Reformation Im Luther-Tempo zum Luther-Ort
Die Tourismusroute „Luther war hier“ führt seit Dienstag auch offiziell nach Wahlitz.
Wahlitz l Als Luther 1524 auf seinem Weg nach Magdeburg die Klusbrücke gut zwei Kilometer hinter Wahlitz überquerte, lief er erst über einen Holzsteg, dann über eine steinerne Bogenbrücke. Zwei steinerne Bögen, wie sie heute die Klusbrücke kennzeichen, hat es damals noch nicht gegeben. Aus dem sächsischen Staatsarchiv hatte Dr. Jan Scheunemann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der das Projekt „Luther war hier“ maßgeblich erarbeitet hat, eine Karte des Klusdammes aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mitgebracht.
Zur offiziellen Einweihung des Luther-Ortes Klusbrücke reisten die meisten Gäste schon im Luther-Tempo an: Im Kremser des Reiterhofes Dame legten sie den holprigen Klusweg zurück. „Wahlitz hofft sehr, dass der Weg saniert wird. Das ist für unsere Ortschaft ganz wichtig“, sagte Ortsbürgermeister Reinhard Dame.
Die Klusbrücke ist das letzte Relikt des Klusdammes, der einst so bedeutenden Verkehrsverbindung nach Magdeburg.
Dass es die Klusbrücke heute überhaupt noch gibt, ist den Männern um Dr. Klaus Lehnert zu verdanken, die ab Mitte der 1970er Jahre in Handarbeit die teilweise schon eingestürzte Brücke wieder instandsetzten. Inzwischen nagt der Zahn der Zeit schon wieder heftig am Bauwerk.
„Wir warten auf den Fördermittelbescheid“, sagte Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein. Rund 270 000 Euro sollen in die Reparatur und Sanierung der Klusbrücke fließen. Eine große Frage ist, wie Denkmalschutz und Verkehrssicherheit für Radler - Stichwort Geländer - gelöst werden.
Dass Martin Luther 1516 und 1524 die Klusbrücke überquerte, steht mit großer Sicherheit fest. Dass er auch in der Klause, von der heute nur noch Mauerreste übrig sind, übernachtete und dort predigte, lässt sich nicht beweisen. Legenden sind bei den Luther-Orten aber durchaus erlaubt. Die Route führt auch in Gemeinden, in denen sich Luther nie aufgehalten hat. Die Luther-Legenden sind aber Teil der Reformationsgeschichte, die selbst mit einer Legende beginnt: Den Anschlag der Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg.
Die Wahlitzer freuten sich, als Dr. Jan Scheunemann von der „Lutherstadt Wahlitz“ sprach. „Wir hoffen auf einen touristischen Schub durch ‚Luther war hier‘“, sagte Jens Hünerbein. „Heute ist ein guter Tag für Wahlitz, ein guter Tag für Gommern.“ Dem konnte Reinhard Dame nur zustimmen. Er hofft auf einen baldigen Baubeginn an der Klusbrücke und auf die Pflege des Weges auf Magdeburger Seite, damit (Rad-)Wanderer und Reiter gute Bedingungen vorfinden.
Beim Enthüllen der Plakette, die auf beiden Seiten der Klusbrücke angebracht ist, erhielt Jens Hünerbein Unterstützung von Wolfgang Homann, der als Maurer an der Instandsetzung der Klusbrücke beteiligt gewesen war. Allen „Alt-Aktiven“, die sich in der Runde eingefunden hatten, dankte der Bürgermeister für ihr Engagement.