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Rettungskräfte Großeinsatz für sechs Feuerwehren in Redekin

Feuer in der Werkstatt, eingeklemmte Person nach einem Crash, ein Mitarbeiter ist unter einer Metallplatte verschüttet: Ortsfeuerwehren treffen auf dieses Szenario.

Von Simone Pötschke 31.10.2023, 18:00
Ein Teil der Aufgabe: Feuerwehrleute befreien eine eingeklemmte Person aus einem Auto. Hier ist Arbeit mit dem hydraulischen Spreizer gefragt.
Ein Teil der Aufgabe: Feuerwehrleute befreien eine eingeklemmte Person aus einem Auto. Hier ist Arbeit mit dem hydraulischen Spreizer gefragt. Foto: Simone Pötschke

Redekin - Es ist eine angespannte Situation: Plötzlich geht ein Notruf ein. Auf einem Betriebsgelände müssen Feuerwehrleute in einer unübersichtliche Lage tätig werden.

André Stibitz, Mitarbeiter der Wiegel GmbH Parey in Redekin, ist etwas aufgeregt, als er am Freitag um 17.40 Uhr einen Notruf an die Leitstelle absetzt. Ein Feuer ist in der Werkstatt ausgebrochen, mehrere Personen werden vermisst. Genauere Angaben gibt es nicht - in der Werkstatt herrscht null Sicht. Später wird sich herausstellen, dass eine Person in einer weiteren, angrenzenden Halle unter einer Stahlplatte verschüttet wurde.

Eine Person ist eingeklemmt

Ein unter Schock stehender Pkw-Fahrer ist beim Verlassen des Geländes mit einem Gabelstapler kollidiert. Der Eingeklemmte muss gerettet werden. Das ist das Szenario, als nur wenige Minuten nach Absetzen des Notrufes die alarmierten Ortsfeuerwehren aus Redekin, Scharteucke, Nielebock, Klein- und Großwulkow sowie Jerichow eintreffen.

Ein Blaulichtgewitter der zwölf eintreffenden Feuerwehrfahrzeuge ruft in der anbrechenden Dunkelheit auf der B107 vereinzelt Schaulustige auf den Plan. Einsatzleiter Dirk Bothur nimmt deren Aufregung nicht wahr, denn dafür ist bei dem Profi und bei Jerichows Stadtwehrleiter Patrick Hegewald bei dieser Übung mit dem beziehungsreichen Namen „Gittermast 2023“ kein Platz. Sieben Beobachter sind vor Ort, die penibel darüber Nachweis führen, ob die 60 Feuerwehrleute das „Löschen, Retten und Bergen“ auch bei widrigen Bedingungen zügig und vor allem vorschriftsgemäß beherrschen.

Firma und Feuerwehrenkooperieren seit Jahren

Besonders aufmerksame Zuschauer findet die Übung an diesem Abend in der Chefetage der Wiegel GmbH, die mit Geschäftsführer Dr. Oliver Nitzsche, Dr. Birgit Postrach, Kaufmännische Leitung und Personal, und dem Produktionsleiter Sebastian Dickner vertreten ist. Unternehmen und die Ortsfeuerwehren arbeiten bereits seit Jahren gut zusammen, erst im April diente das Firmengelände als Austragungsort einer Evakuierungsübung. Unternehmen und Feuerwehren unterstützen sich gegenseitig bei Organisation und Vorbereitung. Alles soll möglichst realitätsnah über die Bühne gehen, so der gemeinsame Anspruch von Geschäftsleitung und Feuerwehren.

Einmal jährlich steht eine solche Übung auf dem Ausbildungsprogramm. Dass eine Übung auf sie zukommt, hätten die Kameraden und Kameradinnen natürlich gewusst, „doch welches Szenario sie erwartet, sickerte nicht durch“, sagt Stadtwehrleiter Patrick Hegewald. Er formuliert kurz und knapp, worauf es an diesem Abend ankommt. „Hier heißt es wirklich üben und nochmals üben, jeder Handgriff muss schließlich sitzen.“ Zeit und Schnelligkeit blieben ausnahmsweise zweitrangig.

Wiegel-Gruppe mit38 Standorten

Die sieben Beobachter an den drei Einsatzabschnitten mussten im Verlaufe der Stunden eine Vielzahl von Kriterien im Auge haben und sie in ihren Berichten festhalten, etwa das Zusammenwirken der Führungskräfte, die Info-Übermittlung an die Rettungsleitstelle und das Beherrschen der Grundtätigkeiten der Feuerwehrleute. Eine besondere Herausforderung bleibt die Arbeit mit dem hydraulischen Spreizer.

Auf dem Betriebsgelände in Redekin waren Einsatzkräfte aus sechs Feuerwehren im Einsatz.
Auf dem Betriebsgelände in Redekin waren Einsatzkräfte aus sechs Feuerwehren im Einsatz.
Foto: Simone Pötschke

Die Auswertung der Übung, erklärt Patrick Hegewald, wird dann in die weitere Standortausbildung einfließen. Nach einem ersten Bauchgefühl, verrät Hegewald, „ist die Übung super gelaufen.“ Die Kameraden und Kameradinnen seien gefordert, aber nicht überfordert gewesen.

Das Fazit von Wiegel-Geschäftsführer Dr. Nietzsche zum Ausklang der Übung, dass sich das Unternehmen auf kompetente Wehren verlassen könne, sei eine große Anerkennung gewesen, meint der Stadtwehrleiter. Patrick Hegewald sieht die Ausbildung der Ortsfeuerwehren dabei bereits jetzt auf einem „guten Level“. 80 Prozent der Feuerwehrleute leisteten die geforderten jährlichen 40 Ausbildungsstunden. „Damit rangieren wir im oberen Drittel der Feuerwehren im Landkreis.“

Die Führungskräfte besprechen die Details der Übung.
Die Führungskräfte besprechen die Details der Übung.
Fotos (2): S. Pötschke

Die Wiegel Parey GmbH & Co KG ist ein Teil der inhabergeführten Wiegel-Gruppe mit über 1.800 Mitarbeitern an 38 Standorten. Für Energieversorgung, Windkraft, Infrastrukturtechnik und Telekommunikation fertigt Wiegel Parey die passenden Stahlgittermaste. Am Produktionsstandort Redekin sind derzeit 140 Mitarbeiter tätig.

Das Unternehmen weist ein jährlichen Produktionsoutput von zirka 12.000 Tonnen Stahlkonstruktionen für Freileitungsmaste, Umspannwerkskonstruktionen und Telekommunikationsmaste auf.

Die Wiegel-Gruppe ist seit 2015 am Produktionsstandort Redekin. Das Unternehmen bildet in technischen und kaufmännischen Berufen aus.