Neu im Kino Ein Konzert, das legendär wurde: Mala Emde in „Köln 75“
Der Film mit Mala Emde in der Hauptrolle erzählt vom legendären „Köln Concert“ des Jazzmusikers Keith Jarrett. Es ist ein Auftritt, der heute Kultstatus hat - und beinahe nicht stattgefunden hätte.

Berlin - Einen Musikfilm über einen bestimmten Künstler drehen, ohne seine Musik dafür zu verwenden: Das muss man sich erst einmal trauen. Beziehungsweise muss man damit umgehen, wenn man keine andere Wahl hat - so war es für Regisseur Ido Fluk mit „Köln 75“.
Der Film mit Mala Emde in der Hauptrolle erzählt vom legendären „Köln Concert“ des Jazzmusikers Keith Jarrett. Vor 50 Jahren spielte Jarrett in Köln ein legendenumwobenes Konzert, das wohl beinahe nicht stattgefunden hätte. Der Live-Mitschnitt verkaufte sich millionenfach.
Regisseur: Keith Jarrett wollte kein Teil des Films sein
Anders als seine Zuhörer mag der heute 79-Jährige das Konzert aber Berichten zufolge nicht. Und wollte daher auch nicht, dass er und seine Musik Teil des Films sind, wie Fluk auf der Berlinale erzählte, wo „Köln 75“ Premiere feierte.
„Wir haben ihn kontaktiert“, sagte Fluk. „Er wollte kein Teil davon sein. Für mich war das eine wirklich interessante Herausforderung.“ Eine Aufgabe, die aber nicht unmöglich war - weil der Film sich gar nicht so sehr auf Jarrett fokussiert, sondern auf die junge Frau, die das Konzert erst ermöglichte.
Eine Schülerin bucht das Kölner Opernhaus
Das Konzert wurde von der damals erst 18-jährigen Vera Brandes (Emde) organisiert. Der Film fokussiert sich ganz auf Brandes und die zahlreichen Herausforderungen, die sie meistern musste, um den Auftritt möglich zu machen.
Der Auftritt vor 50 Jahren ist heute legendenumwoben. Was davon wirklich stimmt und was nicht, lässt sich teilweise kaum sagen. Im Film wird es so erzählt: Gegen den Willen ihrer konservativen Eltern (Ulrich Tukur und Jördis Triebel) bucht die rebellische und musikverliebte Teenagerin Brandes auf eigenes Risiko das Kölner Opernhaus.
„Keine Vera Brandes, kein Köln-Konzert“
Am Konzertabend steht dann aber statt des gewünschten Konzertflügels wegen eines Organisationsfehlers nur ein deutlich kleineres Klavier auf der Bühne, das auch noch in schlechtem und verstimmten Zustand ist. Der ohnehin gesundheitlich lädierte Jarrett (John Magaro) will darauf nicht spielen.
Brandes akzeptiert das nicht - und setzt, wie schon bei früheren Gelegenheiten, ihren Charme und ihre Überredungskunst ein. „Keine Vera Brandes, kein Köln-Konzert“, beschrieb Fluk ihre Rolle bei der Berlinale.
„Köln 75“ ist vor allem das Porträt einer beeindruckenden jungen Frau, die in den 1970er Jahren mit bewundernswerter Vehemenz und gegen alle Widerstände ihre Interessen verfolgte. Emde verkörpert Brandes mit einer überzeugenden Energie. Zur Vorbereitung hat sie sich mit der heute 68-jährigen, echten Vera Brandes getroffen, die an der Filmentstehung beteiligt war.
Statt Keith Jarrett Can und Floh de Cologne
Statt Jarrett läuft im Film andere Musik, unter anderem deutsche Kultbands wie Can und Floh de Cologne. Der Zeitgeist der 70er wird beim Filmschauen lebendig. Fluk hat zudem einen Musikjournalisten als Figur in den Film integriert, der musikalische Einordnung liefert.
Jarrett-Fans dürften seine Musik im Film dennoch vermissen. So motiviert „Köln 75“ wohl einige dazu, direkt im Anschluss Jarretts Platte aufzulegen. Die Aufnahme gilt als Meilenstein, weil sie improvisierte Jazz-Musik bei einem breiten Publikum populär machte.