GEsundheit Radon – radioaktives Giftgas oder heilendes Mittel?
Das Edelgas Radon kann beim Menschen Lungenkrebs verursachen. Gleichzeitig gibt es auch Radon-Heilstollen. Warum das kein Widerspruch ist.
Harz/Salzgitter - Im Schulzentrum Braunlage in Niedersachsen sind im Februar 2023 erhöhte Radon-Konzentrationen festgestellt worden. Eltern zeigen sich besorgt um ihre Kinder. Wie gefährlich ist Radon? Fragen und Antworten im Überblick:
Was ist Radon und wo kommt es vor?
Man kann es weder sehen, noch riechen, noch schmecken: Radon. Das Edelgas entsteht beim radioaktiven Zerfall von Uran, welches etwa im Erdboden, in Baumaterialien aber auch im Trinkwasser vorkommen kann. Von dort aus gelangt es in die Luft.
Das Edelgas kommt in unserer Umwelt überall vor. In Deutschland ist Radon allerdings unterschiedlich verteilt: Während in der norddeutschen Tiefebene die Konzentrationen meist gering sind, weisen die meisten Mittelgebirge und das Alpenvorland eher höhere Konzentrationen auf.
Weitere Informationen hierzu: Deutschlandkarte zu Radon im Boden (BfS)
In manchen Regionen, sowie in geschlossenen Räumen, können hohe Konzentrationen des radioaktiven Gases vorkommen, die gesundheitsgefährdend sind, informiert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aus Salzgitter.
Und fügt hinzu: "Es gibt keinen Hinweis auf einen Schwellenwert, unterhalb dessen Radon mit Sicherheit kein Gesundheitsrisiko darstellt." Was zulässig ist, regelt das Strahlenschutzgesetz.
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Lungenkrebs durch Radon
Genau genommen ist Radon selbst nicht giftig, sondern die Radioaktivität, die beim Zerfall des Gases freigesetzt wird. Das BfS erklärt: "Radon und seine Folgeprodukte werden mit der Luft eingeatmet. Während das gasförmige Radon fast vollständig wieder ausgeatmet wird, lagern sich die radioaktiven Folgeprodukte Polonium, Wismut und Blei an das empfindliche Lungengewebe an und zerfallen dort weiter."
Bei diesen Vorgängen entsteht Alphastrahlung. Diese radioaktive Strahlung kann die Lungenzellen und die darin enthaltene DNA schädigen.
Wie gefährlich ist Radon wirklich?
Entscheidend ist neben der Dosis auch die Dauer der Aufnahme: "Atmet man Radon und seine radioaktiven Folgeprodukte über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Maße ein, steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken", teilt das BfS mit.
Diese Einschätzung teilen neben dem BfS auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das von ihr eingerichtete Internationale Krebsforschungszentrum in Lyon sowie die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK).
Wie wirkt radon auf den Menschen?
Radon gilt damit nach dem Rauchen als eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs.
Radioaktivität als Heilmittel bei Arthrose
Das Edelgas wird aber auch zu medizinischen Zwecken bewusst verwendet, erklärt das BfS. Die Rede ist von sogenannten Radon-Heilkuren: So gibt es Heilstollen, Heilbäder, Luftbäder, Dunstbäder und sogar Trinkkuren. Bekannt ist etwa der Heilstollen in Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz.
Bei diesen Behandlungen werden die Patienten für eine kurze Zeit einer hohen Radon-Konzentration ausgesetzt, um für mehrere Monate die Schmerzen zu lindern. Dadurch können sie auch den Verbrauch an Schmerzmitteln für einen gewissen Zeitraum senken.
Da die Patienten der hohen Radon-Konzentration nur für eine kurze Zeit ausgesetzt sind, steigt ihr Lungenkrebs-Risiko nur in geringem Maße. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung.
Was heilt Radon?
Die Anwendungsfelder dieser therapeutischen Maßnahmen sind vor allem rheumatische Erkrankungen, erklärt Anja Lutz, die Pressereferentin des BfS: „Dies sind chronisch entzündliche Erkrankungen der Gelenke oder der Wirbelsäule, wie Morbus Bechterew, und chronisch degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke, also Arthrosen.“
Von Radon-Heilkuren zu Wellnesszwecken rät das BfS dringend ab.