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Fukushima brachte kaum Radioaktivität nach Deutschland

Tschernobyl ließ die Radioaktivitäts-Messgeräte heftig ausschlagen. Die Katastrophe von Fukushima war dagegen kaum messbar. Der Deutsche Wetterdienst behält seit 60 Jahren den Überblick.

12.11.2015, 20:14

Offenbach (dpa) - Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat kaum radioaktive Belastung bis nach Deutschland gebracht. Es sei zwar nach dem Unglück in Japan 2011 hierzulande Radioaktivität im Regenwasser gemessen worden, aber sie sei tausendmal geringer gewesen als nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986.

Das sagte Thomas Steinkopff, Leiter der Radioaktivitätsüberwachung beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Die Werte hätten kaum über der Nachweisgrenze gelegen. Derzeit werde keine Radioaktivitätsbelastung aus künstlichen Quellen in Deutschland gemessen.

In der 60-jährigen Geschichte der Radioaktivitätsüberwachung beim DWD gab es zuletzt nach Tschernobyl einen heftigen Ausschlag der Messgeräte. Er lag aber noch unter der Marke, die die oberirdischen Atombombenversuche 1962 und 1963 erreicht hatten.

Der DWD gehört zu den wichtigsten Vorsorgeeinrichtungen in Deutschland, sagte DWD-Präsident Gerhard Adrian. An 48 gleichmäßig über das Land verteilten Stationen werden kontinuierlich Luft und Regen auf radioaktive Stoffe untersucht. Die Messdaten werden in einem stetigen Strom an Bundesbehörden wie das Bundesamt für Strahlenschutz weitergegeben. Aufgabe des DWD sei es, die Daten zu erheben, nicht aber die Bewertung der radiologischen Wirkung, sagte Adrian.

Für den Katastrophenschutz ist der DWD besonders wichtig, denn er rechnet auch die Ausbreitungswege und -geschwindigkeit radioaktiver Wolken aus. Bei Unfällen wie dem in Japan trete umgehend ein Notfallplan in Kraft, die Messungen und Berechnungen werden intensiviert. Die radioaktiven Partikel aus Fukushima haben nach Angaben des DWD zwei Wochen gebraucht, bis sie in Deutschland messbar waren.

Passiert ein Unglück in einem europäischen Kernkraftwerk, gibt es praktisch keine Zeit für Vorbereitungen: Bei einem Störfall könne dann innerhalb von fünf Minuten eine Ausbreitungsberechnung fertig sein und nach 15 Minuten eine Vorhersage für Warnungen. Weil so etwas extrem selten ist, müssen wir ständig üben, sagte Hans-Joachim Koppert, Leiter der DWD-Wettervorhersage. Jeder Meteorologe müsse die Technik der Ausbreitungsberechnungen jederzeit beherrschen.