Gesundheit Wenn das Gesicht schmerzt
Stechende Schmerzen im Gesicht, die manchmal schon durch einen Luftzug ausgelöst werden, sollte man nachgehen.
Magdeburg l Das menschliche Gesicht ist ein Spiegel der Emotionen. Unsere Mimik teilt anderen Menschen unter anderem mit, ob wir glücklich, ängstlich oder traurig sind. Möglich macht das die Gesichtsmuskulatur, mit der Menschen kommunizieren. Auch das Schmerzempfinden wird über den Gesichtsausdruck mitgeteilt. Manchmal sind die Auslöser selbst im Gesichts- und Mundraum zu finden: z.B. entzündete Nasennebenhöhlen, ein Herpes zoster, kranke Zähne oder auch Verspannungen der Nackenmuskulatur.
Ein besonderer Fall ist die sogenannte Trigeminusneuralgie. Sie äußert sich durch einseitig stechende Schmerzattacken, ganz spontan oder auch beim Kauen, Sprechen, Zähneputzen oder bei Streicheln (Berührungen) der Wange. Manchmal reicht bereits ein Luftzug im Gesicht aus, den blitzartigen Schmerz auszulösen. Manche Menschen denken dann zunächst an Zahnprobleme und sind enttäuscht, wenn der Zahnarzt das ausschließen kann.
Alternativ ist an eine Trigeminusneuralgie besonders dann zu denken, wenn die Schmerzsymptome immer wieder an der gleichen Stelle im Gesicht auftreten und spezifische Auslöser - zum Beispiel beim Kauen oder Berührung der Wangen haben. „Am häufigsten sind Schmerzattacken an den Wangen, gefolgt von Schmerzattacken im Unterkiefer und dem Nasenraum“, so der langjährige Magdeburger Neurochirurg Dr. Roland Minda. Auslöser ist nicht selten eine Reizung des Trigeminusnervs durch ein falsch verlaufendes Blutgefäß im Bereich der Nervenwurzel, nahe dem Hirnstamm.
Wie sein Name andeutet, hat der Trigeminusnerv drei „Verzweigungen“ (sogenannte Äste), die für Empfindungen und Muskelaktivitäten in verschiedenen Gesichtsbereichen zuständig sind, z.B. der Stirn, den Wangen, Mund und Zunge. Die Schmerzen treten individuell immer an der gleichen Stelle auf.
Die Diagnose kann der Arzt durch Befragung der Patienten stellen. Allerdings wird empfohlen, auch eine MRT-Untersuchung des Kopfes durchzuführen, um neurologische Erkrankungen wie beispielsweise eine Multiple Sklerose ausschließen zu können. Die Häufigkeit der Schmerzattackten bei Patienten mit einer Trigeminusneuralgie kann individuell sehr unterschiedlich sein. Nicht selten nimmt die Zahl der Schmerzattakten im Verlauf der Zeit zu.
Manche Frauen und Männer werden mehrfach am Tag geplagt. Das kann die Lebensqualität sehr stark einschränken. Häufig wird die Trigeminusneuralgie mit sogenannten Antiepileptika behandelt. Ist mit Medikamenten keine Besserung zu erzielen, ist eine mikrochirurgische Operation in Erwägung zu zielen, sagt der Magdeburger Neurochirurg Dr. Minda.
Dabei wird beispielsweise durch einen kleinen Eingriff hinter dem Ohr der fehlerhafte Kontakt zwischen dem Trigeminusnerv und dem Blutgefäß durch Einsatz eines Isoliermaterials unterbrochen. Die schmerzunterdrückende Wirkung tritt unmittelbar mit der erfolgreichen Operation ein, wobei als Sicherheitsgründen die medikamentöse Therapie nicht abrupt, sondern „ausschleichend“ beendet werden sollte, empfielt der Magdeburger Neurochirurg.
Eine Alternative zur Operation ist eine Unterbrechung des Trigeminusnerv durch Hitze, Kälte oder mit Strom. Auch dabei stellt sich der schmerzstillende Erfolg des minimalinvasiven Eingriffs oftmals schnell ein. Allerdings können die Beschwerden nach einiger Zeit erneut auftreten.
Außerdem können als Nebenwirkungen leichte Taubheitsgefühle auftreten. In der Regel verschwinden sie nach einigen Wochen von ganz alleine. Die Erfolgsaussichten der minimalinvasiven Eingriffe hängen von den Erfahrungen des Operateurs mit dem jeweiligen Verfahren ab. Patienten sollten vor der Behandlung danach fragen.