Zuchterfolg Wieder mehr Großtrappen im Fiener Bruch zwischen Tucheim und Paplitz

Von Simone Pötschke
In Deutschland, und damit auch im Fiener, gibt es soviele Großtrappen wie seit 30 Jahren nicht mehr. 347 Exemplare des „Märkischen Straußes“ erfasste der Förderverein Großtrappenschutz e.V. bei seiner Zählung zum Winterende, die zeitgleich in den noch drei verbleibenden Einstandsgebieten Belziger Landschaftswiesen, Fiener Bruch und im Havelländischen Luch vorgenommen wurde. Marcus Borchert, Vorsitzender des länderübergreifenden Fördervereins, verortet diese Zahl als großen Erfolg. Der Tiefststand der Trappenbestände wurde in Deutschland 1997 mit 57 Großtrappen erreicht. Im Fiener Bruch schrumpfte der Bestand um das Jahr 2000 bedrohlich auf nur fünf dieser streng geschützten Tiere.
Zwei Jahrzehnte später konnten nun 117 Steppenvögel auf dem 18.000 Hektar großen Lebensraum im Fiener ausgemacht werden. Das Niedermoorgebiet ist derzeit das letzte verbliebene Gebiet in Sachsen-Anhalt, in dem Großtrappen noch dauerhaft leben können. Wobei es gegenwärtig Bemühungen des Fördervereins gibt, ein neues Einstandsgebiet im Zerbster Land ab 2022 zu entwickeln. Dabei bleibt er Verein, wie bei den anderen Einstandsgebieten, auch weiterhin langfristig von EU-Fördermitteln und Spenden abhängig.
Auswilderungen sind wieder geplant
Dass die Großtrappen-Bestände in Deutschland jedoch einen vergleichbaren Stand wie im Jahr 1940 erreichten könnten, als noch 4100 Tiere nachgewiesen wurden, hält Borchert für absolut illusorisch. „Trappen“, sagt er, „können nur in speziellen, eigens wiederhergestellten und gemanagten Lebensräumen überleben.“ Die Trappe braucht offene, weiträumige, möglichst ungestörte Standorte, die extensiv bewirtschaftet werden. „Die Verfügbarkeit solcher Flächen entscheidend, um den Fortbestand der Großtrappe zu sichern“, sagt Borchert. Doch derzeit ist allein die Großtrappen-Population im Havelländischen Luch stabil genug und in der Lage, sich selbstständig bestandserhaltend zu reproduzieren. In den Belziger Landschaftswiesen und im Fiener Bruch, es ist flächenmäßig das größte Einstandsgebiet, muss dagegen nach wie vor mit Auswilderungen nachgeholfen werden. Auch in diesem Jahr ist wieder eine Auswilderung im Fiener geplant.
20 Küken sollen in Freiheit entlassen werden
Borchert geht davon aus, dass ab Mitte Juni 20 Küken ausgewildert werden können. Sie schlüpfen aus künstlich bebrüteten Gelegen, die außerhalb der Schutzräume ab Ende April aufgespürt werden müssen, da sie sonst leichte Beute von Fressfeinden werden. Eine große Hilfe seien hier, so Borchert, auch die Landmaschinenfahrer der Agrarbetriebe, die entdeckte Gelege an die Mitarbeiter des Fördervereins melden. Gerade im Fiener Bruch haben die Trappenschützer in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Auswilderung erreicht.
Darüber hinaus gibt es im Fiener mittlerweile immer mehr Tiere, die sich im Freiland entwickeln und damit wild aufwachsen. Etwa ein Drittel der Trappenhennen brüten in einer dafür eigens angelegten und geschützten 19 Hektar großen Fläche.
Landwirte und Jäger sind verlässliche Partner
Borchert führt die Zuchterfolge der vergangenen Jahre auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und auf methodische Verbesserungen in der Aufzucht zurück, aber auch auf das gewachsene, reibungslos funktionierende Miteinander der Trappenschützer mit Landwirten, Landeigentümern und Jägern. Die Weidmänner sorgen seit mittlerweile zehn Jahren für eine intensive Prädatoren-Bejagung. Füchse, Marder und anderes Raubzeug werden somit kurzgehalten. Dem Engagement der Jäger ist es zu verdanken, dass im letzten Jahr, zum ersten Mal seit Jahrzehnten, wieder ein wildes Trappenküken außerhalb des eingezäunten Areals flügge wurde.
Landwirte sind für die Trappenschützer verlässliche Partner bei der Abstimmung zu Gelegeschutzzonen, Mahdterminen oder beim Anlegen von Blüh- und Altgrasstreifen. Nur so, davon ist Borchert überzeugt, könne Trappenschutz langfristig funktionieren.
Agrargenossenschaft Tucheim wichtige Stütze
Dass die aktuelle Trappen-Bestandszählung für den Fiener positiv ausfiel, sei auch dem Umstand zu verdanken, dass die Trappen trotz des Schnees gut über den Winter gekommen seien. Dafür sorgte die Agrargenossenschaft Tucheim, indem sie eine zwei Hektar große Rapsfläche vom Schnee beräumte. Diese Aktion erwies sich als überlebenswichtig für die Trappen, weil sie nicht in der Lage sind, Nahrung freizuscharren, so dass sie bei hohem Schnee nicht mehr zum Futter gelangen. Auf der Suche nach schneefreien Flächen treten sie die so genannte Winterflucht an, die für viele Tiere oft tödlich endet.