Ungeziefer Rattenplage ärgert Anwohner
Über eine massive Rattenpopulation ärgern sich Anwohner der Genthiner Bebelstraße.
Genthin l „Es ist gelinde gesagt ekelhaft“, schimpft die Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses der Bebelstraße. „Die Ratten laufen durch ein kleines Loch im Zaun vom gegenüberliegenden Grundstück auf die Straße und werden dort von den Autos überfahren“, schildert sie. Mit dem Smartphone hat sie die Tierreste fotografiert.
Mehrere überfahrene Ratten liegen auf der Fahrbahn. Ein anderer Anwohner fügt hinzu: „Irgendwann kommen dann die Vögel und halten sich an den Kadavern schadlos.“ Was dann noch bleibe, spüle der Regen von der Straße und würde bei der Straßenreinigung beseitigt. Immer wieder schaffen es aber auch Tiere auf die Grundstücke. „Wir hatten bereits Ratten im Garten“, berichtet die Anwohnerin eines Einfamilienhauses. „Deshalb lassen wir auch nachts kein Fenster mehr offen“, sagt sie. In den warmen Sommernächten sei es unangenehm gewesen. „Aber bevor wir Ungeziefer ins Haus bekommen, ist es das kleinere Übel.“
Auffällig ist, dass sämtliche Anwohner ihre Kellerfenster abgedichtet haben, sodass Ungeziefer draußen gehalten wird. Überhaupt ist die Ansiedlung mit den vielen Gebäuden ein deutlicher Kontrast zur an der Bahnstrecke liegenden Seite. Hier die gepflegten Ein- und Mehrfamilienhäuser mit den liebevoll hergerichteten Vorgärten. Auf der anderen Seite die ehemaligen Bahngebäude mit dem dunklen Haus hinter dem Bahnhof. Es befindet sich in Privatbesitz. Hausnummer oder Briefkasten - Fehlanzeige. Das Tor zum Grundstück ist verschlossen.
Dem Anschein nach ist das Haus unbewohnt. Jedoch haben Anwohner beobachtet, dass sich immer wieder zwei Personen in dem Gebäude aufhalten. Diese Personen sollen Tauben angefüttert haben und durch den offenen Verbleib von Essensresten im Garten die Rattenplage verursacht haben. Für die Anwohner ein unhaltbarer Zustand. „Hier muss dringend etwas seitens der Verwaltung gemacht werden“, finden die Bewohner.
Das ist auch grundsätzlich möglich, wie Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Anfrage bestätigt: „Wenn der Grundstückseigentümer nichts unternimmt, kann die Gemeinde, gegebenenfalls auf Kosten des Grundstückseigentümers tätig werden und sich dann die Kosten vom Eigentümer zurückerstatten lassen.“ Denn zuständig für die Rattenbekämpfung im Rahmen der allgemeinen Gefahrenabwehr sei die örtliche Gemeinde.
Hier sind bereits Hinweise auf die Problematik eingegangen. „Die Grundstückseigentümerin hat ihren Wohnsitz in Berlin. Aufgrund der derzeit vorzufindenden Grundstückseinfriedung ist seitens der Stadt kein Handlungsbedarf gegeben, da das Tor verschlossen und der Zaun nicht beschädigt ist“, erläutert der Genthiner Bürgermeister Thomas Barz.
„Durch Hinweise von Anwohnern wurde die Grundstückseigentümerin bereits auf ein mögliches Ungezieferproblem hingewiesen“, fügt er hinzu. Die Eigentümerin habe in einer Rückmeldung an die Stadt versichert, dass sie Maßnahmen zur Bekämpfung ergreifen werde, sollte sich auf dem Grundstück Ungeziefer befinden. Diese Abhilfe scheint aber nicht ausreichend gewesen zu sein, noch immer gibt es die Rattenplage. Seitens der Stadt sind die Spielräume für Maßnahmen beschränkt, das Grundstück sei abgeschlossen, der Zaun intakt.
„Es handelt sich um ein Privatgrundstück, bei dem die Stadt keine Möglichkeit hat, eine Schädlingsbekämpfung durchzuführen“, bedauert der Bürgermeister. „Tritt im öffentlichen Bereich beispielsweise an Straßen, Schächten oder Regenwasserkanälen nachweislich Ungeziefer auf, werden durch einen qualifizierten Schädlingsbekämpfer Maßnahmen eingeleitet.“ Die Anwohner dürften allerdings auf ihren Grundstücken selbst Köder einsetzen, um Schädlinge zu bekämpfen.
Das möchten die Bewohner allerdings nicht, da viele Haustiere halten, die möglicherweise ebenfalls von den Ködern fressen und dann verenden würden. Allerdings beschäftigt sich die Verwaltung erneut mit den Problemen.
„Wir versuchen durchaus zu agieren, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“, sagt Alexandra Adel, Fachbereichsleiterin Verwaltung/Bürgerservice. „Wenn die Anwohner weitere Informationen etwa Fotos für uns haben, nehmen wir dies auf und würden uns die Situation auch noch einmal vor Ort ansehen.“