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Europa zu Wasser Schöne Reviere für Ihren Hausbooturlaub

Kein Bootsführerschein? Kein Problem: Dank Charterschein oder ähnlichen Regelungen können Sie in vielen Gegenden Europas auch so zum Trip im schwimmenden Zuhause aufbrechen. Fünf Vorschläge.

Von Stefan Weißenborn, dpa 05.03.2025, 00:05
Schönes Revier in Brandenburg: Ein Hausboot fährt am frühen Morgen im Sonnenschein über die Havel.
Schönes Revier in Brandenburg: Ein Hausboot fährt am frühen Morgen im Sonnenschein über die Havel. Kay Nietfeld/dpa/dpa-tmn

Berlin - Das Zauberwort lautet Charterschein: Er erlaubt es Freizeitkapitänen, auf Binnengewässern ein gemietetes Hausboot zu steuern, selbst wenn sie keinen entsprechenden Sportbootführerschein haben.

In Deutschland handelt es sich bei der offiziell so genannten Charterbescheinigung laut entsprechender Rechtsverordnung um ein amtliches Dokument, das für die Dauer der Mietzeit eines Bootes gültig ist.

Anbieter von Hausbooturlauben stellen den Charterschein nach einer mehrstündigen Einweisung aus. Erklärt werden unter anderem die technische Funktionsweise des Schiffes, Sicherheitsbestimmungen und Verkehrsregeln auf dem Wasser. Eine kurze Fahrstunde, oft mit einmal Schleusen, gehört dazu.

In Deutschland können nach Angaben des ADAC über 700 Kilometer auf Wasserstraßen mit Charterbescheinigung befahren werden. Aber auch im Ausland locken Reviere, in denen Touristen führerscheinfrei für die Dauer eines Urlaubs zu verantwortlichen Skippern werden dürfen. Hier kommen unsere Vorschläge:

Niederlande: Durchs Land der Grachten und Kanäle

Das Nachbarland zählt zu den Klassikern für Hausbooturlaube - kein Wunder, denn Wasser ist im Land der Grachten und Kanäle keine Mangelware. Südholland mit Städten wie Den Haag oder Rotterdam und zahlreichen Flüssen und Kanälen wie Maas oder Nieuwe Waterweg bietet für Freizeitskipper passende Reviere. 

In Friesland lockt die Friesische Seenplatte als ideales Areal für Anfänger. In dem Flickenteppich aus Gewässern gibt es keine Schleusen. Allerdings sind die Öffnungszeiten einiger Brücken zu beachten.

Auch Amsterdam lässt sich per Hausboot erkunden, die Infrastruktur mit vielen Anlegestellen ist so gut ausgebaut wie kaum anderswo. In den Niederlanden darf ein führerscheinfrei gefahrenes Hausboot nicht länger als 15 Meter sein, die maximal erlaubte Geschwindigkeit liegt bei 20 km/h. 

Polen: Unterwegs im Seen-Labyrinth

Tausende Seen, dichte Wälder, Hügel und Heideflächen: Landschaftliche Vielfalt verspricht ein Masuren-Urlaub an sich schon. Polens größtes zusammenhängendes Binnengewässer mit großen Seen wie dem Jezioro Sniardwy oder dem Jezioro Mamry an Bord eines Hausbootes zu erkunden, bietet schier unzählige Routen. Denn Kanäle und Flüsse schaffen etliche Verbindungen. Dennoch ist die Navigation dank guter Markierungen einfach, und Schleusen sind selten.

Ausgangspunkte für Hausbooturlaube sind Mikolajki, Wegorzewo, Ruciane-Nida oder Gizycko. In Polen dürfen Hausboote ohne Führerschein gesteuert werden, unter anderem wenn sie nicht länger als 13 Meter und maximal 15 Kilometer pro Stunde schnell sind. Man sollte frühzeitig reservieren, gerade für die Sommerzeit. Die Masurische Seenplatte ist alles andere als ein Geheimtipp.

Irland: Eines der größten Hausbootreviere Europas

Shannon und Erne heißen die Flüsse, die in der Skipperszene ein Begriff sind. Denn zusammen mit weiteren Kanälen wartet auf der Grünen Insel eines der größten Hausbootreviere Europas, laut ADAC sind es mehr als 1.000 Kilometer an Wasserwegen. 

Verbunden sind die beiden Fließgewässer durch den Shannon-Erne-Waterway, sie speisen Seen wie Lough Allen, Lough Ree oder Lough Erne. Hausboote können an deren Ufern in mehreren Orten übernommen werden. Wer am Shannon startet, findet etwa in Carrick-on-Shannon Charterbasen.

Um die Rolle des führerscheinlosen Kapitäns zu übernehmen, muss man in Irland bei manchen Anbietern mindestens 21 Jahre alt sein. Etwas Erfahrung am Steuer schadet nicht, denn auf den Flüssen und Kanälen gibt es einige Schleusen zu durchfahren.

Frankreich: Unter Zypressen und Platanen

Die Grande Nation zeigt sich auch beim Thema Hausboot groß. Mit über 800 Kilometern gibt der ADAC die Gesamtlänge der geeigneten Wasserwege in Frankreich an. Und die meisten davon lassen sich ebenfalls ohne Sportbootschein an Bord von Miet-Hausbooten entdecken.

Der Canal du Midi zwischen Atlantik und Mittelmeer, ein Unesco-Weltkulturerbe, zählt zu den Klassikern eines Hausbooturlaubs. An sonnigen Tagen spenden Zypressen und Platanen entlang des Bauwerks aus dem 17. Jahrhundert Schatten. Für Neulinge besonders entspannend ist eine über 50 Kilometer lange Strecke ohne Schleusen zwischen Argens und Béziers - wo dann mit der Schleusentreppe Fonseranes aber eine technikhistorische Sehenswürdigkeit wartet. Boote können in Argens-Minervois, Le Somail, Port Lauragais oder etwa der mittelalterlichen Festungsstadt Carcassonne übernommen werden.

Weitere beliebte Hausbootreviere finden sich in Elsass, Burgund oder der Bretagne. In der Camargue können Urlaubsskipper Salzwasserlagunen erkunden. In Frankreich darf ein ohne Führerschein gechartertes Hausboot nicht länger als 15 Meter sein. Vorgegebene Höchstgeschwindigkeit: 12 km/h. 

Deutschland: Achtung ab Windstärke 4

Es gibt kleinere Reviere auch in Hessen oder dem Saarland, die bekanntesten und vielleicht vielseitigsten Ziele für Hausbooturlauber mit Charterschein aber sind die Seenplatten in Brandenburg und Mecklenburg mit der Müritz als einem der größten Binnengewässer des Landes.

Die Zahl der Seen, Flüsse und Kanäle allein in Mecklenburg geht in die Hunderte. Große Seen sind Kölpinsee, Fleesensee, Malchower See oder Plauer See. Hier gilt an windigen Tagen schnell eine weitere Auflage des Charterscheins, denn ab Windstärke 4 - per Faustregel zu erkennen an sich kräuselnden Wellen - muss angelegt werden.

Ein Hausbooturlaub in Brandenburg lässt sich gut mit einem Berlin-Besuch verbinden. Ausgangspunkte wie Fürstenberg (Havel) oder Rheinsberg mit dem berühmten Schloss befinden sich in einem 100-Kilometer-Umkreis. Ab der Charterbasis Wildau südlich der Hauptstadt bietet sich auch eine Hausboottour bis ins Berliner Stadtgebiet an.