Gommern: Alte Filmaufnahmen der Stadt beim Hoffest der Vereine gezeigt

Gommern - Ein kleiner Junge geht die Straße entlang. Auf seinem Rücken ein großer Schulranzen. Er wirkt ein wenig unsicher, dreht sich immer wieder um, schaut, ob sein Papa noch hinter ihm ist.

Es ist die Martin-Schwanten-Straße, wir schreiben das Jahr 1971. Der Junge ist Thoralf Winkler, sein Vater Rolf filmt. Thoralf biegt in einen Hinterhof ab. Andere Mädchen und Jungen warten schon. Es ist September, es ist Einschulung. Es geht in die „Einheit“, dort findet die Feierstunde statt.

Rolf Winkler ist in Gommern ganz sicher kein Unbekannter. Er filmte damals alles auf Schmalfilm - das gesamte Einschulungsprogramm, die Freude und das Lachen der Kinder, die stolz ihre Schultüten tragen, die hübsch zurecht gemachten Eltern, Mamis mit hochtoupierten Haaren, Papis in schicken Anzügen.

Noch heute ist Rolf Winkler auf nahezu jeder Veranstaltung mit seiner Kamera anzutreffen und macht das, was er schon immer macht: Die Dinge für die Nachwelt festhalten.

Jetzt, über 50 Jahre nach der Einschulung, kam der Film zur öffentlichen Aufführung: Beim Hoffest der Vereine, organisiert vom Heimatverein Gommern, am Sonntag in der alten Scheune des Hofes des Rathauses II.

„Ich bin emotional total angefasst und richtig aufgewühlt - ich muss mich erstmal sammeln“, sagt Kathrin Gottschalk und strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist gerade aus der Scheune herausgetreten, ist sichtlich gerührt.

Damit hatte die Gommeranerin nicht gerechnet. „Wir sind nur reingegangen, weil es hieß, dass man hier alte Filme von Gommern sehen kann - und dann das. Ich dachte noch, die kenne ich doch alle. Dann habe ich mich selber gesehen – bei meiner Einschulung 1971. Die Filmvorführung war eine super Idee. Auch die anderen Filme, da haben wir auch noch Leute erkannt. Toll“, sagt sie begeistert und atmet tief durch.

Die Filmvorführungen war einer der vielen Höhepunkte des Hoffestes. Dazu hatte der Heimatverein alte Aufnahmen von Gommeranern organisiert und auch Material aus dem Deutschen Rundfunkarchiv geordert. Zehn Filme über Gommern konnten so gezeigt werden.

Die Scheune war zwischen 11 und 17 Uhr - während draußen das Programm des Hoffestes lief - nahezu voll besetzt. Es wurde gelacht, geplaudert, in Erinnerungen geschwelgt, manchmal auch die Köpfe geschüttelt. Wer alles sehen wollte, musste knapp anderthalb Stunden sitzen bleiben. Sehr viele taten es.

Aufgrund des großen Interesses und vieler Nachfragen, steht schon jetzt fest, dass der Heimatverein die Filme nochmals aufführen wird. „Wir werden das im Rahmen unseres 25-jährgen Vereinsjubiläums im kommenden Jahr machen“, verspricht Vereinsvorsitzende Karin Gust. „Wann und wo genau, müssen wir uns noch überlegen - aber es wird definitiv stattfinden“, so Karin Gust.

Auch außerhalb der Scheune ging es Schlag auf Schlag. Von 11 bis 17 Uhr herrschte stets großer Andrang auf dem Hof. Ein Act folge dem nächsten.

Los ging es mit heißen Samba-Rhythmen der Trommelgruppe „El Ab Surdo“. Da zuckte so manches Tanzbein, still sitzen war kaum noch denkbar. Ein toller Auftakt zum diesjährigen Hoffest.

Schon traditionell übernahm wieder Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein die Moderation des Tages. Das lässt er sich seit vielen, vielen Jahren nicht nehmen. Ihm zur Seite stand Karin Gust. Beide führten gemeinsam durch das Programm - sie hatten viel zu tun, denn es gab viele Programmpunkte.

Die Kinder der Grundschule „Am Weinberg“ waren da, ebenso die Turner des SV Eintracht Gommern, die Dancing Queens vom Gommeraner Carneval Club, der Hundesportverein Gommern, der MSC Gödnitz, der Gemischte Chor Gommern, die Sekundarschule Fritz Heicke und viele, viele Stände. Jeder konnte so einen tollen Nachmittag bei bestem Wetter genießen.

Den Schlussakkord setzte die Schönebecker Band „Walk on“. Mit Coverversionen bekannter (Rock)-Songs sorgten sie für einen gelungenen Ausklang des Hoffestes.