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Abwasserzweckverband zieht Preise an Schock in Möckern: Kosten für Abwasser verdoppeln sich fast

Pünktlich zum Jahresbeginn flatterten bei den Bürgern in Möckern die Abrechnungsschreiben des Abwasserzweckverbandes ins Haus. Dann das Entsetzen für die Kunden: Die Gebühren für die Schmutzwasserentsorgung sind zum Jahreswechsel drastisch angehoben worden. Welche Gründe Heidewasser dafür ins Feld führt...

Von Stephen Zechendorf 17.01.2025, 18:20
In der Wiesenhof-Kläranlage Möckern werden die Abwässer der Stadt gereinigt.
In der Wiesenhof-Kläranlage Möckern werden die Abwässer der Stadt gereinigt. Foto: S. Zechendorf

Möckern. - Eine böse Überraschung erleben derzeit die Möckeraner, wenn sie Post vom Abwasserzweckverband (AZV) Möckern erhalten. Den Kunden des AZV Möckern flattern nämlich derzeit die Gebührenbescheide ins Haus. Dabei stellen die Verbraucher exorbitant gestiegene Abschlagsforderungen für das begonnene Jahr fest. Abgeschickt wurden die Gebührenbescheide von der Heidewasser GmbH, die vom AZV Möckern mit der Abwasserentsorgung und der Gebührenerhebung beauftragt ist.

Preisanstieg: Von 2,48 auf 5,40 Euro pro Kubikmeter Abwasser

So steigt die monatliche Grundgebühr für die zentrale Schmutzwasserbeseitigung um 4 Euro auf jetzt 16 Euro. Deutlich teurer wird die Mengengebühr pro Kubikmeter. Sie verdoppelt sich nahezu von bislang 2,92 Euro um 2,48 Euro auf nun 5,40 Euro.

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Zwei Beispielrechnungen führt die Heidewasser GmbH in einer Mitteilung auf ihrer Internetseite an: Demnach wird ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 90 Kubikmetern künftig 271 Euro mehr für die Schmutzwasserentsorgung aufbringen müssen. Die Kosten steigen somit von 407 Euro auf nun 678 Euro jährlich.

Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit vorausgesetzten 120 Kubikmetern im Jahr sei mit Mehrkosten von 346 Euro zu rechnen – einer Steigerung von 494 Euro auf 840 Euro.

Auch die dezentrale Entsorgung von Klärschlamm aus abflusslosen Sammelgruben und Kleinkläranlagen wird teurer. Die Grundgebühr pro Jahr und Grundstücksentwässerungsanlage steigt um 11 Euro auf jetzt 36 Euro. Die Mengengebühr pro Kubikmeter verdoppelt sich für abflusslose Sammelgruben um 7,03 Euro auf 13,53 Euro. Die Mengengebühr pro Kubikmeter für Kleinkläranlagen steigt von bisher 23,50 Euro um 9,21 Euro auf jetzt 32,71 Euro.

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Preissteigerung bei Abwasserkosten: Begründung fehlt im Bescheid

Eine Begründung für die enorme Preissteigerung liefert der AZV in den verschickten Bescheiden nicht. In einer auf der Homepage der Heidewasser GmbH veröffentlichten Mitteilung heißt es, die Erhöhung der Abwassergebühren sei das Ergebnis einer sorgfältigen Kalkulation: „Bereits in der aktuellen Kalkulationsperiode, die 2024 endet, hatte sich immer deutlicher abgezeichnet, dass die Kosten nicht mehr ausreichend gedeckt werden.“

Wiesenhof-Kläranlage teurer

Ein wesentlicher Faktor dafür seien deutlich erhöhte Einleitungsgebühren durch die Anhaltinische Geflügelspezialitäten GmbH, in deren Kläranlage der AZV Möckern seine Abwässer einleitet. „Diese gestiegenen Kosten müssen an die Kunden weitergegeben werden, um weiterhin kostendeckend arbeiten zu können, wie es der Gesetzgeber vorschreibt“, begründet Heidewasser. Darüber hinaus bezeichnet der Abwasser-Dienstleister gestiegene Betriebskosten, insbesondere im Bereich Energie, sowie das gestiegene Zinsniveau als ausschlaggebend für die Gebührenerhöhungen.

Abwasser wurde neukalkuliert - Abschläge automatisch angepasst

Wegen der aktuellen Neukalkulation hat der AZV Möckern automatisch sämtliche Abschläge erhöht. Damit solle sichergestellt werden, dass mit der Jahresverbrauchsabrechnung möglichst keine unerwarteten Nachzahlungen entstehen. Eine Anpassung der Abschläge ist laut Verbandsangaben jederzeit im Kundenportal – innerhalb vorgegebener Grenzwerte möglich.

Möckerns Ortsbürgermeister Detlef Friedrich, Vorsitzender der Verbandsversammlung des AZV, wies im Volksstimme-Gespräch darauf hin, dass eine Anpassung nötig gewesen sei: „Wir waren zuletzt deutlich billiger als andere Kommunen.“ Friedrich bedauerte aber, dass die nun erfolgte enorme Kostensteigerung im Vorfeld nicht besser nach Außen kommuniziert worden sei. Seit dem die ersten Gebührenbescheide zugestellt worden sind, steht auch bei Detlef Friedrich das Telefon nicht still.

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Ausstehende Beitragseinnahmen aus Gewerbegebiet: Hat Stegelitz mit Preisanstieg zu tun?

Beschlossen wurde die Erhöhung im öffentlichen Teil der Verbandsversammlung am 25. November des vergangenen Jahres. Die Verbandsversammlung habe sich in mehreren Arbeitsberatungen intensiv mit der Lösungssuche mit dem Thema seit September beschäftigt, teilte Heidewasser-Geschäftsführerin Claudia Neumann der Volksstimme mit.

Der Volksstimme liegen unbestätigte Aussagen vor, denen zufolge auch Erschließungsmaßnahmen im Industriegebiet „Stegelitz-Dammfeld“ Grund für die gestiegenen Abwasserkosten sein könnten. Dazu erklärt Heidewasser-Geschäftsführerin Claudia Neumann: „Dazu kann man sagen, dass noch ausstehende Beitragseinnahmen aus dem Gewerbegebiet Stegelitz, die für eine Kreditumschuldung genutzt werden sollten, zu den höheren Zinsbelastungen führten.“ Dazu soll derzeit ein Klageverfahren laufen, so Claudia Neumann, ohne näher darauf einzugehen. Hauptursache der gestiegenen Abwassergebühren seien jedoch die gestiegenen Einleitkosten der Kläranlage.

Nach dem Preisanstieg: Sparen jetzt alle an Wasser?

Abzuwarten bleibt, ob die gestiegenen Abwasserkosten jetzt dazu führen, dass die Möckeraner weniger Abwasser „produzieren“. Schon vor zwölf Jahren hatte der damalige Verbandsgeschäftsführer des AZV, Frank von Holly, nach einer Preiserhöhung vor einer „Wasserspar-Euphorie“ gewarnt. Auch wenn die Menge des zu entsorgenden und somit abrechenbaren Abwassers zurück gehe, blieben die Aufwendungen für Instandhaltung des Abfluss- und Aufbereitungssystems doch konstant.