Bei Frauen in den Wechseljahren führt Östrogenmangel zu Problemen Lokale Hormontherapie und Öle schaffen wirksame Abhilfe
Heidelberg/Hamburg (dapd) l Knapp jede zweite Frau leidet in oder nach den Wechseljahren an einer trockenen Scheide. Es handele sich um ein typisches Symptom für Frauen in den Wechseljahren, sagt der Gynäkologe Prof. Thomas Strowitzki vom Universitätsklinikum Heidelberg. In vielen Fällen ist eine trockene Scheide hormonell bedingt. "Wir sprechen dann von genitaler Atrophie durch Östrogenmangel", so Strowitzki. "Betroffene Frauen spüren die trockene Vagina nicht nur beim Geschlechtsverkehr, sondern fühlen auch beim Gehen ein Brennen und Reiben", erklärt Strowitzki die Symptome.
Gute Hautpflege hilft
Das Hormon Östrogen sorgt in der Vagina dafür, dass sich die Zellen erneuern, die Durchblutung gut ist und ausreichend Feuchtigkeit aus der Scheidenwand in die Scheide gelangen kann. "In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel ab", sagt der Gynäkologe. Dadurch verlangsame sich die Zellerneuerung und die Haut in der Scheide und am Scheideneingang werde dünner. "Die Vagina ist dann weniger elastisch, empfindlich und trocken", sagt der Experte. "Dann hilft vor allem eine gute Hautpflege" sagt die Hamburger Biologin und Sachbuchautorin Annette Bopp. Meist reiche es aus, nach dem Waschen einen Tropfen Mandel- oder auch Olivenöl am Scheidenausgang zu verteilen, um die Haut geschmeidig zu halten.
Für sie hat das Problem nicht nur medizinische Aspekte: "Frauen bekommen mit den Wechseljahren nicht zwangsläufig eine trockene Scheide. Es ist vielmehr eine Frage der Qualität der Sexualität beziehungsweise des Liebhabers." Wenn die Scheide trocken bleibe, stelle sich die Frage nach der Aufrichtigkeit in der Beziehung: Bekomme ich die Zärtlichkeit, die ich mir wünsche? Viele Frauen trauten sich nicht, diese Fragen beim Frauenarzt anzusprechen - aus Scham, aber auch weil sie damit manchmal ihr bisheriges Leben infrage stellen müssten. Insofern entstehe durch die Wechseljahre unter Umständen auch mehr Ehrlichkeit in der Beziehung.
"In den Wechseljahren verändern sich Körper und Seele - bei Männern wie Frauen", sagt Bopp. Manches, was vorher unwichtig war, wird wichtig und umgekehrt - auch in der Sexualität: "Wenn ich darüber nicht meinem Partner oder meiner Partnerin spreche, fehlt eine Voraussetzung für eine erfüllte Sexualität: die Offenheit, das Vertrauen." Insofern bieten die Wechseljahre laut Bopp die Chance für eine Weiterentwicklung der Beziehung.
Qualität der Sexualität
Sind körperliche Ursachen Grund für die trockene Scheide, hilft eine lokale Behandlung. "Die trockene Scheide ist mit einer Hormonsalbe leicht therapierbar", sagt auch Strowitzki. Am besten wirke bei Hormonmangel eine lokale Therapie mit dem Hormon Estriol - entweder als Zäpfchen oder als Salbe. Die Anwendung variiere von Präparat zu Präparat und müsse mit dem Arzt besprochen werden.
Das Medikament fördert die Durchblutung der Scheide und sorgt dafür, dass sich die Zellen weiter erneuern. Bei der lokalen Behandlung gehe der Wirkstoff kaum ins Blut über, so dass die betroffenen Frauen nicht die Risiken einer Hormonersatztherapie mit Tabletten oder Pflaster auf sich nehmen müssten. "Wer den wechseljahresbedingten Östrogenmangel ohnehin mit Tabletten therapiert, braucht keine lokale Therapie mehr", so Strowitzki. Wer aber sonst keine klimakterischen Beschwerden habe, für den sei die lokale Therapie genau der richtige Weg.