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Bienenhaltung Genthiner Imker im Aufwind

Es gibt mehr Imker, mehr Bienenvölker und mehr Fördergeld vom Land. Aber wirkt sich der positive Trend auch in Genthin aus?

Von Mike Fleske 07.04.2020, 01:01

Genthin/Magdeburg l Gute Nachrichten gab es Mitte März aus Magdeburg. Die Landesregierung möchte Imkereien für Ausstattung und Bienenvölker 250.000 Euro an jährlichen Fördermitteln zur Verfügung stellen. 74.000 Euro mehr als im Vorjahr. Denn die Bienenzucht boome, machte Umweltministerin Claudia Dalbert (Die Grünen) anhand von Zahlen deutlich: Anfang 2020 verzeichnete man in Sachsen-Anhalt 2814 Imker mit 23.390 Bienenvölkern. Gut 630 Imker und mehr als 5700 Bienenvölker mehr als im Vorjahr. Eine äußerst positive Tendenz.

Aber sehen lokale Imker diesen Trend genau so? „Ja“, sagt Marko Arndt vom Genthiner Imkerverein. „Ich sehe es so ähnlich wie Frau Dalbert, die Bienenförderung ist gut angenommen worden und wird auch genutzt.“ Arndt führt aus: „Bei uns im Imkerverein haben wir in den letzten Jahren viele neue junge Mitglieder gewonnen.“ Auch deshalb, weil die Genthiner Imker zu offenen Besuchstagen auf ihr Gelände eingeladen hatten und das Interesse der zahlreichen Besucher nutzten, um diese von der Imkerei zu überzeugen.

Die Zahlen machen es deutlich: „2014 gab es in Genthin und der Umgebung 26 Imker mit 190 Bienenvölkern, 2020 sind es 36 Imker mit 211 Völkern. Der Genthiner Imker sei im Durchschnitt 59 Jahre alt und habe sechs Bienenvölker. „Ich sehe positiv in die Zukunft“, sagt Marko Arndt. Die Bienen seien gut durch den Winter gekommen, obwohl sie aufgrund der Witterung nicht richtig zur Ruhe kamen, und es habe wenige Verluste durch die Varoamilbe gegeben. „Wir hoffen auf ein gutes Honigjahr was aber abhängig vom Wetter ist.“

Für den Schopsdorfer Imker Friedrich Rosenthal, der gemeinsam mit seinem Vater Nils den Ökohof Fläming im Nebenerwerb betreibt, ist die Tendenz ebenfalls positiv. „Ich nehme in den vergangenen Jahren das zunehmende Interesse an der Imkerei und den Honigbienen wahr.“ Themen rund um Umwelt- und Naturschutz sowie regionale und nachhaltige Landwirtschaft seien mittlerweile Bestandteil des öffentlichen Diskurses. Bei seinen Vorträgen über Bienenzucht etwa für die Kreisvolkshochschule oder in seinem Freiwilligen Ökologischen Jahr sei er auf viele sehr mit der Imkerei verbundene Zuhörer getroffen, die sich auch selbst versuchen wollten. Allerdings schränkt Rosenthal auch ein: „Die Imkerei als Trend manifestiert sich als solcher stärker in den städtisch geprägten Bereichen als in den ländlichen Regionen.“

Dennoch sei auch in Schopsdorf ein Zuwachs an Bienenzüchtern zu verzeichnen. Grund dafür seien auch die Fördermaßnahmen des Umweltministeriums für Neuimker. Auf dem Ökohof betreuen Vater und Sohn Rosenthal 20 Bienenvölker. Bei 20 bis 30 Kilogramm pro Bienenvolk kommen in guten Jahren da auch schon einmal bis zu einer halben Tonne Honig zusammen. Allerdings stellen die Herausfor- derungen des Klimawandels die Imker vor Probleme: „Besonders ab Ende Juni und im Juli finden die Bienen kaum noch Pflanzen zum Honigsammeln.“ Bei allen Bemühungen von Politik und Umweltinitiativen fehle es an bunten Wegrändern und Feldrainen sowie an Hecken in der Kulturlandschaft. „Teilweise wird auch das Grünland, also Wiesen und Weiden, zu intensiv bewirtschaftet.“

Ob die Imkerei in der derzeitigen Situation mehr oder weniger Zulauf erhält, vermag auch der Schopsdorfer nicht zu sagen: „Das Coronavirus und seine Auswirkungen werden uns definitiv das gesamte Jahr begleiten, es wird in unserer Gesellschaft einige Veränderungen geben. Im Zuge des erlassenen Kontaktverbots beschäftigen sich vielleicht noch mehr Menschen mit der Imkerei.“

Vielleicht hätten die Menschen in der Krise aber auch nur wenig Motivation, sich mit neuen Dingen in ihrem Leben zu beschäftigen. „Hinzu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen, manch einer sieht vielleicht im Vordergrund, dass er sich die Investition in die eigene Imkerei in unsicher wirkenden Zeiten nicht leisten kann.“ Rosenthal plädiert zudem dafür, die regionale Produktion des Honigs zu stärken.

„In Deutschland kommen nur 23 Prozent des Honigs aus heimischer Produktion.“ 77 Prozent würden importiert. „Wenn wir zunehmend Imker und Bienenvölker gewinnen und jene auch mehr Honig produzieren, braucht es auch einen Absatz des Honigs.

Angesichts der Zahlen besteht in meinen Augen ein hohes Potenzial, den Anteil von regional erzeugtem Honig im Verbrauch nach und nach deutlich zu erhöhen.“