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Gedenken an das Eisenbahnunglück von Genthin Menschen sind immer noch bewegt: Erinnerungen an die Zugkatastrophe von 1939

Mit einer Zusammenkunft am Denkmal vor dem Bahnhof wurde an den Zusammensstoß zweier Züge vor 85. Jahren gedacht.

Von Mike Fleske Aktualisiert: 22.12.2024, 14:58
Genthiner gedachten den Opfern des  Eisenbahnunglückes von 1939.
Genthiner gedachten den Opfern des Eisenbahnunglückes von 1939. Foto: Mike Fleske

Genthin - Es ist ein Unglück, dass in Genthin noch immer nicht vergessen ist. Vor 85, Jahren stießen kurz vor dem Genthiner Bahnhof zwei Züge zusammen. Es ist bis heute die größte Katastrophe auf der Schiene der deutschen Eisbahngeschichte. Jetzt wurde an das Unglück erinnert und der Opfer gedacht.

Dazu aufgerufen hatten der Vorsitzende des Genthiner Stadtseniorenbeirates und die Stiftung Bahn Sozialwerk. Ob das Eisenbahnunglück von 1939 oder die Anschläge auf den Weihnachtsmärkten in Berlin vor acht Jahren und in Magdeburg vor zwei Tagen, so unterschiedlich die Ereignisse seien, so sehr glichen sich doch das Leid der überlebenden Opfer und die Trauer der Angehörigen der Getöteten, schickte der Vorsitzende der Stadtsenioren, Klaus-Dieter Bauer seinen Worten voraus.

Viele Opfer wurden im Genthiner Krankenhaus versorgt

Aufnahme der verunglückten Züge nach dem Eisenbahnunglück von Genthin 1939.
Aufnahme der verunglückten Züge nach dem Eisenbahnunglück von Genthin 1939.
Foto: Privat/Volksstimme Magdeburg Archiv

Bauer erinnerte an den Eisenbahnunfall im Genthiner Bahnhof vor 85 Jahren, bei dem am 22. Dezember 1939, um 0.53 Uhr, der D-Zug 180 von Berlin mit ungebremster Geschwindigkeit auf einen haltenden D 10 nach Köln aufgefahren war. Bauer erinnerte auch daran, dass durch Rettungskräfte, Ärzte und das Krankenhaus eine medizinische Hilfe für die Versorgung der Opfer bereitstand.

Ohne das Krankenhaus wären die Opferzahlen noch höher gewesen. „Deshalb ist es geboten, sich für eine umfangreiche medizinische Versorgung der Bevölkerung einzusetzen“, sagte er und forderte eine medizinische Versorgung, die auch bei unvorhergesehenen schlimmen Ereignisse ausreichend zur Verfügung stehe.

Einwohner unterstützten die Rettungsaktion am Genthiner Bahnhof

Was sich damals und heute nicht geändert habe, sei das bürgerschaftliche Engagament, fügte Antonia Beran, Leiterin des Kreismuseums Jerichower Land hinzu. Sowohl nach dem Unglück von 1939, als auch nach dem Anschlag in Magdeburg sei zu sehen gewesen, dass Menschen sofort mit ersten Maßnahmen begannen, Verletzten halfen und die Rettungskräfte unterstützten.

Mehr als 180 Menschen verloren 1939 durch das Unglück ihr Leben. Nach den Zahlen der Deutschen Reichsbahn waren 186 Tote und 106 Verletzte zu beklagen. Nach anderen Quellen war von 278 Toten und 453 Verletzten die Rede. Diese höheren Zahlen sind auch auf einem Denkmal vor dem Genthiner Bahnhof zu finden.

Für das hatten sich vor 25 Jahren die Genthiner Berndt Franke und Hartmut Rodius eingesetzt. Sie hatten es in Eigenregie entworfen und aufgestellt. Unterstützung von der Deutschen Bahn gab es seinerzeit nicht. Selbst die Materialkosten etwa für die ausgedienten Wagenräder, hätten die Initiatoren damals selbst getragen. Es war damals die Zeit, in der wieder stärker in der Öffentlichkeit an das Unglück erinnert wurde und es nicht mehr nur Fachkreisen vorbehalten war, sich damit zu beschäftigen.

Forderung nach einer dauerhaften Erinnerungsstätte

Der Vorsitzende des Fördervereins „Genthiner Stadtgeschichte“, Christian Kühnel rief die Bahn auf, eine Stätte für eine dauerhafte Ausstellung zum Eisenbahnunglück bereitzustellen. „Räume in der Nähe des Bahnhofes gibt es einige.“ Zudem gäbe es eine Reihe von persönlichen Geschichten, auch eine mediale und juristische Aufarbeitung, die im Zusammenhang mit dem Unglück geschildert werden könnten. So würden die Ereignisse vom Dezember 1939 dauerhaft dem Vergessen entrissen.

Möglicherweise nehmen die Gäste der Stiftung Bahn Sozialwerk die Eindrücke mit nach Brandenburg, wo die Gruppe in der Region angesiedelt ist und schieben damit die Diskussion um die Erinnerungsarbeit in Genthin an anderer Stelle an. Die Stiftung bietet soziale Unterstützung und kulturelle Angebote für aktive und ehemalige Bahnbeschäftigte sowie für deren Familien.