1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Anbau von Sonnenblumen in der Altmark: Lindstedter Landwirt und die gelbe Blütenpracht

Anbau von Sonnenblumen in der Altmark Lindstedter Landwirt und die gelbe Blütenpracht

Anbau von Sonnenblumen ist eine Nische in der Landwirtschaft. Wann es sich lohnt, wie viel es einbringt und woran es scheitern kann, weiß ein altmärkischer Landwirt.

23.07.2024, 20:00
Die Sonnenblumen sind aktuell in Lindstedt schön anzuschauen, denn sie haben gerade ihre Vollblüte. 2023 stand hier noch Mais.
Die Sonnenblumen sind aktuell in Lindstedt schön anzuschauen, denn sie haben gerade ihre Vollblüte. 2023 stand hier noch Mais. Annemarie Arnold

Lindstedt - Von Annemarie ArnoldLindstedt. Sonnenblume. Der Name kommt nicht von ungefähr. Die Blume sieht nicht nur aus, wie eine Sonne, sie „schaut“ ihr auch hinterher. Morgens wendet sie den Kopf gen Osten, wo die Sonne aufgeht. Landwirt Peter Schütze von der Agrarproduktion Lindstedt erklärt allerdings: „Die Knospen drehen sich mit der Sonne. Die Köpfe selbst sind zwar ambitioniert, der Sonne hinterherzzuschauen, aber schaffen es kaum bis in den Süden“.

Auf einem Acker der Agrarproduktion kann man die schönen Feldfrüchte derzeit bewundern. „Eigentlich wollten wir gar keine Sonnenblumen mehr anbauen, weil es in den letzten Jahren dafür viel zu trocken war“, sagt Schütze. „Dann haben wir aber doch die Restsaat ausgesät. Und dieses Jahr sieht es aufgrund des vielen Regens gut mit dem Ertrag aus“, fügt er hinzu. Wichtig ist die Sonnenblume auch deshalb, weil sie Wechsel in die Fruchtfolge bringt: „Letztes Jahr hatten wir hier noch Mais“.

Pflegeleichte Pflanze

Welche Arbeiten stecken eigentlich hinter dem Sonnenblumen-Anbau und welche natürlichen Feinde hat sie? „Bei genügend Regen sind Sonnenblumen pflegeleicht“, weiß der Landwirt. Im April werden die Samen mit einer Einzelkornsämaschine ausgesät, wobei die Reihen jeweils 50 Zentimeter Abstand voneinander haben. „Darauf folgen die Bekämpfungsmaßnahmen gegen Beikraut“, erklärt Schütze. „Dann lässt man die Sonnenblume allerdings größtenteils in Ruhe“.

Die Pflanze hat also den großen Vorteil, dass man sich nach der Aussaat kaum um sie kümmern muss, erklärt der Fachmann: „Wenn die Sonnenblumen erst einmal hoch genug sind, wird es darunter schattig.“ Dann wachse auch kein weiteres Beikraut nach.

„Mich wundert es eigentlich, dass der Imker dieses Jahr noch nicht da war“, bemerkt Schütze. Bestäubt wird die Pflanze nämlich überwiegend von Bienen und zu einem geringen Teil durch Selbstbestäubung. Der Honig der Sonnenblume ist schön cremig und hat – klar – ein blumiges Aroma.

Peter Schütze.
Peter Schütze.
Annemarie Arnold

Im Sommer stehen die Sonnenblumen in Vollblüte. Die gelbe Pracht kann man gerade hier und da bestaunen. Geerntet werden sie Ende September bis in den Oktober, manchmal sogar erst im November. „Wenn das Jahr gut ist, ernten wir bis zu vier Tonnen Sonnenblumenkerne auf 70.000 bis 80.000 Pflanzen pro Hektar. Aktuell haben wir beinah 10 Hektar bepflanzt“, beziffert der Landwirt.

Wildschweine können sich verstecken

Schwer machen es der Sonnenblume neben der Trockenheit auch einige Tiere. Neben hungrigen Vögeln sind sie auch für Wildschweine ein Thema. „Die lieben bei Hitze den kühlen Schatten. Wenn man 200 Meter ins Feld geht, kann einem schon mal ein Wildschwein begegnen“, warnt der Landwirt. Laut Schütze sind Schnecken dagegen ein eher geringes Problem und Hasen nur dann, wenn die Pflanzen noch klein sind.

Ein weiterer „natürlicher Feind“ der Sonnenblume ist übrigens der Nachbar. „Mich stört es aber nicht, wenn Leute mal etwas für ihren Küchentisch mitnehmen. Es sieht ja auch schön aus“, sagt der Lindstädter Landwirt schmunzelnd.

Eine Tonne Kerne bringt bis zu 500 Euro

Nach der Ernte werden die Sonnenblumenkerne an regionale Ölmühlen verkauft, zum Beispiel nach Jävenitz oder Bismark. Dort werden sie zu Sonnenblumenöl verarbeitet. „Ein Sonnenblumenkern besteht zu 48 bis 52 Prozent aus Öl, 9 Prozent sind Wasser und der Rest feste Bestandteile“.

Die Agrarproduktion bekommt für eine Tonne Sonnenblumenkerne 500 Euro. Und das nur in einem guten Jahr, wenn „die Preise hoch sind. Dieses Jahr werden es wohl um die 250 Euro“.

Vergleicht man das mit geläufigen Supermarktpreisen, stellt man fest, dass man dort deutlich mehr dafür zahlt. Pro Kilo kosten die Kerne nämlich durchschnittlich sechs Euro.