Salchautreffen Symbol für verlorene Heimat
Beim Salchau-Treffen erinnerten sich die Besucher an das Heidedorf Salchau, das 1936 einem militärischen Übungsgelände weichen musste.
Salchau l Vor weniger als 100 Jahren waren hier noch Menschen zu Hause. Seit 1936 ist Salchau eine Wüstung. Am Sonnabend jedoch wurde das Dorf für einen Tag wieder lebendig, wenn auch nur in den Gedanken der Besucher und Organisatoren, die sich dort eingefunden hatten. Seit 1995 gibt es nämlich das Salchau-Treffen. Diesmal war es das 22. in Folge.
Es geht ums Erinnern an jenen Ort in der Colbitz-Letzlinger Heide, der einem militärischen Übungsgelände weichen musste. 74 Familien wurden damals umgesiedelt. Diese Zahl nannte Karl-Ulrich Kleemann noch einmal in seiner Ansprache. Sie alle wurden damals umgesiedelt, für sie alle änderte sich ihr ganzes Leben. Und auch heute noch gibt es Menschen, die davon erzählen können. Elf geborene Salchauer, vier Männer und sieben Frauen, leben heute noch, so Kleemann, Vorsitzende des Letzlinger Heimatvereines. Einer von ihnen war am Sonnabend sogar mit dabei. Der Gardeleger Horst Weingart war in seine einstige Heimat zurückgekommen, auch wenn heute nur noch ein Gedenkstein an sein Dorf erinnert. Viele andere Besucher konnten sich anhand der Schautafeln und Überreste des Dorfes ein Bild machen. Denn Salchau sei tatsächlich echt gewesen, betont auch Letzlingens Bürgermeisterin Regina Lessing. „Es gibt zwar immer mehr neue, fiktive Städte hier auf dem Gelände“, sagte sie, „aber Salchau bleibt das einzig echte Dorf.“
Und wie einst im lebendigen Dorf ging es auch darum, „sich auszutauschen und auf Menschen zuzugehen“, erinnerte Letzlingens Pfarrer Gerd Hinke. Im Hinblick auf das nahende Pfingstfest und Christi Himmelfahrt sei dieser Gedanke besonders wichtig. Das Salchau-Treffen sei auch „ein schöner Anlass für Bier und Bratwurst“, so Hinke schmunzelnd, denn beim zweiten Treffen in Salchau am Volkstrauertag sei der Hintergrund schließlich etwas ernster, aber trotzdem wichtig.
Oberst Uwe Alexander Becker stellte in Bezug auf Salchau vor allem den Heimatgedanken in den Mittelpunkt. „Salchau steht als Symbol für verlorene Heimat“, so Becker. Und das dürfe nie als selbstverständlich erachtet werden. „Man muss sich der Heimat bewusst werden, um sie zu schätzen“, erinnerte er. Deshalb sei das Salchau-Treffen so wichtig, auch wenn es „ein wenig altmodisch ist“, sei es immer noch viel spannender als ein langweiliger Chat im Internet. Denn Salchau, so versicherte Becker, „ist mehr als langweilige Geschichte“. Für ein Rahmenprogramm sorgten die Jagdhornbläser und der Männergesangverein aus Letzlingen.