefflichste Zusammenfassung für das Gesamtwerk. Aues Kunst trägt ein magisches Leuchten in sich, gekennzeichnet von romantischen Metaphern am Rande einer hektisch bewegten Zeit.
In der Ausstellung sind es die Elb- und Weichsellandschaften und auch die Reihe "Magdeburger Kirchen", die das ebenso belegen wie die Radierungen und Gouachen von der Ostsee. In einer frühen Radierung schwingen sogar die Wellen des Meeres noch expressiv im "Steilufer" mit. An den präsentierten Holzschnitten ist die Entwicklung der Handschrift des Künstlers exemplarisch zu verfolgen.
Sind jene von 1966 noch von wilder, expressiver Kraft geprägt, neigt die holzgeschnittene Landschaft von 1981 schon eher den späteren, sehr filigranen Gouachen und Aquarellen zu. Diese Preziosen in Gouache- und Aquarellfarben und im Schwarz-Weiß des Holzschnittes, der Radierung und der Lithografie gehören unwiderruflich zum wichtigsten Bestand deutscher Kunst nach 1945.