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Derbener ärgert Schutzgebiet-Entwurf "Menschen nicht ausklammern!"

Von Sigrun Tausche 08.12.2012, 02:25

"Wenn das durchkommt, können wir einen Zaun um Derben bauen", erregte sich Hans-Gottfried Bonitz, Vorsitzender des Derbener Anglervereins. Anlass war das Thema "Naturschutzgebiet Elbaue Jerichow" in der jüngsten Ortschaftsratssitzung. Derben ist hier besonders betroffen.

Derben l "Uns geht es nicht nur um die Befahrbarkeit des Gebiets, sondern auch um unser Sommerfest", erklärte Bonitz. "Wir haben schon Widerspruch eingelegt und machen jetzt eine Unterschriftensammlung." Wenn es um den Schutz der Natur geht, dürften die Menschen nicht ausgeklammert werden, betonte er. Aber das würde hier so kommen.

Ortsbürgermeister Werner Meier stimmte dem zu: "Ich hatte mich dafür eingesetzt, dass die Alte Elbe auch eine Attraktion für Touristen wird", erinnerte er. "Nun soll die Grenze des Naturschutzgebiets vom Anglerheim bis zum Pareyer Verbindungskanal dorfseitig am Ufer der Baggerelbe entlang führen. Zwar steht im Entwurf, dass Motorboote hier weiterhin fahren dürfen - aber es darf nichts verändert werden. Das heißt: Wenn ein Baum ins Wasser stürzt, muss er liegen bleiben. Dann ist es mit dem Bootsverkehr bald vorbei!"

Betroffen wäre vor allem die große Schute der Angler, die aufwendig saniert wurde, und nicht zuletzt auch das Pareyer Mühlenfloß. "Wir könnten uns als Verein auflösen", stellt Hans-Gottfried Bonitz die Konsequenzen dar, und Werner Meier befürchtet, dass es mit der Kultur im Dorf letztlich auch "den Bach hinunter gehen" würde. "Wir hatten erst 2004 13 000 Euro in den Sanitärcontainer für den Angler-Festplatz investiert", blickte er zurück.

Holger Bär hat 32 Hektar Fläche innerhalb des geplanten Naturschutzgebiets und ist deshalb ebenfalls sehr verärgert. "Das ist ein Einschnitt in die persönliche Freiheit", sagte er und weist zudem darauf hin, dass sich sogar Wohngrundstücke innerhalb der ausgewiesenen Grenzen befinden.

Eines der betroffenen Grundstücke gehört Familie Reinhold, die auf der Neuderbener Seite gegenüber der Pareyer Schleuse wohnt. Anita Reinhold befürchtet erhebliche Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit und ein Sinken des Verkehrswerts ihres Grundstücks

Was die Derbener auch sehr verwundert, ist, dass innerhalb der gezogenen Grenzen zwischen Deich und Bagger-elbe sich ein "Vorranggebiet für Kiesgewinnung" befindet. Ob denn hier eine Behörde mit der anderen überhaupt noch rede, fragen sie sich. Und dann der Hochwasserschutz, wobei die hier recht breiten Flächen elbseitig vom Deich betroffen sind: Schwemmgut, das sich stauen könnte, wird derzeit regelmäßig abgesammelt. Was, wenn das nicht mehr erlaubt ist? Und der Müller, der mit dem Hochwasser mitkommt - soll der auch liegen bleiben?

"Wir sind prinzipiell dagegen", fasste Hans-Gottfried Bonitz die Meinung der Angler zum Entwurf für das NSG zusammen. Stimmen, die das Vorhaben in dieser Form verteidigten, gab es an diesem Abend in Derben nicht.