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Grillsaison Wetter schlecht? Wie das perfekte Fleisch auch ohne Grill gelingt

Nach den ersten Sonnenstrahlen will wohl jeder Deutsche sofort Grillen. Bei dem aktuellen Wetter bleibt aber vorab nur der Elektrogrill im Haus. Für das perfekte Stück Fleisch ist aber gar kein Grill nötig.

Von Sebastian Rose Aktualisiert: 13:18
"Sous vide" heißt ein Trend, der gerade bei Köchen immer mehr im Kommen ist.
"Sous vide" heißt ein Trend, der gerade bei Köchen immer mehr im Kommen ist. Foto: Andreas Gebert/dpa 

Magdeburg. Sommer, Bier, Grillen. Diese Dinge gehören zum deutschen Kulturgut. Jetzt war das Wetter Anfang diesen Monats schon ganz gut. Auf einmal strömten die Leute wieder nach draußen, überall war dieser herrliche Geruch von Kohle und Fleisch zu riechen. Auch ich habe natürlich im Garten den Grill angeschmissen. Dann kam erneut sibirische Kälte auf uns zu.

Seit Tagen pendelt sich das Thermometer bei circa fünf Grad Celsius ein. Schnee, Regen, Schneeregen und Hagel wechseln sich ab. Für Grill-Enthusiasten wie mich ist das Wetter ungefähr so sinnvoll wie Gemüse auf dem heißen Rost. Bringt uns, anders als ein Korn, nicht nach vorn!

Aus diesem Grund habe ich tatsächlich geschaut, welche Alternativen es für das Grillen bei schlechtem Wetter gibt. Durch unzählige Facebook-Gruppen, Blog-Einträge und Rezept-Webseiten bin ich geschlichen, um immer wieder auf Tipps wie „Elektrogrill“, „Pfanne“ oder „Es gibt eh nichts besseres. Kannste also gleich lassen“ zu stoßen.

Der heilige Gral kommt nicht vom Grill

Dann aber stieß ich in einer Kommentarspalte auf den Nutzer „Anon“. Ohne jegliche weitere Informationen murmelte er ein leises „Sous vide“ zwischen die vielen Tipps, Beleidigungen (es ging um einen niedrigpreisigen Gasgrill) und Lachsmileys.

Seit vielen Jahren ist es so, dass Trend, so hässlich und ekelhaft sie auch waren, immer und immer wieder neu erscheinen. So auch „Sous-vide-Kochen“. Aber das Vakuumgaren, welches die weniger spannend klingende deutsche Variante ist, ist alles andere als hässlich. Es ist Kunst. Kunst am Fleisch.

Die Wahrheit liegt im Wasser

Beim Vakuumgaren wird mithilfe eines Vakuumiergerätes die Luft aus einem Beutel gesaugt und der Inhalt im Wasserbad gegart. Mein Ehrgeiz war geweckt, auch weil viele Freunde und Familienmitglieder mich für mein Koch-Vorhaben auslachten, waren meine Kochversuche in den vergangenen Jahren doch eher mau. Und die vorher aber abgegebenen Geschmacks-Versprechen viel zu dick aufgetragen wie das Make-up einiger Rentnerinnen.

Als der bestellte Vakuumierer dann endlich ankam, ging es auch schon los. Das Rindfleisch habe ich in circa 200 Gramm große Stückchen geschnitten, mit Rosmarin und Salz großzügig gewürzt und einvakuumiert. Anders als eine Pizza-Margherita habe ich nämlich etwas drauf, das wollte ich allen beweisen.

Das Beste ist nicht gut genug

Ohne große Einwirkzeit ging es auch schon in den auf circa 60 Grad vorgeheizten Topf. Mit meinem Grillthermometer konnte ich die Temperatur gut abschätzen und halten. Aber auch ohne sollte dies bei mittlerer bis geringer Hitze auf dem Herd gelingen. Nach rund einer Stunde war es soweit. Ganz ohne Pfanne ging es aber doch nicht, weswegen ich das Rind nochmal für circa 30 Sekunden scharf von beiden Seiten anbriet.

Das Ergebnis war ein Traum. Das Aussehen glich einem Gemälde von Bob Ross. Der Geschmack war anders als Rohöl, besonders raffiniert. Leichte Salz und Rosmarin-Noten sind auf vorderen Teil der Zunge zu schmecken. Je weiter es nach unten geht, desto mehr kommt der Geschmack des Rindes zur Geltung (habe ich mir zumindest eingebildet). Butterzartes Fleisch, kaum Aufwand außer des Haltens der Temperatur und ein Ergebnis, welches jeden Grillmeister vor Schreck das Pils aus der Hand schießt. Probierts aus, solange das Wetter noch bescheiden ist!