Fachärzte gaben im Volksstimme-Telefonforum Auskunft über häufige Hörstörungen Manchmal lösen auch Fehlstellungen der Halswirbelsäule einen Hörsturz aus
Eine plötzliche Verschlechterung des Hörens auf einem Ohr kann viele Gründe haben. Darüber und über die Therapiemöglichkeiten informierten gestern HNO-Ärzte des Magdeburger Uniklinikums.
Frage: Es begann vor etwa zwei Wochen. Als ich telefonierte, konnte ich alles plötzlich nur noch gedämpft hören. Und ich hatte einen hohen Summton auf dem rechten Ohr, der mich auch sonst im Alltag störte. Inzwischen ist es von allein besser geworden. Da ich die Ursache aber nicht kenne, mache ich mir Sorgen, dass sich das wiederholt. Was kann ich vorsorglich tun?
Antwort: Beim Auftreten der von Ihnen geschilderten Symptome sollte man möglichst bald einen HNO-Arzt aufsuchen. Dieser hat die Untersuchungsmöglichkeiten, um die Ursachen herauszufinden. Eine einseitige, plötzliche Hörminderung ist ein Symptom für einen Hörsturz. Die Hörminderung kann mit Rauschen, Zischen oder anderen Ohrgeräuschen (Tinnitus) oder einem Drehschwindel verbunden sein.
Frage: Vor zwei Tagen hatte ich plötzlich ein Knacken zunächst in einem, dann in beiden Ohren. Seither höre ich so, als ob ich unter Wasser wäre. Ich muss den Ton beim Fernsehen lauter drehen als es meiner Frau lieb ist, und es fällt mir schwer, Gesprächen in geselliger Runde zu folgen. Ich habe auch Ohrenschmerzen. Kann das ein Hörsturz sein?
Antwort: Sie sollten zu einem HNO-Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Die geschilderten Symptome können bei einer Mittelohrentzündung auftreten. Sie kann beispielsweise Folge einer grippalen Infektion sein und sehr schmerzhaft werden. Ein Hörsturz tritt dagegen meist nur auf einem Ohr auf und ist nicht schmerzhaft.
Frage: Mein Mann hatte vor einem halben Jahr einen Hör- sturz. Er hörte plötzlich schlecht auf dem linken Ohr, dazu litt er unter Drehschwindel und Übelkeit. Wie konnte es dazu kommen?
Antwort: Ein Hörsturz kann verschiedene Ursachen haben. Es können zum Beispiel eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Innenohres oder Infektionen, Fehlstellungen der Halswirbelsäule oder ein gutartiger Tumor (Akustikus-Neurinom), starker Stress und Aufregung können plötzliche Hörverminderungen begünstigen. Wichtig ist es, die Ursache des Hörsturzes diagnostisch herauszufinden. Deshalb ist es ratsam, einen HNO-Arzt beim Auftreten der Symptome aufzusuchen.
Frage: Ich bin 42 Jahre und hatte vor einem halben Jahr einen Hörsturz. Ich bekam in der Klinik Infusionen. Dennoch habe ich auf dem rechten Ohr noch immer eine starke Höreinschränkung. Insbesondere Sprache kann ich schlecht verstehen. Kann es noch zu einer spontanen Besserung kommen?
Antwort: Das ist nach einem halben Jahr eher unwahrscheinlich. Einmal abgestorbene Hörzellen können bislang nicht wieder regeneriert werden. Wenn Sie Probleme haben, Sprache zu verstehen, dann sollten Sie mit ihrem Arzt über eine Hörgeräteversorgung sprechen. Mit der Verordnung können Sie drei Hörgeräte beim Hörgeräteakustiker testen. Die Hörgeräteverordnung ist noch keine Kaufverpflichtung.
Frage: Seit etwa zwei Wochen habe ich ein Zischen auf dem rechten Ohr. Ich war beim Arzt und habe Tabletten zur Durchblutungsförderung bekommen. Das hat aber kaum geholfen. Was kann man noch tun?
Antwort: Bei der Abklärung möglicher Ursachen sollte auch die Durchlässigkeit der großen Halsschlagadern und die Halswirbelsäule durch einen Orthopäden bzw. einen Neurologen untersucht werden.
Frage: Ich bin 40 Jahre alt. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer plötzlichen vollständigen Ertaubung auf einem Ohr?
Antwort: In diesem Fall würde man eine Infusionstherapie durchführen. Zusätzlich dichtet man die eingerissene Innenohrmembran ab. Sollte sich nach einem halben Jahr keine Verbesserung einstellen, sind Alternativen (Hörgeräte-CROS-Versorgung oder Cochlea-Implantat-Versorgung) zu erwägen.
Frage: Kann sehr lauter Lärm zu einem Hörsturz führen?
Antwort: Auch lauter Lärm, insbesondere wenn er unerwartet in hoher Lautstärke auftritt, kann zu einer plötzlichen Schwerhörigkeit oder Taubheit führen. In diesem Fall sprechen wir aber von einem Lärmtrauma. Ein Hörsturz kommt von alleine, scheinbar ohne äußere Ursache.
Frage: Ich habe seit etwa zwei Jahren ein Rauschen im Ohr. Durchblutungsfördernde Naturpräparate, die ich verschreibungsfrei in der Apotheke bekam, haben mir nicht geholfen. Was kann man noch tun und was kann die Ursache sein?
Antwort: Ohrgeräusche (Tinnitus) sind ein Problem, das viele Menschen betrifft. Es kann verschiedene Ursachen haben. Das kann zum Beispiel eine Störung im Bereich des Innenohres sein, die durch einen Hörsturz oder ein Knalltrauma ausgelöst wurde. Weitere mögliche Ursachen können Gefäßmissbildungen oder Störungen der Halswirbelsäule bzw. des Kiefergelenks sein. Gegen akute Tinnitusbeschwerden kann man etwas tun, wenn man die Ursache gefunden hat. Bei chronischem Ohrensausen kann man Techniken erlernen, um die Aufmerksamkeit für das Ohrgeräusch zu mindern. Sie sollten auch eine psychosomatische Beratung in Betracht ziehen.
Frage: Mein Mann (46 Jahre) hatte vor kurzem einen Hörsturz. Welche Vorbeugemaßnahmen gegen einen Hörsturz gibt es?
Antwort: Zu 100 Prozent sichere Vorbeugemaßnahmen gegen einen Hörsturz gibt es leider nicht. Da oft Menschen betroffen sind, die unter starkem Stress stehen, werden gerne Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Stressmanagement-Kurse empfohlen. Hinzu kommen sollte eine gesunde Lebensweise.