Medizin-Studie: An einem gebrochenen Herzen kann man sterben
Unter Wissenschaftler ist das Phänomen Liebeskummer als "Broken-Heart-Syndrome" bekannt: Patienten mit dem Syndrom haben Rhythmusstörungen wie bei einem Herzinfarkt, der tödlich enden kann. Fast ausschließlich Frauen sollen an der mysteriösen Herzkrankheit leiden.
Menschen mit einem Broken-Heart-Syndrome haben dieselben Beschwerden wie bei einem Herzinfarkt: Brustschmerzen, Luftnot oder Flüssigkeit in der Lunge. Eine Medizin-Studie zeigte, dass rund drei Prozent der Infarktverdachtsfälle nicht unter einem verstopften Herzkranzgefäß leiden, sondern an gebrochenem Herzen. Meist sind es Frauen jenseits der Wechseljahre, die einen Angehörigen verloren haben oder unter anderen Stresssituationen leiden.
Warum es gerade das weibliche Geschlecht betrifft, darüber können die Ärzte nur spekulieren: Eine Theorie besagt, dass der weibliche Körper nach den Wechseljahren besonders stark auf Stresshormone reagiert. Beweise dafür gibt es allerdings noch nicht.
Wissenschaftler aus aller Welt erforschen die seltsame Krankheit. Der leitende Oberarzt des Herzkatheterlabors am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Holger Nef, ist fasziniert: "Die Funktionsstörung beim Broken-Heart-Syndrome ähnelt einem Verschluss des linken Herzkranzgefäßes, ohne dass dieses tatsächlich verstopft wäre." Broken-Heart-Patienten weisen also keine verstopften oder verengten Herzkranzgefäße auf. Aber das Herz pumpt trotzdem nicht richtig. Hier kann es gefährlich werden.
Die Krankheiz mit dem kitschigen Namen kann tödlich enden: Eine Studie des Johns Hopkins Medicine Institute fand heraus, dass beim Broken-Heart-Syndrome der Körper eine Überdosis Adrenalin und andere Stresshormone ausschüttet. Das Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren. Die Patienten fühlen sich schwach, bekommen wenig Luft und haben Schmerzen im Brustkorb. Im schlimmsten Fall kommt es zum Herzstillstand.
Wie viele Menschen jährlich am Broken-Heart-Syndrome erkranken, ist nicht bekannt. Laut einer Schätzung leiden circa 2,6 Prozent der Patienten an gebrochenem Herzen, die anfangs mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Unterschied zum Herzinfarkt, an dem etwa die Hälfte der Betroffenen sterben, liegt die Sterblichkeitsrate im Falle des Broken-Heart-Syndrome bei etwa 3,2 Prozent. Diese sterben nur dann, wenn sie unter heftigen Rhythmusstörungen leiden, die den Herzmuskel lahmlegen können.
Um derartige Erkrankungen zu verhindern, müssen die Betroffenen von Beginn an eine besondere Behandlung bekommen. Neben speziellen Medikamenten wie beispielsweise den Kalzium-Sensitizer Levosimendan sind auch Sitzungen bei einem Therapeuten entscheidend. Hier kann man lernen, wie man hohen Stress oder den Verlust eines geliebten Menschen überstehen kann. Oder man sucht das Gespräch mit Gleichgesinnten, wie auf dem Forum vom Beraterteam. Sich mit anderen Menschen, die einen verstehen, auszutauschen, kann eine große Hilfe sein.
Ein gebrochenes Herz heilt nicht allein und braucht vor allem seine Zeit. Um schlimmstes zu vermeiden, sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Denn das Broken-Heart-Syndrome kann jeden treffen und sollte nicht unterschätzt werden.
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