Vermögensverwaltung Nicht nur für Reiche
Dem Vermögensverwalter haftet etwas Elitäres an. Doch längst ist ein Verwalter nicht mehr nur für die höheren Gesellschaftsschichten tätig. Inzwischen kümmert er sich auch um mittlere Guthaben.
Frankfurt/Main (dpa) l Wem das nötige Know-how oder die Zeit fehlen, sein Vermögen selbst zu verwalten, kann sich an einen Vermögensverwalter wenden. "Er findet zusammen mit seinem Mandanten heraus, welchen Betrag dieser anlegen und welches Risiko er dabei eingehen kann und möchte", erklärt Marcel van Leeuwen, Geschäftsführer der DWPT Deutsche Wertpapiertreuhand GmbH in Herzogenaurach. Danach wird entschieden, mit welcher Investment-Strategie der Vermögensplan umgesetzt wird.
Ein Vermögensverwalter stellt für seinen Mandanten zum Beispiel ein Wertpapierdepot zusammen und managt es aktiv. "Das heißt, er nimmt in einem vorher vereinbarten Rahmen Änderungen vor, wenn es nötig ist, und benötigt dafür - im Gegensatz zu einem Anlageberater etwa einer Bank - keine weiteren Unterschriften seines Mandanten", sagt der Vermögensverwalter van Leeuwen.
Individuelle Betreuung erst ab 500000 Euro
Doch nicht jeder sollte mit seinem hart ersparten Geld sofort zu einem Vermögensverwalter gehen. Verbraucher sollten nach Angaben von Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, die grundlegenden Hausaufgaben selbst erledigen: "Erst Raten- und Dispokredite tilgen, dann existenzbedrohende Risiken mit einer Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung absichern und dann eine eiserne Reserve als Notgroschen aufbauen."
Außerdem benötigen Verbraucher eine Mindestsumme, um von den Diensten eines Vermögensverwalters zu profitieren. Ein Verbraucher sollte mindestens 500000 Euro anlegen, erklärt Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland in Frankfurt am Main. "Nur dann kann ein Anleger auch davon ausgehen, dass der Vermögensverwalter ihn individuell betreut."
Dennoch haben auch Kleinanleger ohne Mindestanlagesumme Zugang zu den professionellen Anlagekonzepten eines Vermögensverwalters - über vermögensverwaltende Fonds. Diese Fonds sind standardisiert und decken verschiedene Anlageklassen wie Rohstoffe, Edelmetalle, Aktien und Anleihen ab. Allerdings bekommen Anleger hierbei keine individuelle Betreuung. Das ist auch nicht unbedingt nötig, denn man kann sein Vermögen auch selbst managen. Dazu sollten Verbraucher einen wesentlichen Rat beherzigen: "Legen Sie nie große Teile ihres Geldes in nur ein oder zwei Anlagen an", rät Oelmann. Eine breite Streuung schützt vor hohen Verlusten.
Wer sein Geld lieber in den Händen eines Vermögensverwalters wissen möchte, sollte vor seiner Entscheidung verschiedene Verwalter aufsuchen und die Honorare und Kosten mit denjenigen der Banken vergleichen, rät der Verband. Interessenten sollten sich außerdem über die jeweilige Anlagephilosophie und die einzubringende Mindestanlagesumme informieren. Wie oft werden sie zum Beispiel über Depotentwicklungen informiert?
Auch das Beratungsgespräch gibt Aufschluss über die Qualität des Vermögensverwalters. Ein gutes Beratungsgespräch ist nach Verbandsangaben an folgenden Punkten zu erkennen: Der Vermögensverwalter sollte systematisch die konkrete Vermögenssituation und die Anlageziele erfassen sowie die Risikobereitschaft und die bisherigen Anlageerfahrungen klären. Der Verwalter sollte einen Kunden zudem umfassend über Risiken der einzelnen Finanzinstrumente und die entstehenden Gebühren aufklären.
Wichtig ist auch die Unabhängigkeit des Vermögensverwalters: "Ein Vermögensverwalter arbeitet unabhängig von Banken und Versicherungen, erhält keine Provision und wird ausschließlich von seinem Mandanten bezahlt", erklärt Grünewald. Schließlich muss ein Kunde die Garantie haben, dass sein Verwalter keine Vorteile davon hat, ein bestimmtes Produkt zu verkaufen. "Denn wer eine Provision erhält, ist in seinen Entscheidungen, in welches Produkt er investiert, nicht mehr frei", sagt Lothar Koch, Portfoliomanager der GSAM + Spee Asset Management AG in Langballig.