Verträge gekündigt Schnelle Internet, Breitband, Glasfaser: Darum klemmt es in Gommern auf der Daten-Autobahn
Schnelles Internet, Breitband- oder Glasfaseranschlüsse: In Gommern (Jerichower Land) hinkt die Versorgung hinterher. Kooperationsverträge wurden gekündigt. So ist der Stand.
Gommern - Wer auf schnelles Internet angewiesen ist, sei es beruflich oder aber auch zum privaten Streamingvergnügen, der schaut in vielen Teilen Deutschlands in die sprichwörtliche Röhre. Dazu zählt auch die Einheitsgemeinde Gommern im Jerichower Land.
Dass Deutschland noch nahezu ein Entwicklungsland in Sachen Internet ist, belegen Zahlen von Statista, einer globalen Datenbank. Lediglich knapp über 9 Prozent aller Internetanschlüsse in Deutschland sind mit Glasfaser verbunden. Damit belegt Deutschland Platz 35 des weltweiten Länderrankings. Nur drei Länder Europas – Belgien, Österreich und Griechenland – haben noch weniger Anschlüsse. (Stand Dezember 2022)
Online-Lernen kaum möglich
Vor allem im ländlichen Raum, zu dem Gommern gehört, ist der Ausbau mit Breitbandanschlüssen oder gar Glasfaser alles andere als befriedigend. In den Ortsteilen dümpeln viele noch mit einem 6 MBit/s-Anschluss herum. Videokonferenzen im Homeoffice? Schwierig. Online-Lernen zu Corona-Zeiten? Wohl kaum.
In Gommern selbst sind zwar fast überall 50 MBit/s möglich, doch das ist alles andere als schnell und schon lange nicht mehr Stand der Technik.
Vor einiger Zeit machten sich daher Hoffnungen und große Vorfreude breit, als einige Anbieter den Ausbau von Breitbandanschlüssen in Gommern vorantreiben wollten: „Deutsche Glasfaser“ „Unsere grüne Glasfaser“ und MDDSL, die den geförderten Ausbau im Jahr 2018 durchführte. Ein Kooperationsvertrag zwischen MDDSL und der Stadt Gommern sollte zudem dafür sorgen, dass auch die Ortsteile ausgebaut werden. Das ist jedoch nur in Teilen geschehen.
Nach der MDDSL gesellte sich die „Deutsche Glasfaser“ hinzu. Auch hier wurde verkündet, Gommern auszubauen. Sogar ein Büro gegenüber der evangelischen Kirche wurde angemietet. Nach einigen Monaten war das Unternehmen wieder verschwunden.
„Die Deutsche Glasfaser hat sich aus Gommern wieder zurück gezogen, da sie ihr Ausbauziel, sprich Vorverträge, nicht erreicht hat“, ist dazu von Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) zu erfahren. Ebenso wie mit der MDDSL hatte Gommern einen Kooperationsvertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen, um den Glasfaserausbau voranzutreiben.
Aus diesem Kooperationsvertrag ist die Deutsche Glasfaser selbstständig wieder ausgestiegen, da sie trotz einer relativ offensiven Vermarktungsphase ihre Anschlussquoten nicht erreicht hatte.
Ende der Kooperation
Auch der Vereinbarung mit der MDDSL droht nun ein baldiges Ende. „Wir werden jetzt eine Beschlussvorlage in den Stadtrat einbringen, dass wir die Kooperationsvereinbarung mit der MDDSL aufkündigen. Der Grund ist, dass hier keine von uns gewünschten Aktivitäten erfolgen und auch die Kommunikation etwas schwierig ist. Daher werde ich dem Stadtrat nahelegen, diese Kooperationsvereinbarung zu beenden“, ist dazu von Jens Hünerbein zu erfahren.
Derzeit gibt es aber im Jerichower Land noch einen geförderten Ausbau. „Man hat sich im Landkreis entschieden, den Glasfaserausbau im Bereich Jerichow umzusetzen. Es steht jedoch nur Geld für eine gewisse Anzahl von Hausanschlüssen zur Verfügung. Da der Norden des Landkreise strukturell noch immer ein wenig benachteiligter ist als der Süden, haben sich die Bürgermeister damit einverstanden erklärt, dass Jerichow davon partizipiert“, so Hünerbein.
Wird dieser geförderte Breitbandausbau auch in Richtung Gommern kommen? „Derzeit ist das nicht zu erkennen, weil die Fördermittel zu gering sind. Es ist dahingehend im Moment noch nichts abzusehen“, so Hünerbein.
Dies bedeute aber nicht, dass nun in der Einheitsgemeinde alles auf Eis liegen würde, so Gommerns Bürgermeister. „Es laufen Gespräche mit anderen Breitbandausbauunternehmen, inwiefern ein eigenwirtschaftlicher Ausbau stattfinden kann. Das ist allerdings nur der Fall, wenn auch entsprechende Anschlussquoten erreicht werden. Die Unternehmen brauchen eine gewisse Grundlast, damit es für sie betriebswirtschaftlich Sinn macht. Wenn nur zehn Prozent der infrage kommenden Haushalte entsprechende Vorverträge abschließen, reicht das nicht“, erläutert Gommerns Rathauschef.
„Ja, es ist leider unbefriedigend, weil man nichts konkretisieren kann – leider ist es aber so“, resümiert Hünerbein.