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Kita-Leiterin stellt Engersener Betreuungskonzept vor / Zwei Kinder wurden zuvor abgemeldet "Unser Konzept ist eben einfach anders"

Von Gesine Biermann 18.01.2013, 02:23

Viel Bewegung und gesunde Ernährung stehen im Mittelpunkt des neuen Kita-Konzeptes der freien Engersener Einrichtung. Kita-Leiterin Anja Freist stellte es am Mittwoch den Eltern und Mitgliedern des Trägervereines vor.

Engersen l Nichts muss, vieles kann: "Wir probieren einfach aus", versprach Kita-Leiterin Anja Freist am Mittwochabend mehrfach den Eltern. Denn noch ist vieles neu für alle Beteiligten. Mit dem Trägerwechsel - die Kita war bis zum Jahresende in kommunaler Trägerschaft - gibt es in Engersen nämlich seit Jahresbeginn nicht nur neue Erzieher, sondern auch ein neues Konzept, neue Regeln für die Betreuung der Jungen und Mädchen. Genaueres erläuterte Freist während der ersten Elterversammlung, zu der sie gemeinsam mit dem Engersener Sportverein als Träger und dem neu gegründeten Kita-Verein in die Räume der "Grashüpfer" eingeladen hatte.

Und gehüpft werden soll tatsächlich viel. Denn dass sich die Kinder viel bewegen, auch an der frischen Luft, sei eines der erklärten Ziele in der "Bewegungskita", so Freist. "Wahrnehmung und Bewegung sollen bei uns im Vordergrund stehen." Mit dem Sportverein als Träger "haben wir dafür ja auch die allerbesten Voraussetzungen."

Spielzeugarme Raumgestaltung

Mit Graziella Calabrese gebe es für den Aspekt Bewegung zudem eine ausgebildete Fachkraft in der Kita. Nun hoffe sie auch noch auf die Unterstützung der Eltern als Helfer "und vielleicht auch als Sponsoren", so Freist optimistisch. Einer der Räume im Obergeschoss soll nämlich möglichst bald zum Bewegungsraum umgestaltet werden.

Als ausgebildete Naturpädagogin wolle sie zudem selbst "viele Dinge vor Ort anleiten", versicherte Freist, die seit Jahren auch die Jercheler Kita "Hollerbusch" leitet und nun also ihre Anwesenheit auf zwei Einrichtungen aufteilen muss.

Aus dem Hollerbusch indes bringt die Jerchelerin auch viele Ideen mit. So will das Team auf eine "spielzeugarme Gestaltung der Räume" achten. Das heiße nicht, dass Spielzeuge generell verbannt würden, beruhigte Freist. "Allerdings soll es nicht in der Masse vorgehalten werden." Weniger sei oft mehr, ein Verzicht - vor allem auf bis ins Detail vorgefertigtes Spielzeug - stärke Fantasie und Wahrnehmung der Kinder.

Ähnlich reduzierend will Freist auch ernährungstechnisch herangehen. "Aus gesundheitlichen Gründen wünschen wir uns, dass zwei Tage in der Woche fleischlos gegessen wird", erläuterte sie den Eltern. Dafür solle einmal in der Woche frisches Brot aus gemahlenem Getreide selbst gebacken werden. "Und sie werden erstaunt sein, wie das ihren Kindern schmeckt", versicherte sie schmunzelnd angesichts der fragenden Blicke einiger Mütter. Doch auch hier sei natürlich Probieren die Devise, versprach die neue Leiterin. "Unser Kita-Konzept ist eben einfach anders."

Wechsel ging ohne Probleme vonstatten

Gar nicht so anders als in anderen Einrichtungen wird es aber auch in Engersen Projekte wie die Faschingsfeier geben, die bereits für den 5. Februar geplant ist. Im März steht eine Übernachtung in der Einrichtung auf dem Programm; "und falls ihre Kinder nicht allein hier schlafen wollen: Sie und Ihre Luftmatratze sind herzlich willkommen". Im April sollen ein Crosslauf und eine Waldwoche stattfinden.

All das, so kommentierte schließlich einer der Väter, höre sich für ihn "eigentlich ganz gut an." Lob gab es auch von einigen Müttern. Ihnen gefiel unter anderem die Selbständigkeit - zum Beispiel beim Stullenschmieren - zu dem die Kinder von den Erzieherinnen angehalten würden. Und auch die Pädagoginnen selbst meldeten sich zu Wort: "Wir haben gestaunt, wie toll die Großen sind. Sie helfen immer den Jüngeren", lobte zum Beispiel Karin Hornburg.

Ohnehin sei der Wechsel ohne Probleme vonstatten gegangen, schätzte auch Anja Freist ein. "Immerhin hatten die Kinder nur sich", mussten die neuen Erzieherinnen erst kennenlernen, teilweise seien die Räume umgestaltet worden. "Doch das hat gut geklappt."

Seit Mittwoch gibt es auch ein Elternkuratorium. Eva Baake, Sylvia Perlberg, Mandy Krone, Nicole Matthais, Stephanie Bismark sowie Madeleine Bierlich - und damit genau die Hälfte aller Mütter - werden darin mitarbeiten. Denn seit wenigen Tagen gibt es nur noch zwölf, statt 14 Kinder in der Einrichtung. Zwei Familien haben ihre Sprösslinge abgemeldet. Kein guter Start für den neuen Kindergarten, der nur wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn die Kinderzahl sich deutlich erhöht.

Dass Kita-Team und Träger dennoch optimistisch bleiben, zeigt die Planung. Die nämlich reicht schon bis in den Herbst hinein. Dann soll es bei den Grashüpfern um das bodenständige Thema Ernte gehen.