Türschlosspanik Autodiebstahl: Welche Gefahren bei Keyless Go lauern können
Keyless Go, das Öffnen der Autotür per Funksignal, ist eine praktische Sache. Dumm bloß, dass das auch Autoknacker wissen. Wir sagen, wie man sich schützen kann
Berlin - In der linken Hand die Aktentasche, in der rechten das Handy oder der vollgepackte Einkaufsbeutel. Ideal, wenn das Auto dann mit Keyless Go ausgerüstet ist. Sobald man sich von ihm entfernt oder sich ihm nähert, werden die Türen per Funksignal verriegelt respektive geöffnet.
So weit, so praktisch. Leider aber machen sich diese Technologie auch Kriminelle, um an im Fahrzeug deponierte Wertsachen zu gelangen oder um gleich das ganze Auto zu stehlen.
„Um Fahrzeuge mit Keyless Go-Technologie zu stehlen, müssen weder Daten gehackt noch komplizierte Entschlüsselungstechniken angewendet werden“, sagt Constantin Hack. Es genüge schon ein sogenannter Reichweitenverlängerer, den man mit genug kriminellem Antrieb schnell anfertigen könne. „Das Funksignal wird dann so verstärkt, dass es dem Auto vortäuscht, der Schlüssel befinde sich in der Nähe und kann dann die Türen entriegeln“, sagt der Redakteur für Verkehrssicherheit und Technik beim Auto Club Europa (ACE).
Der Datendiebstahl passiert unbemerkt
Das Problem: Fahrzeugbesitzer merken in der Regel gar nicht, was ihnen da gerade widerfährt. „Als Otto Normalverbraucher bekommen Sie den Datendiebstahl gar nicht mit, dafür reicht schon, dass jemand nahe an Ihnen vorbei geht, um die Daten Ihres Schlüssels abzufangen“, sagt Peter Holmstoel.
Längst haben sich Kriminelle auf Keyless Go spezialisiert und verfügen nicht nur über das Know-how sondern auch über die notwendige Technik, um ein Fahrzeug unbemerkt zu öffnen und zu stehlen, sagt der Sicherheitsexperte beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Den Gaunern hilflos ausgeliefert ist man aber nicht. Es sind fast simple Maßnahmen, die bereits ein gewisses Maß an Sicherheit bringen. „Am besten ist es, das Fahrzeug gerade über Nacht in einer abschließbaren Einzelgarage, abzustellen“, rät Hack, wohlwissend, dass nicht jeder über diese Möglichkeit verfügt.
„Es hilft aber auch schon, dass Auto stets gut einsehbar zu parken, idealerweise zum Beispiel unter einer Straßenlaterne“, sagt Holmstoel. „Helligkeit und damit Sichtbarkeit mögen die Täter nicht.“ Zudem sollte man unbedingt darauf achten, ob das Fahrzeug das entsprechende optische und/oder akustische Signal abgibt, wenn man es verschließt. „Piepst und/oder blinkt das Fahrzeug, hat man die Sicherheit, dass keine Technik eingesetzt wurde, die den Kontakt zwischen Schlüssel und Fahrzeug verhindert hat“, sagt der Experte.
Auch drinnen sind die Schlüssel nicht immer sicher
Das sind die Grundsätze. Aber natürlich lässt sich noch deutlich mehr tun, um kriminelle Energie gleich im Keim zu ersticken. „Empfehlenswert ist es, den Funkschlüssel gesondert aufzubewahren. Dazu sind spezielle Aufbewahrungsboxen gut geeignet“, sagt Hack. „So kann das Signal des Schlüssels nicht mehr umgeleitet werden, etwa wenn der Täter auf einem Parkplatz an einem vorbeiläuft.“
Da dieses Signal aber auch stark genug ist, Türen oder gar Wände zu durchdringen, sollte man Funkschlüssel innerhalb von Gebäuden grundsätzlich nicht in der Nähe von Außentüren und Fenstern aufbewahren. „Täter laufen auch durch Treppenhäuser von Mehrfamilienhäusern und versuchen, an den Wohnungstüren Signale abzufangen“, so Holmstoel. Der typische Schlüsselkasten neben der Tür sei daher kaum der geeignete Aufbewahrungsort.
Technisch aufrüstet zur Verteidigung
Selbstverständlich kann man gegen die Technik der Langfinger aber auch eigene Technik einsetzen. „Alarmanlagen und Wegfahrsperren, die durch einen kleinen zusätzlichen Sender entschärft werden müssen, erschweren den Diebstahl“, so Hack. Die Signale dieser Zusatzgeräte senden in der Regel auf einer anderen Frequenz, und diese zusätzlich zu überbrücken, sei noch zu aufwendig für die Diebe. „Noch“, weil auch die Gauner aufrüsten, wenn sich die Technik weiterentwickelt.
Beiden Experten sind einig: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Zumindest dann nicht, wenn man auf diese bequeme Technik nicht verzichten möchte. Die sicherste Methode, Missbrauch zu verhindern, ist Keyless Go gar nicht zu nutzen. „Funkschlüssel haben immer auch noch einen klassischen Metall-Schlüssel“, erinnert Hack an die althergebrachte Weise, eine Tür zu öffnen. Und wer ganz auf Nummer sicher gehen wolle, der setze am besten auf eine Lenkradkralle: „Deren bloßer Anblick schreckt potenzielle Diebe in der Regel ab.“