Stärken vor Ort: EU-Projekt befasst sich mit familienfreundlicher Gastronomie im Altmarkkreis Vom Kinderteller bis zur Seniorenportion
Unter dem Motto "Familien gewinnen" stellten sich in den vergangenen Wochen 62 Gaststätten im Altmarkkreis den Fragen von Fred Müller und seinem Team. Sie testen derzeit innerhalb eines EU-Projektes, wie familienfreundlich die Gastronomie vor Ort ist.
Gardelegen l Fast alle Fragen kann Vassilios Raptis mit Ja beantworten. Klar gibt es zum Beispiel kleine Aufmerksamkeiten und Malsachen für Kinder in seinem Restaurant, selbstverständlich können Senioren kleinere Portionen bestellen, und Platz für Kinderwagen gibt es bei ihm allemal. Und so steht schnell fest: Der Gardeleger Gastwirt führt ein familienfreundliches Unternehmen. Ein Zertifikat, und später ein Siegel, mit dem er in diesem Sinne für sich werben kann, wird er demnächst erhalten. Das können ihm Projektleiter Fred Müller und seine beiden Mitarbeiterinnen Kathrin Staat und Andrea Franze gestern schon garantieren.
Die drei sind derzeit nämlich im gesamten Altmarkkreis unterwegs, um Gaststätten in Sachen Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit zu prüfen.
Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Reihe "Stärken vor Ort" vom Europäischen Sozialfonds (ESF). "Wir fordern gastronomische Einrichtungen auf, ihren Fokus mehr auf die Familien zu legen", erklärt Fred Müller, der die Befragungen in den vergangenen zehn Wochen leitete. Über ein Gütesiegel sollen Gäste dann künftig erkennen können, dass es sich bei den getesteten Restaurants um ein familienfreundliches Haus handelt. Zudem würden aber auch die Unternehmen vor Ort gestärkt, erläutert der freiberufliche Dozent, der sich von der Aktion weiterhin "Impulse für die Anziehungskraft des Tourismus in der Region" verspricht. Das Gütesiegel, so hofft er, solle außerdem Familien zeigen, dass es sich lohnt, ihren Lebensmittelpunkt in der Altmark zu haben.
Für die Prüfung hat das Projektteam eine spezielle Checkliste erarbeitet. Verlassen kann sich Müller aber auch auf das Urteil seiner beiden Mitarbeiterinnen, die ihn während der dreimonatigen Projektdauer begleiten. Sie nämlich sind ausgebildete Gastronomiefachfrauen. Und dass sie mit durchaus kritischem Blick werten, zeigt das Ergebnis des Projektes. Von 62 Häusern, die das Team besuchte, werden nämlich nur 29 demnächst mit dem Zertifikat "Familienfreundliches Gastgewerbe" werben dürfen. "Es gab allerdings Gasthäuser, die sich nicht an unserem Projekt beteiligen wollten", bedauert Müller.
Vissilios Raptis hat gestern indes keine Berührungsängste. Und er freut sich schon auf das Siegel, mit dem er künftig für die Familienfreundlichkeit seines Hauses werben darf. Zumal die Beteiligung kostenlos ist. "Die meisten der Teilnehmer haben allerdings wie er einen Gutschein spendiert, mit der eine Familie - wenn möglich eine, die sich einen Restaurantbesuch sonst nicht leisten kann - in ihrem Haus testessen darf", sagt Müller, der sich nun an die Auswertung des Projektes machen wird. In wenigen Wochen wird er mit seinen Mitarbeiterinnen aber noch einmal alle Gasthäuser besuchen, die den Test bestanden haben. Die Zertifikate wollen die drei schließlich persönlich überreichen.