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Musikfestival Das kleinste Festival der Welt - die Altmark zeigt, wie das geht

Es ist wohl das kleinste Musikevent der Altmark. Und es soll eigentlich auch nicht sehr viel größer werden. Was die privaten Macher des knuffigen kleinen „Mildefestivals“ umtreibt und was es ausmacht.

Von Maik Bock und Gesine Biermann Aktualisiert: 15.07.2024, 18:28
Richtige Partystimmung kamen mit der Blasmusik auch unter den jungen Damen auf.
Richtige Partystimmung kamen mit der Blasmusik auch unter den jungen Damen auf. Fotos: Maik Bock

Büste. - Der Büster Stau zwischen Mehrin, Vienau und Büste bietet pure Natur. Und es ist superstill dort. Einmal im Jahr allerdings wird’s ein bisschen lauter. Dann wird der Ort im altmärkischen Nirgendwo zum Mekka für Musikfreunde aus der Region. Dann wird dort das Mildefestival organisiert und gefeiert – das vermutlich kleinste seiner Art in der Altmark und weit darüber hinaus.

Mittlerweile ist es ein echter Geheimtipp für Musikfans – vom Jugendlichen bis zum Senior. Die Betonung liegt aber tatsächlich auf „Geheimtipp“. Mit drei Ausrufezeichen. Denn der Termin wird streng geheim gehalten. Auch in diesem Jahr war er nur unter der Hand zu erfahren. Die Organisatoren wollen das so. Damit die einzigartige Atmosphäre an der Milde nicht zerstört wird.

Die Anfänge des Mildefestivals liegen knapp zehn Jahre zurück. Alles begann mit einem Pavillon und nur wenigen Zelten, verrät Luis Motejat, der von Anfang an dabei ist, am Sonnabend. Zu dem Zeitpunkt spielt gerade die Musik. Und zwar live. Eröffnet wurde das Festival am Sonnabend nämlich von den Bismarker Blasmusikanten. Also fast ein bisschen wie in Wacken, auf Deutschlands berühmtestem Rockfestival, das in schöner Tradition immer von der Wackener Feuerwehrkapelle angeblasen wird.

 Nico Motejat präsentiert heiße Pellkartoffeln aus dem Dämpfer.
Nico Motejat präsentiert heiße Pellkartoffeln aus dem Dämpfer.
Foto: Maik Bock

Und die Bismarker Bläser stehen ihnen in nichts nach: Gut drei Stunden lang spielen sie auf. Und das Publikum von jung bis älter ist total begeistert und tanzt unter freiem Himmel.

Bereits am Freitagabend lief Musik aus der Konserve. Rock, House, Techno und Trance dröhnten durch die Lautsprecher bis in den Sonnabendmorgen hinein. Vorher gab’s aber noch richtige Livemucke von Elective Area – befreundete Musiker aus Altmersleben und Kalbe. Musiktechnisch steht das Mildefestival seinen „großen Brüdern“ also in nichts nach. Allerdings gibt es einen großen Unterschied. Für das „Mildefestival“ gibt’s keinen Ticketvorverkauf. Besucher sind handverlesen. Und das soll auch so bleiben. „Wer zu uns findet und friedlich ist, darf aber gern mit uns gemeinsam an einem der schönsten Orte der Altmark feiern“, versichert Luis Motejat vom harten Kern im Orgateam.

Sie sind 15 Altmärker aus den umliegenden Dörfern, und wenn das Festival zeitlich näher rückt, werden die 15 noch von einmal ebenso vielen Mitstreitern unterstützt. Auch die Eltern der Organisatoren mischen als Helfer im Hintergrund ordentlich mit. Und ganz wie bei den großen Vorbildern hat das Mildefestival selbstverständlich auch „Sponsoren“. Die Unterstützer, alles gute Bekannte der Mildefestival-Macher, – vom Trainer über den Spediteur bis zum Landwirt – helfen an den beiden Festivaltagen inklusive Vorbereitung und Aufräumen, wo sie nur können.

Und das merkt man auch dem Catering an, das wohl schon beim Zuhören jedem geübten Festivalfan das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt: Vom selbst gekochten Wurstgulasch mit Nudeln über Pellkartoffeln aus dem Dämpfer der Großeltern mit den verschiedensten Beilagen bis hin zu Omas selbst gebackenen Kuchen ist hier alles handgemacht. Genau wie der Wettbewerb „Slip n´ Flip-Cup“: Teilnehmer rutschen mit Anlauf bäuchlings über eine nasse Plane in Badesachen oder Kostüm und müssen danach am Ende ein Bier trinken – eine Riesengaudi.

Die Bismarker Blasmusiker sorgten drei Stunden lang für ausgelassene Stimmung beim Festival.
Die Bismarker Blasmusiker sorgten drei Stunden lang für ausgelassene Stimmung beim Festival.
Foto: Maik Bock

Und es gibt noch ein Alleinstellungsmerkmal: Das Thema Nachhaltigkeit wird extrem groß geschrieben. Es gibt nichts zum Einmal-Gebrauch. Nicht einmal Pappe. Einweg-Plastikgeschirr oder -becher schon gar nicht. Die Gäste essen von echten Tellern und trinken aus Kunststoffbechern aus dem Mehrwegsegment.

Für so viel Umweltbewusstsein schien dann zur Belohnung in Büste natürlich auch wie bestellt die Sonne. Lediglich am Freitag gab es ein kurzes Gewitter. Eine Schlammwüste wie beim jüngsten Wacken-Festival auf dem festgestampften Boden blieb aber in der altmärkischen Natur nicht zurück. Klein aber fein ist eben oft eine richtig gute Entscheidung.