Jutta Held, Leiterin des Schultz-Hencke-Hauses in Belicke, ist dankbar für die Großübung der Feuerwehr "Ich bin jeden Tag froh, wenn nichts passiert"
Nach der Großübung der Feuerwehren der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Jerichow Anfang Oktober im Kloster gab es nun eine Großübung in einem anderen Bereich der Einheitsgemeinde: Simuliert wurde ein Brand im Schultz-Hencke-Haus am Belicker See.
Belicke l Das Schultz-Hencke-Haus ist eine Einrichtung, in der Kinder mit extremen schulischen und sozialen Problemen betreut werden. Sie leben hier und sind nur hin und wieder auf Urlaub bei ihren Familien. Von den derzeit 20 Kindern und Jugendlichen waren an diesem Sonnabend acht hier in Belicke. Das Konzept der Übung sah vor, dass sieben von ihnen im Zusammenhang mit dem Brand vermisst werden.
Ausgearbeitet hatte das Konzept für diese Großübung Sven Koch, stellvertretender Wehrleiter der FFw Kade. Wieviel Arbeit allein in der Vorbereitung steckt, unterstrich bei einer ersten kurzen Auswertung am Schluss Stadtwehrleiter Ralf Braunschweig. "Man sagt, 60 Prozent der Arbeit entfällt auf die Vorbereitung, 30 auf die Übung selbst und 10 Prozent auf die Nachbereitung."
Anders als bei der Großübung im Kloster waren die Kameraden diesmal über den Termin der Übung informiert. Sven Koch begründete dies: "Es war vor allem wichtig, das Objekt kennenzulernen."
Jutta Held, Leiterin des Schultz-Hencke-Hauses Belicke, sieht das ebenso: "Eine solche Übung ist ganz wichtig", betonte sie. Denn das Haus sei sehr verwinkelt, und auch für die Kinder sei es nützlich gewesen, das Verhalten im Brandfall einmal ohne akute Gefahr zu üben. Trotz der guten Vorbereitung darauf durch die Betreuer machte sich teilweise Angst breit - obwohl Mitarbeiter der Einrichtung immer dabei waren.
Simuliert wurde ein Brand im Erdgeschoss, der sich von der Küche her ausbreitete. Starke Qualmbildung behinderte (theoretisch) die Sicht. Deshalb bekamen die Feuerwehrleute, die unter Atemschutz hinein gingen, blaue Folie über die Masken, um unter diesen erschwerten Bedingungen die Räume nach Menschen abzusuchen.
Insgesamt waren 18 Kameraden aus Kade, neun aus Karow und drei aus Genthin an der Übung beteiligt. Außerdem waren fünf Beobachter dabei. Die FFw Kade rückte als erste an, kurze Zeit später die FFw Karow. Dank der Tanklöschfahrzeuge stand den Kameraden für den Erstangriff sofort Wasser zur Verfügung, während die weitere Wasserversorgung von zwei Stellen im benachbarten Belicker See her aufgebaut werden konnte.
Nachalarmiert wurde die Drehleiter der Genthiner Feuerwehr, mit deren Hilfe die Rettung von Personen aus dem Obergeschoss geübt werden konnte - sowohl eines Jungen, der wohlauf war, als auch einer Puppe die per Trage in Sicherheit gebracht werden musste.
Bei seiner ersten kurzen Auswertung berichtete Sven Koch auch, wie die weiteren Nachalarmierungen theoretisch erfolgt wären: zunächst Notarzt und Rettungswagen sowie die Feuerwehr Brettin, etwas später dann noch die FFw Schlagenthin, drei weitere Rettungswagen und noch einen Notarzt. Das allerdings blieb Theorie.
Gruppenführer beim zuerst eingetroffenen Löschfahrzeug war Roger Wenslau, Ortswehrleiter von Kade. Beim ersten Aufbau kam er personell an die Grenzen und war froh, dass die Karower Wehr ziemlich schnell hinterher eintraf und unterstützte. Christian Hering von der FFw Kade, unter anderem auch stellvertretender Stadtwehrleiter, war zunächst für die Menschenrettung, dann für die Brandbekämpfung zuständig. Gelöscht wurde im weiteren Verlauf auch über die Drehleiter sowie vom hinteren Bereich her.
Die letzte Durchsuchung des Gebäudes erfolgte über den Hintereingang, aber von den zwei letzten vermissten Personen konnte nur eine gefunden werden. Blieb die Frage an Leiterin Jutta Held nach Hinweisen zum Verbleib des Jungen. "Er könnte zum Angeln gegangen sein..." lautete die vereinbarte Antwort. Tatsächlich hatte der Junge vom Anfang der Übung an auf dem gegenüberliegenden Bootssteg tapfer ausgeharrt, zur Sicherheit mit einer Schwimmweste ausgestattet. "Er wollte das unbedingt", berichtete Jutta Held. Am Ende wurde der Einsatz mit dem Schlauchboot dann eine wirkliche Rettung, denn inzwischen war es dem Jungen bitterkalt geworden.
Kameraden zeigten Einsatz
Es seien keine entscheidenden Fehler passiert, zog Ralf Braunschweig eine erste Bilanz. Im Detail werde die Übung zunächst noch mit Einsatzleitung und Gruppenführern durchgesprochen. Manchen Hinweis gab es auch schon während der Übung, so dass der Ablauf allein schon aus diesem Grund sicherlich etwas ausgedehnter war, als es im Ernstfall gewesen wäre.
Sehr zufrieden war Ralf Braunschweig auch mit der Motivation der Kameraden, die sich mit großer Einsatzfreudigkeit bemühten, diesem zum Glück fiktiven Szenario in allen Details gerecht zu werden, um im Ernstfall einer solchen Situation gewachsen zu sein. "Ich bin jeden Tag froh, wenn nichts passiert", betonte Jutta Held und bedankte sich bei allen Kameraden herzlich.