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Acht Säfte sind nur ausreichend oder mangelhaft, einer ist sehr gut Multisäfte sind Enttäuschung

28.02.2012, 04:26

Berlin (cbi) l Im Jahr 1979 kam als erster "Frucht-Multi-Vitaminsaft" der Dr. Koch\'s Trink 10 auf den Markt, entwickelt vom Safthersteller Eckes. Wer damals Kind war, erinnert sich: Jeder wollte den neuen Mix aus "10 wohlschmeckenden Früchten" und "10 lebenswichtigen Vitaminen" kosten. Die Firma heißt heute Eckes-Granini und ist die Nummer eins unter den Markenherstellern. Von der früheren Qualität - die Stiftung Warentest untersuchte seinen Multivitaminsaft 1992 und 1997 - ist nicht viel geblieben. Er heißt heute Hohes C und ist nur ausreichend, ebenso der Hohes C Rote Multi-Vitamin. Sechs sind noch schlechter: mangelhaft.

Mehrere Schwachpunkte

Der Test von 22 Multivitaminsäften offenbart mehrere Schwachpunkte. Viele Hersteller verwenden Fantasienamen: "Roter Multi", "Multivitamin" oder "Vitamin-Frühstück" sagen nichts aus. Sie lenken davon ab, dass sie keinen Fruchtsaft anbieten. Hinzu kommt: Viele Hersteller geizen beim Fruchtaroma, werben aber mit bis zu 14 appetitlichen Früchten. Mancher verwendet nur Fruchtsaftkonzentrate. Das heißt, er verzichtet darauf, das Konzentrat rückzuverdünnen und die vorher entwichenen Aromen wieder zuzufügen.

Das gilt auch für die beiden Säfte von Hohes C: Der Multi-Vitamin enthält vor allem Fruchtsaftkonzentrate, der Rote Multi-Vitamin ausschließlich. Bei sechs weiteren Säften zeigte sich: Es ist nicht alles drin, was drin sein muss. Albi, Rauch, Kaiser\'s Tengelmann, Bauer, Bari und der Rote Multi von Edeka sind deshalb mangelhaft. Bei Bari konnten die Tester so gut wie keine Fruchtaromen nachweisen. Er schmeckte nicht exotisch-fruchtig, sondern deutlich muffig, malzig und nach alten Früchten.

Der "11 plus 11"-Saft von Rabenhorst ist die Ausnahme. Er bietet eine große Fruchtvielfalt, hohe Fruchtsaftqualität und einwandfreien Geschmack - dazu Vitaminmengen, die pro Glas gut zum Tagesbedarf beitragen. Er verdient das Qualitätsurteil sehr gut, kostet aber rund vier Euro pro Liter. Weiterer Schwachpunkt sind die Vitamine: Die Vitamine im Multivitaminsaft stammen nicht aus den Früchten, sondern werden als synthetische Vitaminmischung zugesetzt. In der Regel umfasst das neun Vitamine und Provitamin A. Die Tester fanden bei fast allen Säften deutlich höhere Gehalte, als die Verpackung vorgibt - und das gegen Ende der Mindesthaltbarkeitsfrist. Bei einem frisch abgefüllten Multivitaminsaft liegen die Vitaminmengen wahrscheinlich noch viel höher.

Gesundheitsschädlich sind die Vitamingehalte der Säfte aber nicht, weder für Erwachsene noch für Kinder. Wer ein 200-Milliliter-Glas trinkt, erreicht bei keinem Saft den Tagesbedarf eines Vitamins. Schon gar nicht überschreitet er eine der Obergrenzen, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit für einzelne Vitamine berechnet hat.

Anders sieht die Sache aus, wenn Saftfans einen Liter trinken. Dann überschreiten sie die empfohlene Tageszufuhr für fast alle Vitamine locker. Da wir auch aus vielen anderen Quellen Vitamine aufnehmen, heißt das: Mehr als ein Glas sollte es am Tag nicht sein. Überhaupt gilt: Wer sich ausgewogen ernährt, braucht auch keinen Multivitaminsaft.

Weitere Informationen: Zeitschrift test 3/2012 und www.test.de/multivitaminsaft