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  7. Bauernlümmel, Mägde und Gaukler feiern bei "strohdummer" Bauernvesper

18. Auflage der mittelalterlichen Traditionsveranstaltung ist wieder ein großer Erfolg Bauernlümmel, Mägde und Gaukler feiern bei "strohdummer" Bauernvesper

Von Mike Fleske 03.04.2012, 05:20

Im Zeichen des Mittelalters wurde auch in diesem Jahr ausgelassen die 18. Bauernvesper gefeiert. Stilecht in Kleidung, Essen und Musik. Ein Teil der Gäste kam sogar von weit her, um bei der Traditionsveranstaltung dabei zu sein.

Genthin l Wie tüchtig Bauern, Bettler und böse Buben feiern können, bewiesen sie am Sonnabend im Saal des Hotel Restaurants Müller. Hotelchef Helmut Müller freute sich über die rege Beteiligung: "Wir haben gut 20 Prozent neue Gäste und zu 80 Prozent Stammkunden." Einer von Letzteren ist Udo Granzow aus Genthin, der mit Ehefrau und Nachbarn die Veranstaltung besuchte. Nur eine Bauernvesper hat er aus Krankheitsgründen verpasst, sonst war Granzow immer mit von der Partie. "Es gibt in jedem Jahr ein bisschen was Neues, das ist interessant", meinte er. Zudem sei es ein gemütlicher Abend, bei dem das Zusammensein groß geschrieben werde.

"Herzlich willkommen, ihr lumpenhaften Bauernlümmel und Mägde, zur räudigen Bauernvesper", begrüßte gat-Chef Eckhard Neumann die zahlreich erschienenen Besucher. In ebenso derber Manier ging es weiter. Da waren Verantwortliche des Abends "saudumm" und Tänzerinnen "trampelig". Neumann beschimpfte die Akteure nicht etwa, nein, er bediente sich der deftigen Sprache der historischen Zeit.

Viele der Besucher hatten sich stilecht in Kostüme geworfen. "Es ist schon toll, welche Gedanken sich die Meisten heute gemacht haben, um anders als sonst auszusehen", freute sich Marina Conradi von der Touristinformation Genthin. In ihren und den Händen ihres Teams lag die Vorbereitung des Abends. Überall sah man bäuerliche Kostüme, Mägde und allerhand Bekleidung, die mit dem Mittelalter zu tun hatten.

"Wir sind Kreuzritter", lachten Volkmar Püschel und Volker Schulz. Die beiden hatten ein weißes Gewand übergestreift und ein großes Kreuz auf der Brust. "Himmlische Vertreter, bereit Schandtaten zu begehen", scherzten sie. In einer kleinen Gruppe waren sie zum zehnten Mal aus Brandenburg angereist. "Das ist etwas ganz besonderes, andere Städte haben so etwas nicht", lobten sie die Vesper.

Musikalisch eingestimmt wurden die Anwesenden von der Gruppe "Schabernack" aus Goslar. Seit vier Jahren macht das Quartett nach eigenen Angaben mittelalternative Musik auf original-nachgebauten Instrumenten. Über das Interesse für die Historie hätten sie sich kennengelernt, erläutern die Musiker. Mit Schalmei, Geige, Trommel und Dudelsack brachten sie das Landvolk zum Tanzen und Feiern.

Für Stimmung sorgten ebenfalls die Tanzmäuse mit einer wahrlich mitreißenden Darbietung, die gleich darauf mit einer stürmisch vom Publikum geforderten Zugabe ergänzt werden musste. Für majestätischen Glanz sorgten zudem vier ländliche Königinnen. "Wir wollen damit die Vielfalt unserer Region präsentieren", meinte Marina Conradi.

Denn letztlich passen Kartoffel- und Gurkenkönigin perfekt zu der ländlichen Veranstaltung. Auch bei den Majestäten sprang der Funke über. "Ich bin im Karnevalsverein und da ist es ähnlich. Die Leute sind verkleidet und haben gute Laune", meinte beispielsweise Gurkenkönigin Susanne Kunkel. Natürlich zog nicht nur das Bühnenprogramm, sondern auch das reichlich gefüllte Buffet mit warmen und kalten Speisen die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich. Dort durfte den ganzen Abend "gevespert" werden.

Ein gebackenes Schwein ließ den Gästen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Dazu gab es Salate, Brot, Brötchen, Schinken und Wurst. Nachdem sich die Besucher gestärkt hatten, wurde zum Tanz aufgespielt. Was die Bauern und Mägde zahlreich annahmen. Daneben war das Treppentheater im Foyer des Hotels umlagert wie nie zuvor. Kurzfristig musste auf den gelehrigen Bauern und das Ganoven-Duo verzichtet werden. Dafür gab das gat-Theater ein Stelldichein und spielte Schwänke des Dichters Hans Sachs, die sehr gut angenommen wurden.

"Die Zuschauer waren bester Laune und haben mitgespielt", freute sich Eckhard Neumann. Besonders die Gäste aus Brandenburg hätten auf das Theater gewartet und für Stimmung gesorgt. "Es war spitze", meinte eine Zuschauerin und bestätigt: "Wir haben Tränen gelacht." Bis in die frühen Morgenstunden wurde im Saal getanzt und gelacht. Am Ende waren sich alle einig: "Zur nächsten Bauernvesper kommen wir wieder."