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Plus nach dem Putzen Zahnpflege: Sollte ich eine Mundspülung benutzen?

Sie versprechen einen Atem, der nach Minze riecht - und mehr: Mundspülungen sollen vor Karies und Zahnfleischbluten schützen. Wem sie besonders helfen können und warum Gurgeln die falsche Technik ist.

Von Anke Dankers, dpa 20.01.2025, 00:05
Scharf oder lieber mild? Wem die eigene Mundspülung gut mundet, der nutzt sie wahrscheinlich häufiger.
Scharf oder lieber mild? Wem die eigene Mundspülung gut mundet, der nutzt sie wahrscheinlich häufiger. Anna Hirte/dpa-tmn

Frankfurt/Berlin - Zähneputzen? Ist erledigt. Doch damit ist die Mundhygiene in vielen Badezimmern noch längst nicht abgeschlossen. Für so manchen gehört jetzt der Griff zur Mundspülung fest dazu - und sei es nur für den herrlich frischen Atem danach. 

Doch was bringen die grünen, blauen oder rötlichen Wässerchen? Und wie sollte man sie anwenden, damit sie am allerbesten wirken? Ein Zahnmedizin-Professor und eine Expertin der Stiftung Warentest geben Antworten. 

Was bringen Mundspüllösungen?

Mundspüllösungen gibt es – im Gegensatz zu Mundwässern, die man mit Wasser verdünnen muss – gebrauchsfertig im Supermarkt, der Drogerie oder Apotheke zu kaufen. Sie werben mit ihrem Schutz gegen Zahnfleischbluten oder Zahnbeläge. 

Und tatsächlich können sie „eine sehr sinnvolle Ergänzung der Mundhygiene sein“, so Prof. Stefan Zimmer. Er ist Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke und Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe. Die antibakteriellen Wirkstoffe in Mundspüllösungen seien gut gegen Zahnfleischbluten, dank des enthaltenen Fluorids werde die Zahnoberfläche widerstandsfähiger gegen Säuren.

Das heißt aber keinesfalls, dass man sich andere Schritte der Zahnpflege sparen kann. Mundspüllösungen ersetzen nämlich nicht die Zahnbürste. Was ebenfalls zu täglichen Mundhygiene gehört: eine fluoridhaltige Zahnpasta und Hilfsmittel, um die Zahnzwischenräume zu reinigen, Zahnseide oder Interdentalbürsten zum Beispiel. 

Doch: „Wir wissen, dass diese Hilfsmittel vielen Menschen Schwierigkeiten in der Handhabung bereiten und deshalb oft nicht ihren vollen Nutzen entfalten“, sagt Stefan Zimmer. In solchen Fällen könnten Mundspüllösungen genauso effektiv sein wie Zahnseide.

Besonders empfehlenswert sind Mundspülungen für Menschen, die aus motorischen oder medizinischen Gründen mit Zahn- oder Interdentalbürste nicht mehr gründlich und zuverlässig arbeiten können und auch für Personen mit erhöhtem Kariesrisiko. „Ganz essenziell sind Mundspülungen auch für Teenager mit festsitzenden Zahnspangen“, sagt Lea Lukas von der Stiftung Warentest.

Wie werden Mundspülungen angewendet?

Die Anwendung von Mundspüllösungen ist einfach. Mit der auf der Verpackung angegebenen Menge - oft zehn Milliliter - sollte der Mund für 30 Sekunden ausgespült werden. 

Dabei kommt es auf die richtige Technik an: „Viele Leute denken, es wäre gut, mit Mundspüllösungen zu gurgeln, aber das bringt nicht viel“, erklärt Stefan Zimmer. Statt im Rachen solle die Lösung an den Zähnen wirken, weshalb man sie im Mund hin und her bewegen sollte. „Man sollte auch versuchen, die Lösung zwischen den Zähnen hindurchzupressen, sodass sie in den Zahnzwischenräumen wirken kann“, sagt der Zahnmediziner. 

Danach: gründlich ausspucken. „Es ist ganz wichtig, das Produkt nicht zu schlucken. Nach dem Ausspucken sollte aber auch nicht mit Wasser nachgespült werden“, sagt Lea Lukas. Je nach Bedarf empfehlen die Experten Mundspüllösungen ein- bis zweimal täglich anzuwenden.

Worauf sollte man beim Kauf achten?

Je schärfer, desto effektiver? Auf die Wirkung der Mundspülung hat der Geschmack keinen Einfluss. 

Wer sich vor Karies schützen will, sollte darauf achten, dass Fluorid enthalten ist. „Je mehr Fluorid drin ist, desto besser ist die Wirkung gegen Karies“, sagt Stefan Zimmer. Durchschnittlich liege der Fluorid-Konzentration zwischen 200 und 500 ppm. Menschen mit hohem Kariesrisiko könnten aber auch höher dosierte Mundspülungen verwenden, sagt der Experte. 

Wer etwas gegen Zahnfleischbluten unternehmen will, sollte auf antibakterielle Inhaltsstoffe achten. Das könnten etwa Chlorhexidin, Zink, Cetylpyridiniumchlorid oder ätherische Öle sein.

Bestimmte Personengruppen wie Schwangere, alkoholkranke Menschen, Kinder und Teenager sollten dringend darauf achten, dass die Mundspüllösung keinen Alkohol enthält, rät Lea Lukas. 

Und fernab der Inhaltsstoffe spielt am Ende doch auch der Geschmack seine Rolle. „Man kann durchaus darauf achten, eine Mundspüllösung zu wählen, die man geschmacklich und in der Schärfe als angenehm empfindet, damit man sie auch zuverlässig verwendet“, so Lukas.

Ab welchem Alter dürfen Kinder Mundspülungen verwenden?

Kinder sollten Mundspülungen - und zwar immer alkoholfreie - erst ab einem Alter von etwa sechs Jahren anwenden. Also dann, wenn sie sicher ausspucken können. Dann könnten die Lösungen echte Helfer werden, denn „Kinder und Teenager sind manchmal doch eher nachlässig beim Zähneputzen“, sagt Stefan Zimmer. 

Für wirklich sinnvoll hält Lea Lukas die Verwendung von Mundspüllösungen ab dem Zahnwechsel, wenn die Milchzähne ausfallen und erste bleibende Zähne nachwachsen. „Dann können Eltern Mundspüllösungen gerne als Ergänzung anbieten. Die Produkte sind aber kein Ersatz für gründliches Zähneputzen“, sagt Lea Lukas.

Können Mundspülungen schaden?

Einige antibakterielle Substanzen und ätherische Öle können zu oberflächlichen Verfärbungen der Zähne führen. Diese lassen sich jedoch mit Hilfe einer professionellen Zahnreinigung wieder entfernen, so Lea Lukas.

Und was ist mit dem Verdacht, dass ein Zusammenhang zwischen einer Mundspülung und dem Auftreten von Krebs bestehen könnte, von dem im vergangenen Sommer viel zu lesen war? Anlass dafür war eine Studie der Medizinischen Fakultät in Antwerpen, die im Journal of Medical Microbiology erschienen war. 

Das Forscherteam konnte bei 59 Probanden, die eine bestimmte Mundspülung über einen Zeitraum von drei Monaten nutzten, eine Veränderung der Bakterienzusammensetzung im Mund feststellen. So trat ein Bakterium vermehrt auf, das mit Magen- oder Speiseröhrenkrebs in Verbindung gebracht wird. „Wir haben diese Studie mit Fachleuten diskutiert und halten sie für wenig aussagekräftig“, sagt Lea Lukas. 

Zum Problem könnte aber der in manchen Mundspüllösungen enthaltene Alkohol werden. Er werde im Körper zu Acetaldehyd umgewandelt, wie Stefan Zimmer erklärt. Das ist eine Substanz, die als krebserregend eingeschätzt wird. Doch: „Die Kontaktzeit bei einer Mundspüllösung ist sehr kurz, sodass die Konzentration an Acetaldehyd im Körper relativ niedrig ist“, so die Einschätzung des Experten. 

Von einer gesundheitlichen Gefährdung allein durch die Verwendung von alkoholhaltigen Mundspüllösungen sei deshalb nicht auszugehen. „In Kombination mit anderen Risikofaktoren wie schlechter Mundhygiene, Alkohol- oder Zigarettenkonsum kann die Mundspüllösung das Krebsrisiko aber etwas erhöhen“, so Stefan Zimmer. Er empfiehlt deshalb, wenn möglich, Mundspülungen ohne Alkohol zu verwenden.