Radioaktivität Regierung rät zur Radon-Messung
Das radioaktive Gas Radon schädigt. Bis Jahresende sollen Risikogebiete ausgewiesen werden. In Sachsen-Anhalt steht der Harz im Fokus.
Magdeburg l Vor allem im Mittelgebirge kann Radon aus dem Boden strömen. Das radioaktive Edelgas dringt durch kleinste Ritzen in Keller- und Erdgeschossräume. Das Gas wirkt nicht belästigend, es riecht nicht, es schmeckt nach nichts; allerdings ist es gefährlich: Radon greift bei höheren Konzentrationen die Lungen an. Das Edelgas ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Fünf Prozent aller Karzinome gehen auf Radon zurück.
Gestern haben Bundesumweltministerium und Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Länder daran erinnert, bis zum Jahresende Vorsorgegebite auszuweisen. Zudem appellierte Berlin an Hauseigentümer, selber aktiv zu werden. Die Wirkungen des Gases seien bekannt. „Trotzdem wird das von Radon ausgehende Risiko oft unterschätzt“, sagte BfS-Präsidentin Inge Pauli. Das Umweltministerium in Magdeburg sicherte zu, bis Dezember die Risikogebiete zu ermitteln und Konzepte vorzulegen. „Unsere Fachleute arbeiten dran“, sagte Sprecherin Jenny Schwarz.
Wer ist betroffen? Voraussichtlich vor allem Gemeinden in den Landkreisen Harz, Mansfeld Südharz und Burgenlandkreis. Dort sind die Böden deutlich oder gar stark belastet. Allerdings können auch Gemeinden in anderen Regionen auf die Liste kommen, weil die Ausgasungen innerhalb einer Straße mitunter erheblich schwanken.
Was passiert dann? In Radon-Risikogebieten werden Betriebe verpflichtet, die Belastung zu messen. Übersteigt sie 300 Bequerel je Kubikmeter Raumluft, müssen die Firmen die Gebäude abdichten.
In Wohnungen der betroffenen Regionen gilt derselbe Grenzwert. Für Hauseigentümer gibt es zwar keinen Handlungszwang; allerdings rät das Bundesamt dringend, die Belastung zu messen.
Wie funktioniert die Messung? Im Untergeschoss sollte die Raumluft von Wohn- Schlaf- und Kinderzimmer überprüft werden. Eine Messung dauert ein Jahr. Messgeräte könne bei Laboren bestellt werden. Pro Zimmer und Jahr kostet das zwischen 30 und 50 Euro. Das Bundesamt hat im Internet eine Liste von geprüften Laboren zusammengestellt.
Was passiert bei erhöhten Werten? Zunächst hilft schon regelmäßiges Lüften. Auf längere Sicht ist ein Abdichten unerlässlich. Als Faustrregel gilt: Wo Feuchtigkeit in Räume dringt, kann auch das Gas einströmen. Kleine Ritzen wie bei Leitungsrohren, Fenstern oder Türen können ohne großen Aufwand verschlossen werden. Wände und Böden allerdings müssten – wie beim Feuchteschutz – aufwändig abgedichtet werden. Danach erfolgt eine Nachmessung. Finanzielle Förderprogramme gibt es derzeit allerdings noch nicht.